Partner und Kontrahenten zugleich

Hallschlag · Im Frühjahr gründeten sie eine gemeinsame Liste für die Wahl zum Verbandsgemeinderat Obere Kyll, weil sie die Fusion mit Prüm vorantreiben wollen. Am Sonntag treten nun Hans-Jürgen Breuer und Dirk Weicker gegeneinander an - bei der Stichwahl um das Amt des Ortsbürgermeisters von Hallschlag.

Hallschlag. Sie kämpfen Seite an Seite dafür, dass eine Fusion zwischen ihrer Verbandsgemeinde (VG Obere Kyll) und Prüm in die Tat umgesetzt wird: Hans-Jürgen Breuer, seit zwei Amtszeiten Ortsbürgermeister in Hallschlag, und Dirk Weicker. Weicker schaffte es mit der Liste "Bürgerwille", die von den beiden Hallschlagern im Frühjahr mitgegründet worden war (der TV berichtete), dann auch tatsächlich in den VG-Rat.Kommunalwahl 2014


Am Sonntag, 8. Juni, werden Breuer und Weicker allerdings zu Kontrahenten: Denn beide gelangten in die Stichwahl als Kandidaten für den Posten des Gemeindechefs in ihrem Dorf. (siehe Extra, der TV berichtete).
Für Dirk Weicker ist seine Kandidatur einem gewissen Pragmatismus geschuldet: "Ich habe zu Breuer gesagt: Wenn er Gegenkandidaten kriegt, trete ich auch an - bevor jemand gewählt wird, auf den ich gar keine Lust habe." Und dann sei sein Satz "ruckzuck im Dorf durch" gewesen, sagt der 51-Jährige. "Da blieb mir dann gar nichts anderes übrig."
Er sei gar nicht unzufrieden mit der Arbeit des bisherigen Amtsinhabers, sagt Weicker. "Er hat sich viel eingesetzt für die Gemeinde und prinzipiell gute Arbeit gemacht."
Weicker hat sich vorgenommen, im Fall seiner Wahl diese Arbeit fortzusetzen, dabei aber "etwas mehr zu kommunizieren und den Gemeinderat stärker einzubeziehen, damit ein bisschen mehr Miteinander entsteht". Wichtig ist ihm aber auch, dass Breuer, falls ihn die Bürger nicht mehr als Gemeindechef haben wollen, im Rat bleibt und bereit ist, den Neuen zu unterstützen. Dirk Weicker ist seit 15 Jahren als Heilpraktiker in Hallschlag niedergelassen, davor lebte er in der Siedlung Hammerhütte und praktizierte in Stadtkyll. Er stammt aus Iserlohn, ist verheiratet und hat drei Kinder.
Hans-Jürgen Breuer ist 54 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Der Elektriker arbeitet bei der Feluwa GmbH in Mürlenbach. Seinen Gegner schätzt er durchaus, auch von der gemeinsamen Arbeit im Ortsgemeinderat her: "Die Arbeit mit ihm ist okay, ganz sicher. Das waren immer konstruktive Gespräche. Er macht sich schon Gedanken, das kann ich nicht von allen Ratsmitgliedern immer so behaupten."
Er traue Weicker auch zu, ein guter Ortsbürgermeister zu sein, "aber es wird ihn viel Zeit kosten". Außerdem denkt Breuer, dass er selbst die anstehenden Aufgaben, darunter die Kommunalreform und die Fusion mit Prüm dann doch "besser handhaben kann als ein Newcomer".
Allerdings wäre es kein Beinbruch, nicht mehr gewählt zu werden. Breuer: "Ich kann damit leben, weiterzumachen, und ich kann damit leben, nicht mehr weiterzumachen."Meinung

Eine richtige Wahl
Nicht schlecht für Hallschlag: Die Bürger können sich zwischen zwei sehr unterschiedlichen Kandidaten entscheiden. Einerseits der kantige, kämpferische Amtsinhaber, dem es nichts ausmacht, auch einmal mit seiner handfesten Art gegen eine Wand zu laufen - und auf der anderen Seite ein Mann, der vermutlich etwas konzilianter und geschliffener ans Werk gehen würde. Dass sich beide sehr für ihr Dorf einsetzen, haben sie in den vergangenen Jahren bereits bewiesen. Und dass Breuer und Weicker einander nicht mit wahlkämpferischen Gemeinheiten runterputzen, ist zusätzlich ein gutes Zeichen. fp.linden@volksfreund.deExtra

In Hallschlag leben 470 Menschen, 360 von ihnen sind wahlberechtigt. Bei den Kommunalwahlen vor zwei Wochen wurden 230 gültige Stimmen abgegeben, die Beteiligung lag bei 66,4 Prozent. Von den drei Bürgermeister-Kandidaten erhielt Amtsinhaber Hans-Jürgen Breuer 37,83 Prozent. Sein Konkurrent Dirk Weicker erzielte ein Ergebnis von 33,91 Prozent. Susanne Orzekowsky schied mit 28,26 Prozent der Stimmen aus dem Rennen aus. fpl

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