Perspektiven für die "Kultur-Stadt Trier"

Unter dem Titel "Wer will was" nehmen wir in den nächsten Tagen die Programme der Listen für die Stadtratswahl in Trier unter die Lupe. Gegliedert nach Themenbereichen, untersuchen TV-Redakteure Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Parteien und Gruppierungen. Den Auftakt macht der Bereich Kultur/Events.

 Weisheit und Erkenntnis könnten der Trierer Kulturpolitik nicht schaden. Kommt sie aus dem Papier der Parteiprogramme? Das müssen die Wähler entscheiden. – Szenenfoto aus „Nabucco“, Antikenfestspiele 2008. TV-Archiv/Foto: Friedemann Vetter

Weisheit und Erkenntnis könnten der Trierer Kulturpolitik nicht schaden. Kommt sie aus dem Papier der Parteiprogramme? Das müssen die Wähler entscheiden. – Szenenfoto aus „Nabucco“, Antikenfestspiele 2008. TV-Archiv/Foto: Friedemann Vetter

Trier. Wie viel Gewicht dem Kultur- und Veranstaltungssektor in Trier zukommt, lässt sich daran ablesen, dass dem Thema in fast allen Wahlprogrammen (bei der CDU ist es noch ein Entwurf) komplette Kapitel gewidmet sind. Die SPD will "Mit Kultur Neues schaffen", die Grünen beschwören "Keine Abstriche bei der Kultur", die CDU will gar "Trier als europäische Kulturstadt positionieren". Eine Ausnahme bildet die "Linke", in deren Programm Kultur nur als Mini-Randnotiz bei der Forderung nach einem "Sozialticket für das soziokulturelle Leben" vorkommt.

Trotz aller Bekenntnisse zur Wichtigkeit der Kultur, auch unter touristischen Gesichtspunkten, gibt es bei Nuancen und Schwerpunktsetzungen durchaus Unterschiede. So marschiert die SPD am forschesten voran, wenn es ums Theater geht: Sanierung an Ort und Stelle, Weiterbetrieb als Drei-Sparten-Haus. Die UBM verspricht, "die Qualität des Theater- und Konzertangebots sicherzustellen", die CDU plädiert für Sanierung, vermeidet aber inhaltliche Aussagen, die Grünen erwähnen das Theater nur im Nebensatz. Risikofreudig die FDP, die angesichts mangelnder Mittel als einzige die Frage nach "alternativen Finanzierungslösungen" aufwirft.

Bessere Vernetzung und Koordination fordern SPD und Grüne, verbunden mit deutlicher Kritik am CDU-Kulturdezernenten. Ganz konkret wird die FDP: Man will eine "Stadtmarketinggesellschaft zur Organisation, Koordination und Vermarktung" von Kulturangeboten gründen.

Unisono wollen Grüne, CDU, FDP, UBM und SPD die Antikenfestspiele fortsetzen, allerdings mit klarerem Konzept und besserem Marketing. Den Erhalt von "Brot und Spiele" haben sich CDU, FDP und UBM ausdrücklich auf die Fahnen und ins Programm geschrieben, die Grünen hingegen sprechen etwas vage vom "Verschwenden städtischer Gelder in dunklen Löchern privatwirtschaftlich motivierter Einzelinteressen".

Fast alle Programme räumen der "freien Kulturszene" eine erhebliche Bedeutung ein. Die CDU strebt dabei offenbar eine Neuorientierung der Tufa weg von den "Alt-80ern", hin zu Jugendlichen und Studenten an. SPD und Grüne machen sich besonders stark für die Dezentralisierung von Kulturangeboten in den Stadtteilen. Und sie wollen, wie es bei den Grünen heißt, "die kulturelle Teilhabe auch finanziell Benachteiligter stärker ermöglichen".

Neben der allseitigen Forderung nach besserer Einbindung des Trierer Kulturangebots in Region und Großregion haben die Parteien auch jeweils herausgehobene Einzelpunkte. So will die CDU das Kulturdenkmal Porta Nigra aufwerten, die UBM misst der Sicherung des "breiten und guten Unterrichtsangebots" des städtischen Bildungszentrums große Bedeutung bei. Die SPD hebt besonders den Investitionsbedarf bei Stadtbibliothek und Stadtarchiv hervor, die FDP will multikulturelle Initiativen stärken, und die Grünen verlangen erhöhte Sensibilität im Umgang mit den Baudenkmälern.

Was ist mit der NPD?

Neben den im Artikel vertretenen Parteien und Vereinigungen kandidiert auch die NPD für den Trierer Stadtrat. Der Wahlausschuss hat die rechtsradikale Partei zugelassen, weil sie die nötige Zahl der Unterschriften vorgelegt hat. Der TV behandelt die NPD wie alle Parteien im Rahmen seiner festgelegten und veröffentlichten Wahlkampfrichtlinien. Das kann aber nur im gleichen Rahmen gelten, wie die NPD sich an die Gepflogenheiten im Umgang mit der Presse hält. Dem TV liegt kein Wahlprogramm vor, zur Aufstellung der NPD-Liste oder zu Wahlveranstaltungen war die Presse - anders als bei allen anderen - nicht eingeladen. Ohne Transparenz ist eine angemessene freie Berichterstattung nicht möglich.
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