Porträt: Klöckners Traum vom Regieren vorerst vorbei

Mainz (dpa) · Jung, forsch, schlagfertig und doch vorerst gescheitert: Die CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner hat es bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz den Hochrechnungen zufolge nicht vermocht, den SPD-Ministerpräsidenten Kurt Beck vom Thron zu stürzen.

Entgegen dem ursprünglichen CDU-Wahlziel „Ein Prozent mehr als die SPD plus x“ bleiben vielmehr die Sozialdemokraten mit knappem Vorsprung stärkste Kraft im Parlament und könnten mit den neu im Landtag vertretenen Grünen koalieren.

Klöckners Traum, zur ersten Ministerpräsidentin in Rheinland-Pfalz aufzusteigen, ist damit ausgeträumt. Vorerst jedenfalls. Denn bei den nächsten Landtagswahlen 2016 wird die ehemalige deutsche Weinkönigin erst 43 Jahre alt sein. Viele erwarten, dass Klöckner sich möglicherweise nun als CDU-Fraktionschefin im Landtag profilieren will und in fünf Jahren erneut nach dem Amt der Regierungschefin zu greifen versucht. Der jetzt 62-jährige Beck will dann nach eigener Aussage die Staatskanzlei in Mainz verlassen.

Die selbstbewusste Klöckner, die erst seit 2010 CDU-Landesvorsitzende ist, arbeitete bis vor kurzem als Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesagrarministerium in Berlin. Weil sie „nicht mit einem Rückfahrtticket in den Wahlkampf an Rhein und Mosel“ ziehen wollte, gab sie Mitte Februar das Amt auf. „Ich mache nicht gerne halbe Dinge, und das ist eine klare Entscheidung“, erklärte die Winzertochter aus dem Nahetal, die als Vertraute von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gilt.

Blonde Frau und bärtiger Mann, junge Angreiferin und älterer Landesvater, CDU und SPD: So unterschiedlich Klöckner und Beck auf den ersten Blick wirken, so viele Gemeinsamkeiten lassen sich auch finden. Beide gelten als bodenständig und beliebt, beide sind ihrer Heimat von Geburt an verbunden, beide hat das Landleben geprägt.

Die telegene und medial erfahrene Klöckner arbeitete einst als Religionslehrerin und Journalistin. 2002 wurde sie erstmals Bundestagsabgeordnete. Im jetzigen Wahlkampf scheute sie wie ihr Gegenspieler Beck keine Mühen, reiste landauf landab und absolvierte schier unzählige Termine. Im Gegensatz zu ihrer Partei in Rheinland-Pfalz konnte sie als persönlich unbelastet von Affären auftreten.

Unspektakulär klingt, was die kinderlose Politikerin über ihre Privatleben berichtet: „Lesen, reisen, Zeit mit meinem Lebensgefährten verbringen, Freunde treffen, joggen, mit meiner Nichte, meinem Neffen und meinen Patenkindern ein bisschen Kind sein.“ Kürzer ist Klöckners Antwort auf die Frage, auf was sie keinesfalls verzichten könne: „Gummibärchen“.

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