Porträt: Konservativer Mappus verliert CDU-Bastion

Stuttgart (dpa) · Zu seinen Vorbildern gehören Franz Josef Strauß, Helmut Kohl und Erwin Teufel - alle drei waren lange Jahre Regierungschef.

Stefan Mappus wollte ihnen nacheifern, doch seine Amtszeit als baden-württembergischer Ministerpräsident ist nach nur gut einem Jahr jäh beendet worden. Seinen „Traumjob“ ist der 44-Jährige los. Trotz der dramatischen Niederlage zeigte er sich als guter Verlierer und sagte an die Adresse der künftigen grün-roten Koalition: „Deshalb gratuliere ich jenen, die die Regierungsverantwortung übernehmen werden.“

Schon in den letzten Tagen vor der Wahl schlug der als politisches Raubein bekannte Mappus im dpa-Interview ungewohnt nachdenkliche Töne an. Ob Sieg oder Niederlage, er sei als evangelischer Christ auf alles gefasst: „Weil ich christlichen Glaubens bin, glaube ich daran, dass ich alles aus Gottes Hand so nehme, wie es kommt.“

Dabei polarisiert der stämmige Pforzheimer mit Inbrunst, wie selbst enge Freunde finden. Privat ist er ein Familienmensch, kickt oft mit seinen beiden Jungs Christian (8) und Benedikt (6), mag Wurstsalat und feiert gern. Seine Frau Susanne Verweyen-Mappus (49) ist als ehemalige Geschäftsführerin der Südwest-CDU ein Politprofi - als erste First Lady im Ländle hat sie im Wahlkampf mitgemischt.

In der CDU galt Mappus als konservativer Hoffnungsträger mit Blitzkarriere. Teufel machte 1998 den damals 32-jährigen Ökonomen zum Umwelt-Staatssekretär. Fünf Jahre später stieg er zum Minister auf, bevor er 2005 Fraktionschef wurde. Mappus profilierte sich als Gegenspieler von Ministerpräsident Günther Oettinger, den er am 10. Februar 2010 beerbte.

Es gab Vergleiche mit Strauß - wie er ein begeisterter Hobbypilot. Ex-Regierungschef Lothar Späth nannte ihn eine „Dampfmaschine“. Doch sein Temperament spielte Mappus öfter einen Streich. Nur schwer konnte sich der Ex-Fraktionschef von seiner Rolle als „Wadenbeißer“ lösen. Gleich zweimal sah er sich als Ministerpräsident gezwungen, seinen zuvor mit aller Härte beschworenen Kurs ruckartig zu ändern.

Im heißen „Stuttgart-21-Herbst“ bot Haudegen Mappus zunächst zehntausenden Gegnern des Milliarden-Bahnprojekts die Stirn. Doch nach dem Einsatz von Wasserwerfern gegen Demonstranten stand er plötzlich bundesweit als „Rambo“ am Pranger. Er zeigte sich zerknirscht und machte Ex-CDU-Generalsekretär Heiner Geißler zum Schlichter. Ein Glücksgriff - die Proteste flauten Ende 2010 ab.

Der Tag, an dem seine Glaubwürdigkeit heftig erschüttert wurde, kam gut zwei Wochen vor der Wahl. Durch die nukleare Katastrophe in Japan stand der eiserne Verfechter der Verlängerung der Atomlaufzeiten wie ein begossener Pudel da. Wieder gab er sich demütig und drehte bei. Doch diesen Schwenk, eng abgestimmt mit Kanzlerin Angela Merkel, nahmen ihm viele nicht mehr ab.

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