Wochenend-Zusammenfassung Rock am Ring ein Riesenerfolg – 85 000 Fans feiern ausgelassen auf dem Nürburgring (Fotos/Videos)

Nürburgring · Die Fans feiern drei Tage lang und lassen sich auch vom Wetter nicht bremsen. Viele Emotionen werden frei, Rock am Ring wird zum Riesenerfolg. Volksfreund.de fasst das Wochenende zusammen.

 Bunt und gut gelaunt: Rapper Alligatoah bei seinem Auftritt auf der Rock-am-Ring-Bühne.

Bunt und gut gelaunt: Rapper Alligatoah bei seinem Auftritt auf der Rock-am-Ring-Bühne.

Foto: Trierischer Volksfreund/Julia Nemesheimer

„Bitte geh noch nicht. Bleib noch ein bisschen hier.“ Die Ärzte singen am Samstagabend ihren Hit „Wie es geht“ und liefern dem Festival Rock am Ring unbewusst und ungeplant eine Art inoffizieller Hymne. Haltet aus, steht Kälte und Wind durch, bleibt hier und seid weiterhin ein Teil dieser gigantischen Party in der Eifel.

Die Fans auf dem Ring haben zu diesem Zeitpunkt schon zwei Tage und Nächte des Bibberns und Zitterns hinter sich. Am Freitag und Samstag bleibt es kalt, dazu kommt ein starker und schneidender Wind. Doch wenn sie vor der Bühne stehen, auf diesem hart erkämpften Fleckchen, dann vergessen die Massen das Wetter und feiern ihre Bands, ihre Musik, ihr Lebensgefühl.

Zwei Bandprojekte, die kaum unterschiedlicher sein könnten, sind die Berliner Cowboys von The Boss Hoss (links) und die schwedischen Metal-Berserker Amon Amarth (rechts). Die Fans feiern beide Bands bis zur totalen Erschöpfung.

Zwei Bandprojekte, die kaum unterschiedlicher sein könnten, sind die Berliner Cowboys von The Boss Hoss (links) und die schwedischen Metal-Berserker Amon Amarth (rechts). Die Fans feiern beide Bands bis zur totalen Erschöpfung.

Foto: Jasmin Wagner

Die Ärzte sind eines der besten Beispiele. Farin Urlaub, Bela B. und Rodrigo Gonzales liefern auf der Hauptbühne ein fast dreistündiges Set mit enormer Spielfreude und dem für die Kombo aus Berlin typischen Humor ab. Unten vor der Bühne spielen sich unglaubliche Szenen ab. Fans feiern mit und haben gleichzeitig Tränen in den Augen. „Bitte geh noch nicht. Am besten gehst du nie.“ Die Freunde der lauteren Töne werden ebenfalls bestens versorgt. Slipknot, die Maskenträger aus Iowa, donnern am Sonntagabend Geräusche in die Menge, denen Gegner und Skeptiker der erfolgreichen Alternative-Metal-Band das Attribut „Musik“ absprechen.

The Boss Hoss haben es am Finaltag bei Rock am Ring krachen lassen. Fotos: Jasmin Wagner

The Boss Hoss haben es am Finaltag bei Rock am Ring krachen lassen. Fotos: Jasmin Wagner

Foto: Jasmin Wagner

Doch sie irren sich. Die Männer von Slipknot gehören zu den Meistern der rhythmischen Raserei, sie verwandeln den Ring in ein Tollhaus.

Das schaffen übrigens auch Feine Sahne Fischfilet. Die wegen ihrer Texte nicht immer unumstrittenen Punkrocker aus Mecklenburg-Vorpommern geben alles und treffen genau die Erwartungshaltung der Fans. Das Ergebnis ist eine ungeheuer intensive Partystimmung – ganz klar einer der diesjährigen Höhepunkte.

 Wo er auftaucht, steigt die Stimmung: Jack Black von Tenacious D.

Wo er auftaucht, steigt die Stimmung: Jack Black von Tenacious D.

Foto: TV/Mandy Radics

Ultralaut und ultrahart – das können nicht nur Slipknot. Die US-Band Slayer, die zu den Urvätern des Thrash Metal gehören, gibt gerade ihre  Abschiedstour und spielt zum letzten Mal bei Rock am Ring. Sie bietet einen wilden und würdigen Abschied.

Dann wäre da noch Tool. Dieses, sagen wir mal, Gesamtkunstwerk des Progressive Rock ist der dritte Headliner neben den Ärzten und Slipknot. Wer von einem solchen Höhepunkt des Festivals auch ein visuelles Erlebnis erwartet, ist bei Tool völlig falsch. Sänger Maynard James Keenan bleibt dem Bühnenrand und den Scheinwerfern gerne fern, so dass schon ein Opernglas nötig wäre, um ihn genau zu sehen. Oder ein Nachtsichtgerät, denn immer mal wieder wird es einfach völlig dunkel.

Ein gewagtes Experiment. Der Sound ist großartig und ein guter Kontrast zu Slipknot und den Ärzten – doch ein Headliner ohne Bühnenshow ist kein Headliner.

Ring-Programmmanager Andre Lieberberg hat wie immer mehrere Asse im Ärmel, um die Stimmung der Fans auf Anschlag zu halten. Die Dropkick Murphys bitten zum Tanz, die Rapper Casper und Marteria holen in der Nacht zum Pfingstmontag noch einmal alles aus den erschöpften Fans heraus. Tenacious D um Jack Black und Kyle Glass zeigen ihr meisterhaftes Rock-Theater auf der Hauptbühne. Wer den Erfolg dieser Band für eine Art Marketingtrick des Schauspielers Jack Black halten sollte, irrt sich gewaltig. Der Mann ist auch Musiker, und zwar ein sehr guter.

Das Niveau ist generell enorm hoch. Die junge Alternative-Band Blackout Problems aus München feiert am frühen Nachmittag ihr Ring-Debüt und dreht fast durch vor Freude, als die Fanmenge vor ihrer Bühne immer größer wird. Sänger Mario Radetzky hat sich mit dem TV zum Interview getroffen (siehe Info).

The Boss Hoss, Bastille, Bring Me The Horizon, die Wikinger von Amon Amarth – sie alle sind in Topform und belohnen die Fans dafür, ihre Eifel zu feiern, auch wenn sie ihnen mal wieder wettertechnisch die sehr kalte Schulter zeigt.

Und was kommt 2020? Das ist noch ein Geheimnis. Das Festival Rock am Ring feiert seinen 35. Geburtstag. Programmmanager Andre Lieberberg hat etwas „Spektakuläres und Einzigartiges“ angekündigt. Der Termin für den nächsten Ring: 5. bis 7. Juni 2020. Der Vorverkauf für nächstes Jahr startet am Dienstag um 12 Uhr.

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