Sechsmal nachsitzen und das Ende einer Ära

Trier · Kopf-an-Kopf-Rennen und Favoritenstürze: Einen Spannungsfaktor wie die Schlussphase der Bundesliga-Saison 2008/09 hatte die gestrige Ortsvorsteher-Wahl. Und wie bei den Kickern fallen die wichtigsten Entscheidungen erst ganz am Schluss: In sechs großen Stadtteilen kommt es am 21. Juni zu Stichwahlen.

Trier. (rm.) Noch keine Entscheidung, aber eine dicke Überraschung in Trier-Mitte/Gartenfeld: Der für die Grünen angetretene Dominik Heinrich (44) erreichte die meisten Stimmen im Bewerber-Quartett. Er tritt nun in der Stichwahl gegen Amtsinhaberin Ricarda Kuhner (68; CDU) an.

In Trier-Süd sah es lange Zeit so aus, als käme es am 21. Juni zu einem Damen-Duell. Doch schließlich hängte CDU-Mann Helmut Freischmidt (37) Grünen-Bewerberin Anja Matatko ((28) knapp ab und qualifizierte sich für die Stichwahl gegen Jutta Föhr (50; SPD). Die beiden standen sich bereits Anfang 2008 in der Stichwahl der vorgezogenen Ortsvorsteher-Neuwahl in der Südstadt gegenüber.

In Feyen-Weismark büßte auf den letzten Metern Rainer Lehnart (61; SPD) die lange Zeit sicher scheinende absolute Mehrheit ein und rutschte unter die 50-Prozent-Marke. Stichwahl-Partner ist Amtsinhaber Michael Jacoby (60), der 2008 aus der CDU ausgetreten ist. Die Christdemokraten hatten dennoch auf die Nominierung eines eigenen Kandidaten verzichtet. 2004 waren Lehnart und Jacoby die einzigen Bewerber um den Ortsvorsteher-Posten von Feyen-Weismark. Damals verbuchte Jacoby 55,18 Prozent der Stimmen.

Christdemokrat Bernd Michels (62) könnte am 21. Juni für ein Novum sorgen. Von 1989 bis 1994 war der populäre Kriminalbeamte bereits Ortschef von Trier-Mitte und zog dann nach Kürenz, wo er gestern die meisten Stimmen von insgesamt sechs Bewerbern einfuhr. Amtsinhaber Karl Lübeck (49) von der UBM verfehlte gegen den Sozialdemokraten Stephan Wonnebauer (41) den Einzug in die Stichwahl. Johannes Verbeek (52), einziger Vertreter der Linken unter 49 Ortsvorsteher-Kandidaten in Trier, landete mit einer Stimme weniger als FDP-Bewerber Martin Heuskel (27) auf Platz 6 in der Gunst der Kürenzer.

In Tarforst hat die UBM den Ortsvorsteher-Posten ebenfalls eingebüßt. Alfons Willems (56), der seinen nicht mehr angetretenen Vereinskameraden Marcellus Gehlen (79) beerben wollte, schaffte lediglich Platz drei im Bewerber-Quartett. Die Entscheidung fällt nun zwischen Sozialdemokratin Anne Weines (54), die erstmals kandidierte, und dem Christdemokraten Raimund Schmitz (56), der 2004 in der Stichwahl gegen Marcellus Gehlen unterlag.

Auch in Trier-Nord gibt es einen Generationswechsel, wenngleich ebenfalls erst nach einer Stichwahl feststeht, wer die bisherige Ortschefin Gabriele Luz-y-Perez (76) beerbt, die nicht mehr kandidierte. Die Nordstadt-Bürger haben nun die Wahl zwischen SDP-Bewerberin Marie Duran Kremer (59) und dem Christdemokraten Philipp Bett, mit 23 übrigens der jüngste Ortsvorsteher-Kandidat. Keine Veränderung in Heiligkreuz: Amtsinhaberin Elisabeth Ruschel (62; CDU) verteidigte auf Anhieb ihren Posten gegen zwei Mitbewerber; der Zweitplatzierte Klaus Wagner (50) hatte bereits 2004 den Kürzeren gegen Elisabeth Ruschel gezogen. Das Damen-Duell in Mariahof entschied Amtsinhaberin Maria Marx (CDU) für sich. Nach dem klaren Erfolg gegen Begoña Hermann (53) ist die Christdemokratin die Älteste (68 Jahre) wie auch Dienstälteste (seit 1994 im Ehrenamt) in der Trierer Ortsvorsteher-Riege.

Während in Trier-West Klaus Blum (59) seinen Ortsvorsteher-Posten verteidigen konnte (gegen den 55-jährigen UBM-Herausforderer Peter Jubelius), bekamen auf der linken Moselseite alle anderen SPD-Bewerber keinen Stich. In Zewen scheiterte Hans Willi Triesch (48) gegen Helmut Mertesdorf (67; CDU), der nun seine Parteifreundin Maria-Elisabeth Grünhäuser (59) ablöst. In Ehrang/Quint unterlag wie bereits 2004 Leo Gohr (68) gegen CDU-Amtsinhaber Günther Merzkirch (67). In Pfalzel behauptete sich UBM-Amtsinhaber Werner Pfeiffer (62) gegen den SPD-Herausforderer Thomas Neises (38), seines Zeichens übrigens amtierender Trierer Karnevals-Prinz. Die Eurener bestätigten den Alleinkandidaten Hans-Alwin Schmitz (55, UBM) im Amt. In Biewer bleibt es beim CDU-Regiment: Gerd Kirsch (67) setzte sich gegen Harald Ingenbrand (51; UBM) durch und ist nun Nachfolger der nicht mehr angetretenen Sabine Berg (48). Ebenfalls auf eine weitere Kandidatur verzichtet hatte Hannelore Komes (75). Ihre Nachfolgerin als Olewiger Ortsvorsteherin ist Petra Block (45), SPD-Bewerber Detlef Schieben (54) unterlag deutlich.

In allen anderen Stadtteilen blieb es beim Alten. In Filsch verteidigte Karl-Josef Gilles (59) den einzigen Ortsvorsteher-Posten der FDP; diesmal allerdings hatte er mit Aloys Dietzen (57; CDU) einen Herausforderer. In Irsch brachte Karl-Heinz Klupsch (55; CDU) das Kunststück fertig, trotz eines Mitkandidaten (der 28-jährige Liberale Gero Kühne) ein weitaus besseres Ergebnis zu erzielen als 2004, als er als Alleinbewerber fast 32-Prozent Nein-Stimmen verbuchte. In Kernscheid bleibt der Christdemokrat Horst Freischmitt (67) konkurrenzlos im Amt. In Ruwer/Eitelsbach verteidigte Monika Thenot (63) als Alleinbewerberin ihren Posten.

Meinung: Verlierer UBM

Von Roland Morgen

Die beiden größten Überraschungen der Ortsvorsteher-Wahlen haben jeweils ihre eigene Qualität. Neue Maßstäbe setzt Dominik Heinrich, der als Mitte/Gartenfeld-Kandidat für die Grünen astronomische 34,7 Prozent der Stimmen holte – und das in einem Fünfer-Bewerberfeld. Grund zum Jubel für die Öko-Partei. Bei der UBM dürfte Katerstimmung herrschen: Ihre Hochburg Kürenz ist gefallen und die Ära Maximini dort nun endgültig zu Ende. Der Ur-Kürenzer Karl Lübeck, der 2004 das Ortsvorsteher-Amt vom Platzhirschen Manfred Maximini (72)übernommen hatte, musste sich gestern zwei „Zugezogenen“ geschlagen geben, die nun die Stichwahl bestreiten: Bernd Michels (CDU) und Stephan Wonnebauer (SPD). Während die UBM nach dem nicht unerwarteten Verlust auch von Tarforst nur noch zwei statt bisher vier Ortsvorsteher stellen, ist die CDU (neun Ortsvorsteher-Posten) schon jetzt der große Gewinner. Die SPD ist noch fünfmal im Stichwahl-Rennen; die CDU allerdings ebenfalls. fan

r.morgen@volksfreund.de

ORTSVORSTEHER-WAHL IN ZAHLEN

Bezirk Mitte-Gartenfeld: 1. Dominik Heinrich (Grüne) 37,4 Prozent, 2. Ricarda Kuhner (CDU) 34,2 Prozent, 3. Karl-Heinz Holl (SPD) 17,3 Prozent, 4. Monika Indig (FDP) 11,1.

Trier-Nord: 1. Maria Duran Kremer (SPD) 34,3 Prozent, 2. Philipp Bett (CDU) 27,8 Prozent, 3. Thorsten Kretzer (Grüne) 18,5 Prozent, 4. Doris Steinbach (UBM) 12,0 Prozent, 5. Jörn Christophersen (FDP) 7,3.

Trier-Süd: 1. Jutta Föhr (SPD) 43,3 Prozent, 2. Helmut Freischmidt (CDU) 29,9 Prozent, 3. Anja Matatko (Grüne) 26,7 Prozent.

Ehrang-Quint: 1. Günther Merzkirch (CDU) 58,5 Prozent, 2. Leo Gohr (SPD) 41,5 Prozent.

Pfalzel: 1. Werner Pfeiffer (UBM) 52,7 Prozent, 2. Thomas Neises (SPD) 47,3 Prozent.

Biewer: 1. Gerd Kirsch (CDU) 80,6 Prozent, 2. Harald Ingenbrand (UBM) 19,4 Prozent.

Ruwer-Eitelsbach: Monika Thenot (CDU) 81,4 Prozent ja, 18,6 Prozent nein.

West/Pallien: 1. Klaus Blum (SPD) 70,1 Prozent, 2. Peter Jubelius (UBM) 29,9 Prozent.

Euren: Hans-Alwin Schmitz (UBM): 84,7 Prozent ja, 15,3 Prozent nein.

Zewen: 1. Helmut Mertesdorf (CDU) 54,6 Prozent, 2. Hans-Willi Triesch (SPD) 45,4 Prozent.

Olewig: 1. Petra Block (CDU) 63,7 Prozent, 2. Detlef Schieben (SPD) 36,3 Prozent.

Kürenz: 1. Bernd Michels (CDU) 30,5 Prozent, 2. Stephan Wonnebauer (SPD) 22 Prozent, 3. Karl Lübeck (UBM) 21,2 Prozent, 4. Michael Zupan (Grüne) 13,5 Prozent, 5. Martin Heuskel (FDP) 6,4 Prozent, 6. Johannes Verbeek (Linke) 6,4 Prozent.

Tarforst: 1. Anne Weines (SPD) 31,9 Prozent, 2. Raimund Schmitz (CDU) 30,5 Prozent, 3. Alfons Willems (UBM) 23,8 Prozent, 4. Wolfgang Schaab (FDP) 13,7 Prozent.

Filsch: 1. Karl-Josef Gilles (FDP) 77,7 Prozent, 2. Aloys Dietzen (CDU) 23,3 Prozent.

Irsch: Karl-Heinz Klupsch (CDU) 78 Prozent, 2. Gero Kühne (FDP) 22 Prozent.

Kernscheid: Horst Freischmidt (CDU) 81,9 Prozent ja, 18,1 Prozent nein.

Feyen-Weismark: 1. Rainer Lehnart (SPD) 48,7 Prozent, 2. Michael Jacoby (parteilos) 30 Prozent, 3. Oliver Müller-Hammerschmidt (FDP) 21,3 Prozent.

Heiligkreuz: 1. Elisabeth Ruschel (CDU) 56,5 Prozent, 2. Klaus Wagner (SPD) 33,9 Prozent, 3. Felix Brand (FDP) 9,5 Prozent.

Mariahof: 1. Maria Marx (CDU) 56,7 Prozent, 2. Begona Hermann (SPD) 43,3 Prozent.

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