Seit 23 Jahren im Bundestag zu Hause

Brachtendorf · Peter Bleser will zum siebten Mal in den Bundestag gewählt werden. Dass Dinge nicht so gelaufen sind, wie er es sich vorgestellt hat, war für den 61-Jährigen einst Antrieb, in die Politik zu gehen. Auch heute scheint ihn das noch anzutreiben.

Brachtendorf. Peter Bleser hat keine Probleme damit, auch mal anzuecken. "Ich scheue mich nicht, in öffentlichen Diskussionen Positionen einzunehmen, die nicht dem Mainstream entsprechen", sagt der 61-Jährige. So trete er für den Führerschein ab 16 Jahren und für den Erhalt des Jagdbombergeschwaders 33 bei Büchel ein.
Generell fehle in der Politik jedoch häufig der Mut, Vorschläge zu machen, die vom Gewohnten wegführen, sagt Bleser. Er muss es wissen, er kennt den Betrieb. Seit 1990 ist er Bundestagsabgeordneter, seit 2011 Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Dabei hätte alles ganz anders kommen können. Mit 16 Jahren hat Bleser - damals gerade in der Ausbildung zum Landwirtschaftsgehilfen - die Leitung des elterlichen Bauernhofs übernommen. Er musste als ältester Sohn von acht Kindern den Vater ersetzen. Der hatte einen schweren Herzinfarkt erlitten und konnte dem Sohn nur noch beratend zur Seite stehen. Peter Bleser empfand das damals als Riesenbelastung.
Heute sagt der Vater von drei Kindern: "Ich bin früh erwachsen geworden, das war für mich ganz entscheidend." Junge Menschen solle man früh fordern, sie seien viel belastbarer, als man glaube.
Zu diesem Lebenslauf passt es, dass sich Bleser selbst als entscheidungsfreudig, durchsetzungsfähig und freiheitsliebend beschreibt. Es passt auch, dass er seinen ersten Urlaub erst mit 37 Jahren genossen hat und zur Erholung nicht etwa nichts tut, sondern Ski fährt.
Seinen Betrieb hat Bleser seinem Sohn übertragen, als er 50 war. "Ganz leicht ist mir das nicht gefallen, aber es ist wichtig, dass die älteren Herrschaften nicht zu lange dominieren. Für den Bestand des Hofs war es die richtige Entscheidung."
Zur Politik kam Bleser deshalb, weil er sich darüber ärgerte, dass viele Dinge nicht so liefen, wie er sie entschieden hätte. "Fast alles lief nicht so. Das Hinterfragen war bei mir sehr ausgeprägt", sagt er grinsend. Durch den Vater animiert trat er 1970 der Jungen Union und der CDU bei. So richtig politisch aktiv wurde er erst, als ihm wieder etwas nicht passte. Diesmal war es eine Personalentscheidung. Dann ging es hoppla hopp: JU-Vorsitzender, Mitglied im Gemeinde- und Verbandsgemeinderat sowie im Kreistag, Kreisvorsitzender, Landtagsabgeordneter und seit 1990 Bundestagsmitglied. Gerade weil in diesem Gremium so viele Städter sitzen und seiner Meinung nach das Verständnis für den ländlichen Raum fehlt, will er sich für dessen Stärkung einsetzen.Extra

Peter Bleser wurde mit 97,9 Prozent der Stimmen auf Platz zwei der CDU-Landesliste gewählt. Ähnlich fiel sein Ergebnis bei der Wahlkreisversammlung im November vergangenen Jahres aus. Dort wurde er mit 97,3 Prozent der Stimmen zum Direktkandidaten nominiert. Bleser hat von 1990 bis 2002 als direkt gewählter Abgeordneter den Wahlkreis Cochem und seit 2002 den Wahlkreis Mosel/Rhein-Hunsrück im Bundestag vertreten. Bei der Bundestagswahl 2009 erreichte er 47,7 Prozent der Erststimmen. maiExtra

Der Bundestagswahlkreis 201 Mosel/Rhein-Hunsrück umfasst den Landkreis Cochem-Zell, den Rhein-Hunsrück-Kreis und den Südteil des Landkreises Bernkastel-Wittlich mit der verbandsfreien Gemeinde Morbach sowie den Verbandsgemeinden Bernkastel-Kues, Thalfang am Erbeskopf und Traben-Trarbach. In den Wochen bis zur Wahl am 22. September stellen wir alle Direktkandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien vor, die im Wahlkreis 201 mit der Erststimme gewählt werden können. larsExtra

Stärkung des ländlichen Raums:
Peter Bleser will, dass der ländliche Raum gestärkt wird. Deshalb fordert er Breitbandversorgung für alle und auch Anreize zur Ansiedlung von Unternehmen in ländlichen Gebieten. Er hält es für wichtig, die Kosten der Mobilität zu senken oder zumindest konstant zu halten, beispielsweise durch die Förderung von Elektromobilität.

Eine Stimme für die schweigende Mehrheit: Peter Bleser ist der Meinung, dass in Deutschland oft Randgruppen, die laut auf ihre Interessen aufmerksam machen, mehr Gehör finden als die schweigende Mehrheit. Er möchte eine Stimme für diese Mehrheit sein. Als Beispiel führt er die Forderung nach der Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare an oder auch die Forderung nach einem Verzicht auf den Hochmoselübergang. Die Brückengegner sind seiner Meinung nach eine kleine Gruppe, die sehr viel Lärm gemacht habe, um das Projekt zu stoppen. Mit Randgruppen meint Bleser nicht Minderheiten, die des Schutzes bedurften, wie behinderte Menschen.

Sichere Lebensmittel: Ernährung und Verbraucherschutz ist Peter Blesers Fachgebiet. Er will dafür sorgen, dass es möglichst keine Lebensmittelskandale mehr gibt. Um dies zu erreichen, setzt er sich für höhere Sanktionen ein. So müsse beispielsweise der Einzelhändler, der falsch deklarierte Produkte, wie Pizza mit Pferdefleisch verkaufe, dafür hoch bestraft werden. Dies führe zu mehr Verantwortung und Eigenkontrollen an dieser Stelle. Staatliche Kontrollen könnten nicht flächendeckend erfolgen. mai


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 Die Papstaudienz 2011 war Peter Bleser als Staatssekretär im Rahmen einer Privataudienz der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen beim Papst. "Ich habe nur wenige Sätze mit ihm geredet", sagt der Politiker, beeindruckt war er dennoch. "Da wird einem bewusst, welche Wertgrundlage wir durch das Christentum erhalten haben und wie glücklich wir sein können über diese humanistische Prägung, die sich von anderen Ideologien und Religionen in wohltuender Weise unterscheidet." Die Menschen seien von überall zum Papst gekommen, aus dem Gaza-Streifen, aus China und den Philippinen und fühlten sich dort solidarisch. Foto: © Servizio Fotografico - L\'Osservatore Romano 2012

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