Coronavirus Strenges Kontaktverbot für alle Bürger – Kanzlerin in Quarantäne

Trier/Mainz/Berlin · Merkel hatte Kontakt zu einem Arzt, der infiziert ist. Die meisten Menschen in der Region verhalten sich diszipliniert: Orte sind wie leergefegt. Experten geben bei uns Tipps für die besondere Zeit.

 In der fast menschenleeren Trierer City sehen Pascal Reichert (l.) und Gerd Gödert vom Kommunalen Vollzugsdienst nach dem Rechten.

In der fast menschenleeren Trierer City sehen Pascal Reichert (l.) und Gerd Gödert vom Kommunalen Vollzugsdienst nach dem Rechten.

Foto: Presseamt Stadt Trier

Überraschende Ankündigung am Sonntagabend: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) muss sich in der Corona-Krise nun selbst in häusliche Quarantäne begeben. Das teilte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin mit. Die Kanzlerin sei nach ihrem Presseauftritt am Abend unterrichtet worden, dass sie am Freitag zu einem Arzt Kontakt hatte, der mittlerweile positiv auf das Coronavirus getestet worden sei.

Indes verhalten sich viele Bürger vorbildlich. Freier Blick vom Hauptmarkt bis zur Porta Nigra. Leere Straßen, leere Parks, leere Spielplätze. Und das an einem Samstag. „Auf unsere Triererinnen und Trierer kann man sich eben verlassen. Die allermeisten halten sich an die Regeln und bleiben zu Hause“, schreibt Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe zufrieden auf Facebook. Auch andere Städte wie Bitburg und Wittlich sind am Wochenende wie leergefegt. Beliebte Treffpunkte wie der Wittlicher Platz an der Lieser liegen verlassen in der Frühjahrssonne.

Die verschärften Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus wirken offensichtlich. Wie Sprecher der Polizeipräsidien mitteilen, wurden in Rheinland-Pfalz in der Nacht zum Sonntag und am Sonntag kaum Verstöße registriert.

Damit das so bleibt, haben Bund und Länder sich auf ein Kontaktverbot geeinigt, das ab Dienstag 0 Uhr gilt: Ansammlungen von mehr als zwei Menschen sind verboten. Ausgenommen werden sollen Familien sowie in einem Haushalt lebende Personen. Eine Ausgangssperre ist damit vorerst vom Tisch. Seit Samstag galten in Rheinland-Pfalz bereits schärfere Regeln: Versammlungen von mehr als fünf Personen waren verboten. Gaststätten müssen geschlossen bleiben. Auch die allermeisten Geschäfte sind zu. Supermärkte müssen für mehr Abstand zwischen den Kunden sorgen und Desinfektionsmittel bereitstellen. Die Ordnungsämter kontrollieren. Nicht immer fiel das Ergebnis positiv aus.

So sieht der Trierer Ordnungsdezernent Thomas Schmitt bei einigen Supermärkten Nachbesserungsbedarf. Sollten diese weiter gegen Regeln verstoßen, drohe die sofortige Schließung. Die Wirtschaft ächzt unter den Maßnahmen. Für viele Menschen wird die Corona-Krise aber auch zur psychologischen Belastung. Die Trierer Heilpraktikerin für Psychotherapie, Ute Fritsch, rät, sich daran zu erinnern, dass Krisen endlich sind. „Es wird vorübergehen, und wir werden es überstehen.“ Oft habe es nach großen Krisen sogar ein Wirtschaftswachstum gegeben. Denen, die sich vor Einsamkeit fürchten, empfiehlt Fritsch, viel mit ihren Lieben zu telefonieren, mal einen Videochat auszuprobieren, ein Schwätzchen über den Gartenzaun zu halten und sich eine Beschäftigung zu suchen.

Auch rät sie dazu, sich an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen. An einer leckeren Mahlzeit oder daran, dass in der Natur alles zu blühen beginnt. Sich in die Sonne zu setzen oder im Wald spazieren zu gehen, ist schließlich nicht verboten.

Denen, die mit ihren Kindern im Homeoffice sitzen und sich überfordert fühlen, rät Fritsch, Pausen einzulegen – auch Pausen von den Kindern. Es müsse jetzt nicht alles perfekt sein. Man dürfe seine Kinder auch kurz mal „vorm Fernseher parken“ und könne den Größeren ruhig mehr Verantwortung übertragen.

Diplom-Psychologin Julia Scharnhorst empfiehlt Routinen: feste Arbeitszeiten – und für Schulkinder feste Lern- und Spielzeiten. Auch sei es wichtig, sich nicht total gehen zu lassen.

„Man kann mal ein oder zwei Tage ungeduscht im Schlafanzug bleiben – mehr aber nicht.“

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