Vermutlich ein Wettstreit zweier Prinzen

Gerolstein · Die Gerolsteiner wählen am 25. Mai ihren Stadtbürgermeister. Während Amtsinhaber Bernd May (parteilos) noch offenlässt, ob er erneut antritt, will die SPD keinen eigenen Kandidaten stellen. Dafür aber der CDU-Stadtvorstand: Er will Friedhelm Bongartz (75) ins Rennen schicken, hält sich aber bedeckt, da das Mitgliedervotum noch aussteht.

 Wer übernimmt nach der Stadtbürgermeisterwahl die Krone im Gerolsteiner Rathaus? TV-Foto: Archiv/Mario Hübner; Foto: ISTOCK

Wer übernimmt nach der Stadtbürgermeisterwahl die Krone im Gerolsteiner Rathaus? TV-Foto: Archiv/Mario Hübner; Foto: ISTOCK

Gerolstein. Um die Stadtbürgermeisterwahl in Gerolstein machen die maßgeblich Verantwortlichen derzeit noch ein großes Geheimnis. Amtsinhaber Bernd May (parteilos), der seit September 2010 den Job macht, gibt sich derzeit noch bedeckt. Zwar zweifelt kaum jemand daran, dass er sich zur Wiederwahl stellt. Er selbst sagte auf die TV-Anfrage, ob er erneut antritt, aber nur: "In dieser Thematik gibt es momentan noch nichts zu besprechen." Vielleicht will er, der 1994 Prinz der Gerolsteiner Burgnarren war und auch jetzt noch im Elferrat aktiv ist, ja erst einmal Karneval abwarten.KOMMUNALWAHL 2014


Auch die Verantwortlichen der CDU, die die größte Fraktion im Stadtrat stellen, aber seit dem überraschenden Rücktritt ihres Amtsinhabers Karl-Heinz Schwartz im Sommer 2010 eben nicht mehr den obersten Repräsentanten der Stadt, drucksen momentan herum.
Während Stadtverbandsvorsitzender Ralf Hoffmann vor der entscheidenden Mitgliederversammlung am 18. Februar gar nichts zum Thema sagen will, meint sein Stellvertreter Markus Hetzius immerhin: "Der Vorstand wird einen Kandidaten präsentieren, der sich in der Versammlung den Mitgliedern vorstellen sowie Rede und Antwort stehen wird." Wer das ist, will er nicht sagen. Letztlich würden ja die Mitglieder mit ihrem Votum entscheiden, wer für die CDU ins Rennen geht. Bis dahin "haben wir uns zu Stillschweigen verdonnert".
Grundsätzlich meint Hetzius aber: "Als stärkste Ratsfraktion haben wir schon den Anspruch, auch wieder den Stadtbürgermeister zu stellen."
Bei dem Kandidaten des Vorstands handelt es sich um den 75-jährigen Friedhelm Bongartz (CDU), der unlängst auch als Beisitzer in den Stadtvorstand der Christdemokraten gewählt worden ist. Der gelernte Kaufmann, der lange Jahre als selbstständiger Handelsvertreter im Bereich Bauchemie im In- und Ausland unterwegs war, ist in Gerolstein gut bekannt. Nicht zuletzt durch sein jahrelanges Engagement im Karneval: als Kommandeur der Stadtsoldaten, als Sitzungspräsident (1973 bis 1977), als Adjutant des Prinzen (2002) und auch selbst als Prinz der Gerolsteiner Burgnarren: 1972.
Auch er will sich erst einmal den CDU-Mitgliedern vorstellen, "bevor ich mich in der Zeitung präsentiere und zu politischen Themen inhaltlich äußere", sagte er dem TV.
Der verheiratete Vater zweier erwachsener Söhne, der sich viel und intensiv mit Mineralogie befasst und dem Naturkundemuseum eine große Sammlung mit Mineralien aus aller Welt zur Verfügung gestellt hat, bekennt, dass er der Wunschkandidat des CDU-Vorstands ist.
Definitiv "keinen eigenen Kandidaten" wird die SPD stellen. Das sagt Uwe Schneider, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, dem TV. Wie es mit der Unterstützung anderer Kandidaten aussehe, sei noch nicht klar. Schneider sagte: "Das werden wir in unserer Mitgliederversammlung am 21. Februar entscheiden."
Entschieden hat sich auch Matthias Pauly, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gerolstein. Angesprochen auf das derzeit in der Brunnenstadt kursierende Gerücht, er erwäge ebenfalls eine Kandidatur, sagte er: "Nein, ich erwäge es nicht." Zwar habe es "gerade in den letzten Jahren desöfteren Tage oder Wochen gegeben, wo man sich fragt, ob es nicht effektiver wäre, das entsprechende Amt selbst auszuüben", spielt er auf das nicht immer reibungslose Verhältnis zum Stadtbürgermeister an.Meinung

May ist Favorit
Amtsinhaber Bernd May gibt sich bislang gelassen, was die Stadtbürgermeisterwahl angeht. Er hält sich zwar noch bedeckt, es ist aber davon auszugehen, dass er erneut antritt. Und der parteilose Amtsinhaber ist Favorit - obwohl er beileibe nicht immer auf einer Linie mit den Ratsfraktionen war und bei einigen Themen (Verkauf Postgebäude, Umbau des Alten Rathauses, seine Maklertätigkeit) massiv in der Kritik stand. Aber er ist "drin" in den Themen, hat einige Dinge wie den millionenschweren Kindergartenbau gut gemanagt und in der Stadt einen hohen Bekanntheitsgrad. Da werden sich die CDU als stärkste Stadtratsfraktion, die endlich wieder den Stadtbürgermeister stellen will, und ihr Kandidat Friedhelm Bongartz (75) sehr strecken müssen.Und die SPD, die von 1994 bis 2004 den Stadtbürgermeister stellte? Sie hat erneut keinen Kandidaten. m.huebner@volksfreund.deExtra

Zur Wahl des Gerolsteiner Stadtbürgermeisters sind nach Angaben der Verwaltung aktuell 6110 Wahlberechtigte zugelassen. Abgestimmt wird in zwölf Wahllokalen, davon drei in der Kernstadt (Rathaus, Gymnasium, Realschule) und jeweils eines in jedem der neun Stadtteile. Frist für die Einreichung der Wahlvorschläge ist Montag, 7. April, 18 Uhr. Wahlvorschläge können von Einzelbewerbern oder von Parteien/Wählergruppen eingereicht werden. Einzelbewerber sowie "neue" Wählergruppen, die einen Bewerber vorschlagen, benötigen in Gerolstein 50 "Unterstützungsunterschriften". Für einen Amtsinhaber, der sich zur Wiederwahl stellt, gilt die Regelung nicht. Wählbar als Stadtbürgermeister ist, wer die deutsche oder die Staatsangehörigkeit eines EU-Mitgliedsstaates hat und mindestalter 23 Jahre alt ist. Bis heute liegt keine offizielle Bewerbung eines Kandidaten im Rathaus vor. mh

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