Verwaltungsfrau mit Wirtschaftsexpertise

Traben-Trarbach/Cochem · Heidrun Baltes tritt für die CDU bei der Wahl zum VG-Bürgermeister in Traben-Trarbach an. Als VG-Chefin will sie in der neuen Kommune vor allem mit ihrem kaufmännischen Know-how Akzente setzen.

Für Heidrun Baltes ist klar, dass das Verbandsgemeinde-Rathaus in Kröv auch nach der Fusion genutzt wird. "Ich habe mir das Gebäude angeschaut. Es ist vor nicht langer Zeit erst innen saniert worden", sagt die 47-Jährige. Dabei seien Millionenbeträge geflossen. Baltes will das nutzen und einen Teil der neuen Verwaltung auch in Kröv ansiedeln.
Die CDU-Frau kennt sich aus mit der Verwaltung - und den Finanzen. Nach dem Abitur begann sie in der Bezirksregierung in Koblenz ihre Beamtenausbildung, die sie als Diplom-Verwaltungswirtin abschloss. Um ihre beiden Töchter großzuziehen, legte sie eine berufliche Pause ein. "Damals fiel mir die Decke auf den Kopf", sagt Baltes. Sie begann, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren - und studierte in Teilzeit an der Uni Trier Betriebswirtschaft. "Es ist dringend notwendig, in die Verwaltung betriebswirtschaftliches Wissen einzubringen", sagt sie. "Das fängt mit Kleinigkeiten an, zum Beispiel bei den Ausschreibungen - und geht bis hin zu einem Gesamtverständnis den Unternehmern und Betrieben gegenüber."

Aus diesem Grund hat sie auch ihren jetzigen Job als Chefin des Referats Weiterbildung und Kultur in der Kreisverwaltung Cochem-Zell übernommen. "Kultur und Weiterbildung sind freiwillige Aufgaben des Kreises, die im defizitären Bereich liegen", sagt sie. "Ich habe hier auch angefangen, um diese Defizite zu schmälern - und das ist mir gelungen."

Als eine ihrer größten Herausforderungen als VG-Bürgermeisterin sieht sie die Effekte des demografischen Wandels in der neuen VG. Mit dieser Thematik gehen viele weitere Probleme einher, meint Baltes. Zum Beispiel der Pflegenotstand oder die Leerstände in den Dörfern. Bei Letzterem will sie den Ortschaften zusammen mit den Bürgern eine Richtung geben. "Wir müssen uns gemeinsam fragen: Wie soll es in Zukunft weitergehen - und wo soll es hingehen?", sagt Baltes. Das sei auch für den Tourismus wichtig, "Die Menschen möchten sich in der Region wohlfühlen - und sie fühlen sich wohler, wenn alles aufgeräumt und restauriert ist."
Bedenken, dass sie mit ihren Ideen vor allem in den Dörfern der ehemaligen VG Kröv-Bausendorf auf verschlossene Türen stößt, hat Baltes nicht: "Ich spüre, dass die Kröver jetzt gewillt sind, auf Traben-Trarbach zuzugehen und gemeinsam eine VG zu bilden." Der Frust habe sich durch die Klage, die die Kommune gegen die Zwangsfusion eingereicht hat, entladen.

Sie weiß, dass auch die Situation in Traben-Trarbach derzeit nicht einfach ist. In den vergangenen Jahren gab es bei der dortigen CDU viel Streit. "Vielleicht ist gerade die Situation, dass jemand Neutrales von außen einsteigt, die beste Lösung."

Baltes kommt aus Neef (Verbandsgemeinde Zell), wo sie immer noch mit ihren beiden Töchtern lebt. Sie ist eine echte Winzertochter und war 1984 sogar Weinkönigin des kleinen Moseldorfs. In der CDU ist sie seit 1987. Seit 16 Jahren ist sie Mitglied im Zeller VG-Rat, seit 15 Jahren engagiert sie sich im Gemeinderat ihres Heimatdorfs. "Ich bin ein sehr offener Mensch für alle Themen, die uns nach vorne bringen", sagt Baltes. "Und das müssen nicht immer reine CDU-Themen sein."Extra

Die neue VG Traben-Trarbach entsteht durch eine Zwangsfusion der VG Kröv-Bausendorf mit der VG Traben-Trarbach. Die neue Kommune wird 17 800 Einwohner haben - 8700 Kröv-Bausendorfer und 9100 Traben-Trarbacher - und aus insgesamt 16 Ortsgemeinden bestehen (sechs aus Traben-Trarbach, zehn aus Kröv-Bausendorf. Kröv-Bausendorf hat sich der Zwangsfusion heftig widersetzt. Im Mai 2013 kam es zum Bürgerentscheid, bei dem 93 Prozent gegen die Fusion stimmten. Im April beschloss der VG-Rat, Klage einzureichen. Da Bürgermeister Otto Maria Bastgen schwer erkrankt ist, wird die Kröver Verwaltung seit August 2013 vom ehrenamtlichen Beigeordneten Bernward Helms-Derfert geführt. senExtra

In der VG Traben-Trarbach wurde im Jahr 2009 Ulrich K. Weisgerber (CDU) wiedergewählt. Weisgerber hatte keinen Gegenkandidaten. Otto Maria Bastgen wurde 2010 als unabhängiger Kandidat zum Bürgermeister der Verbandgemeinde Kröv-Bausendorf wiedergewählt - auch er trat als einziger Kandidat an. senExtra

Windkraft: "Gegen die Windkraft habe ich nichts. Aber die Kulturlandschaft der Mosel darf nicht mit Windanlagen zugebaut werden. Erneuerbare Energien sind der Fortschritt, und diesem Fortschritt muss man entgegentreten. Und es gibt auch Solartechnik. Im Landkreis Cochem-Zell gibt es zum Beispiel eine Dächerbörse, das könnte man auch in Traben-Trarbach einführen." Förderung des Tourismus: "Der Wein ist für die Region immens wichtig, aber lange nicht alles. Auch die Umgebung muss stimmen. Wir müssen die Dörfer für die Zukunft fit machen, insbesondere für den Tourismus und den Weinbau. So wird unsere Kulturlandschaft, wie sie zurzeit besteht, gestärkt." Kulturelle Angebote: "Ich halte den Weihnachtsmarkt in Traben-Trarbach für ein sehr gutes Angebot und einen guten Anreiz für viele Besucher und Touristen, auch im Winter nach Traben-Trarbach zu kommen. Das Problem mit den Finanzen müssen wir jedoch beheben. Ein Defizit muss bei einer solchen Veranstaltung zwar einkalkuliert werden - aber es sollte nicht ausufern." sen

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