Viel verloren und dennoch gewonnen

Im Vergleich zu 2002 bis auf eine Ausnahme überall klar verloren und dennoch recht komfortabel gewonnen: Dieses "Kunststück" ist Michael Hülpes (CDU) am Sonntag bei seiner Wiederwahl als Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil gelungen. Der TV nimmt die Ergebnisse in der Stadt und den zwölf Dörfern näher unter die Lupe.

 Der alte und neue Hermeskeiler Bürgermeister Michael Hülpes bei der Stimmabgabe. TV-Foto: Anke Pipke

Der alte und neue Hermeskeiler Bürgermeister Michael Hülpes bei der Stimmabgabe. TV-Foto: Anke Pipke

Hermeskeil. Ein Sieg im ersten Durchgang gegen zwei Kontrahenten: Für Michael Hülpes (CDU) endete die Bürgermeisterwahl in der VG Hermeskeil am Sonntag erfolgreich und mit einer "großen Erleichterung". 54,2 Prozent der Stimmen entfielen auf den 57-Jährigen. Seine Herausforderer Ralf Gluding (SPD) und Udo Moser (BFB) kamen nicht über 23,5 beziehungsweise 22,4 Prozent hinaus. Bei der Wahlanalyse fällt aber auf: Im Vergleich zum ersten Wahlsieg 2002 mit 73,7 Prozent, bei dem er es allerdings nur mit einem Gegner in Person des Reinsfelder SPD-Manns Uwe Roßmann zu tun hatte, musste Hülpes in fast allen Orten deutliche Stimmenverluste hinnehmen.

Sein stärkstes Ergebnis erzielte der alte und neue Rathaus-Chef am Sonntag in Bescheid, wo 73,8 Prozent aller Wähler für ihn votierten. Gegenüber 2002 bedeutet das aber immer noch ein Minus von 14,4 Prozentpunkten. Auch in Rascheid, Naurath, Geisfeld und Hinzert-Pölert fuhr Hülpes satte Mehrheiten im Bereich von 65 Prozent ein, verlor aber auch dort an Zustimmung. Am schlechtesten schnitt Hülpes in Hermeskeil-Höfchen (29,7 Prozent) - Gludings Wohnort - ab. Insgesamt stimmten in der Hochwaldstadt 50,8 Prozent der Wähler für den CDU-Kandidaten, was im Vergleich zu 2002 einen Rückgang von 28,8 Prozentpunkten bedeutet.

Den heftigsten Einbruch erlitt Hülpes mit 30,6 Prozentpunkten in Grimburg. Allerdings war nach den politischen Turbulenzen der Vergangenheit - etwa in Sachen Bioenergiedorf - nicht unbedingt zu erwarten, dass Hülpes dort mit 52,4 Prozent dennoch klar vor den beiden Herausforderern liegen würde. Die eigentliche Überraschung gelang Hülpes aber in Reinsfeld, das der Ausreißer in der Bilanz ist. Im zweitgrößten VG-Ort konnte der CDU-Bewerber im Vergleich zu 2002 sogar um 6,6 Prozentpunkte zulegen. Er landete dort bei 54,4 Prozent.

Eine Erklärung für dieses Ergebnis dürfte sein, dass diesmal kein Reinsfelder gegen Hülpes antrat und innerhalb der SPD der VG-Fraktionsvorsitzende Roßmann erst im August von seiner ursprünglich auch diesmal ins Auge gefassten Kandidatur zugunsten von Gluding abrückte. Letzterem gelang zwar in Höfchen ein Heimsieg. In Reinsfeld reichte es für ihn aber nur zu mageren 25,7 Prozent. Auch in der SPD-Hochburg Züsch blieb ihm mit 39,7 Prozent nur Rang zwei hinter Hülpes (44,1 Prozent). Überhaupt kein Bein auf den Boden brachte Gluding in Naurath (11,3 Prozent) und Bescheid (11,5 Prozent). Festzuhalten bleibt jedoch auch: Obwohl diesma noch ein dritter Bewerber im Bunde war, fuhr Gluding mit 23,5 Prozent ein "nur" um 2,8 Prozentpunkte schlechteres Ergebnis ein als Roßmann 2002.

Moser in Grimburg top, in Rascheid flop

 Vor dem großen Zählen: Heike Lofy und Günther Weber schütten im Hermeskeiler Johanneshaus eine Urne mit Stimmzetteln aus. TV-Foto: Axel Munsteiner

Vor dem großen Zählen: Heike Lofy und Günther Weber schütten im Hermeskeiler Johanneshaus eine Urne mit Stimmzetteln aus. TV-Foto: Axel Munsteiner



Der im Juni zum Stadtbürgermeister gewählte Moser schnitt zwar in sieben von 13 Gemeinden besser als Gluding ab, landete insgesamt mit 22,4 Prozent aber knapp hinter dem SPD-Mann. Sein bestes Resultat erzielte der BFB-Bewerber in Grimburg mit 30,3 Prozent, sein schlechtestes in Rascheid mit 13,8 Prozent. Dass es für Moser nur zu Rang drei reichte, lag aber nicht nur an der reservierten Haltung in den Dörfern, was die Personalunion angeht. Mit einem Gesamtergebnis von 26,2 Prozent hat Moser im Vergleich zur Stadtbürgermeisterwahl auch in Hermeskeil selbst deutlich an Boden verloren. Vor drei Monaten hatten ihm dort noch im ersten Durchgang mit sogar vier Kandidaten 32,3 Prozent aller Wähler ihre Stimme gegeben.

Bleibt die Frage, ob sich die "Anti-Hülpes-Fraktion" nicht ihrer Chancen beraubt hat, weil BFB und SPD keinen gemeinsamen Herausforderer gestellt hat. Dazu sagt Moser: "Das wurde in der Kürze der Zeit nach der Stadtratswahl nie tiefgreifend diskutiert. Bei der SPD gab es Widerstände gegen die Personalunion. Wir haben umgekehrt keinen überzeugenden Kandidaten gesehen, der sich schon jahrelang in der Opposition bewährt hätte. Gluding hält dagegen: "Wir haben klar gesagt, dass die Personalunion nicht im Sinn der VG ist. Moser wollte aber unbedingt beides machen. Dabei wäre es sicher nicht unverschämt gewesen, wenn er sich für unsere Unterstützung vor der Stadtbürgermeister-Stichwahl revanchiert hätte."

UMfrage

Dominique Kranert, Hermeskeil: "Dass Hülpes weitermachen kann, geht in Ordnung. Die Angebote für Jugendliche sollte er aber ausbauen, und bei der PCB-Sanierung der Realschule muss er am Ball bleiben." Andre Mertens, Gusenburg: "Ich habe Moser gewählt, weil ich ihn im Gegensatz zu Hülpes kenne. Ich bin aus Dortmund hierhin gezogen und finde vor allem bessere Busverbindungen wichtig." Reinhold Eiden, Hermeskeil: "Ich finde es gut, dass Hülpes Bürgermeister bleibt. Er ist ein symphatischer Mann, der seine Sache bisher gut gemacht hat." Martin Zintel, Gusenburg: "Im Großen und Ganzen hat Hülpes seine Arbeit ordentlich gemacht. Ich würde mir aber wünschen, dass er sich stärker für erneuerbare Energien und eine bessere DSL-Versorgung einsetzt."

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