Vom Meckeler Stall in die Politik: Alice Endres ist Direktkandidatin der Grünen im Wahlkreis 203

Meckel · Die Landwirtschaft ist ihr Thema, aber auch Atomausstieg und Bildung liegen ihr am Herzen. Jetzt tritt Alice Endres als Direktkandidatin der Grünen für die Bundestagswahl an. Der TV stellt die 49-jährige Milchbäuerin aus Meckel vor - und erzählt auch, warum sie einst doch nicht nach Kanada ausgewandert ist.

 Geht für die Grünen ins Rennen: Alice Endres auf ihrem Hof in Meckel. TV-Foto: Eileen Blädel

Geht für die Grünen ins Rennen: Alice Endres auf ihrem Hof in Meckel. TV-Foto: Eileen Blädel

Meckel. Alice Endres ist Landwirtin in Meckel. Wenn es ein Problem gibt, packt sie es immer gleich an. "Dagegen sind die Mühlen der Politik oft sehr langsam", sagt sie. Nun tritt die 49-Jährige als Direktkandidatin der Grünen für die Bundestagswahl an. Dabei ist sie noch gar nicht so lange Mitglied in der Partei. Die Frau, die sich in ihrem Dorf sehr engagiert und dort etwas voranbringen will, nennt als Grund für ihren Eintritt ein Ereignis, das die ganze Welt erschüttert hat: Fukushima.

"Die Atomenergie ist eine Technik, die nicht zu verantworten ist", sagt sie. "Fukushima hat uns sehr deutlich gezeigt, welche Risiken sie mit sich bringt. Und das Endlagerproblem kommt noch dazu. Wir müssen den Generationen, die noch kommen, doch die Möglichkeit lassen, Land bewirtschaften zu können, um gesunde Lebensmittel zu erzeugen."

Aber auch ihre vier Kinder seien ein Antrieb dafür, erklärt Endres, dass sie politisch etwas verändern möchte. Nicht zuletzt möchte sie sich als Milchbäuerin für die Rechte der Landwirte einsetzen. Das sei eben "ihr" Thema. "Ich kenne die Praxis und kann gerade hier viele bundespolitische Entscheidungen einfach nicht nachvollziehen."
Gemeinsam mit ihrem Ehemann hat Endres in Meckel (VG Bitburg-Land) im Jahr 1989 einen landwirtschaftlichen Betrieb übernommen und seitdem stetig aufgebaut. Heute hält sie dort 80 Milchkühe und Nachzuchten auf 210 Hektar Acker- und Grünland. Aber abhängig vom Milchpreis will sie nicht sein. "Da liegt der Auszahlungspreis aktuell bei 35 Cent. Das deckt annähernd die Produktionskosten, aber das reicht nicht, um etwas zu verdienen."

Ein zweites Standbein muss her, entscheidet die Familie Endres. Und baut 2001 eine Biogasanlage. Die versorgt heute in Meckel zehn Haushalte, eine Gaststätte, das Dorfgemeinschaftshaus und das Feuerwehrhaus mit Wärme. Das Wärmenetz würde Endres künftig gern in Zusammenarbeit mit der Gemeinde auf den gesamten Ort ausweiten. Sie sagt: "Vor Ort etwas zu bewegen, so was zu planen, das macht mir Spaß." Dabei wäre Endres, die in Prüm geboren ist, fast mal ausgewandert - nach Kanada. In den 80er Jahren hatte sie für ein paar Monate einen Job als Herdenmanager auf einer Farm in Ontario. Aber dann hat sie später bei der Arbeit bei einem Tierarzt ihren Mann getroffen. Der kommt aus Niederweis. Und sie ist geblieben.

Doch auch heute ist Endres nicht nur auf ihrem Hof in Meckel unterwegs. Die Liste ihrer ehrenamtlichen Tätigkeiten ist lang: Sie ist unter anderem Gründungsmitglied in der Deutschen Milcherzeugergemeinschaft Milch Board und dort auch im Bundesvorstand, sie ist Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft für Landwirtschaft und Verbraucherschutz der Grünen in Mainz und Bundesdelegierte für die Bundesarbeitsgemeinschaft Landwirtschaft in Berlin.

Ob aber ihre drei Söhne oder ihre Tochter mal den Hof in Meckel übernehmen, das stehe noch in den Sternen, sagt Endres. Sie weiß: "Wer heute Landwirtschaft machen will, muss das wirklich wollen."
Extra: Wahlkreis 203

Der Bundestagswahlkreis 203 "Bitburg" umfasst neben dem Eifelkreis Bitburg-Prüm den Landkreis Vulkaneifel und den Nordteil des Landkreises Bernkastel-Wittlich mit der Stadt Wittlich und den Verbandsgemeinden Kröv-Bausendorf, Manderscheid und Wittlich-Land. 2009 gab es 170 000 Wahlberechtigte. larsExtra: Wahlergebnis

Die Mitgliederversammlung der Grünen hat Alice Endres im April dieses Jahres mit knapp 63 Prozent der Stimmen als Direktkandidatin für die Bundestagswahl im Wahlkreis 203 nominiert. Endres setzte sich gegen ihren internen Gegenkandidaten Karl-Wilhelm Koch aus Mehren (Landkreis Vulkaneifel) durch. 2009 hatten die Grünen übrigens erneut Ulrike Höfken als Direktkandidatin ins Rennen geschickt. Die ist jedoch stets über die Landesliste Rheinland-Pfalz in den Bundestag eingezogen. Das Wahlergebnis der Grünen 2009 für den Wahlkreis 203 lag bei den Erststimmen bei 8,0 Prozent, bei den Zweitstimmen bei 8,4 Prozent. eib


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