Vorbild Obama: Vom Internet auf die Straße

Berlin (dpa) · Immer wieder wird beim Thema Online-Wahlkampf ein Name beschworen: Barack Obama. Zwar dürfte das Internet nicht hauptverantwortlich für dessen Sieg über John McCain sein. Und Obamas Aktivitäten etwa bei Twitter sind bis heute nicht besonders aufregend.

Dafür nutzte er im US-Präsidentschafts-Wahlkampf intensiv das nicht mehr ganz taufrische Medium E-Mail, um seine Anhänger zu informieren. Doch einig sind sich Experten darin, dass Obama alle diese Wahlkampf-Kanäle tatsächlich für die Mobilisierung seiner Anhänger genutzt hat - und nicht in erster Linie, um schicke neue Instrumente auszuprobieren und damit als fortschrittlich zu gelten.

Im Mittelpunkt stand dabei die Plattform my.barackobama.com (MyBO), auf der sich seine Anhänger miteinander vernetzten und dann Straßenwahlkampf-Aktionen in ihren Gemeinden organisierten. Auch Kritik an seiner Kampagne war dort zu lesen. Obama hatte ein Gespür für den Erfolg solcher Netzwerke, da er jahrelang in afro-amerikanisch geprägten Stadtteilen Chicagos als „Community Organizer“ gearbeitet und die Bürger dort für gemeinsame Projekte begeistert hatte. In Deutschland haben die Parteien inzwischen ähnliche Mitmach-Plattformen gestartet, doch fehlt hier eine entsprechende Tradition solcher von unten organisierten „Graswurzel“-Bewegungen.

Über MyBO hinaus nutzte Obama alle verfügbaren Internet-Medien, die im Gegensatz etwa zur Werbung im Fernsehen kaum etwas kosten. Und er stieß damit auf ein hohes Interesse: Seine 38-minütige Wahlkampfrede über eine multiethnische Gesellschaft sahen bei YouTube bis heute mehr als sechs Millionen Menschen, bei Facebook hat Obama 6,4 Millionen Anhänger, bei Twitter 1,7 Millionen „Follower“. Deutsche Politiker bringen es im Vergleich derzeit maximal auf fünfstellige Unterstützerzahlen - bei 62,2 Millionen Wahlberechtigten liegt dieser Anteil gerade mal im Promillbereich.

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