Wahl 2005 (Archiv): Schartz zieht im Endspurt davon

TRIER. In der Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg wird der Chefsessel frei, denn Bürgermeister Günther Schartz (CDU) wird 2006 neuer Landrat des Kreises Trier-Saarburg. 22 235 Wähler entschieden sich gestern für ihn, seine Kontrahentin Katarina Barley (SPD) sammelte 17 905 Stimmen. (aus unserem Archiv Juni 2005)

 Faire Verliererin: Unter den Augen von Landrat Richard Groß (Mitte) reicht Katarina Barley Günther Schartz die Hand zum Glückwunsch.

Faire Verliererin: Unter den Augen von Landrat Richard Groß (Mitte) reicht Katarina Barley Günther Schartz die Hand zum Glückwunsch.

Foto: Foto: Hans Krämer

Sonntagabend, 18 Uhr: Noch ist es ruhig im großen Sitzungssaal der Kreisverwaltung. Die Ergebnisse der 183 Stimmbezirke, in die der Landkreis unterteilt ist, werden auf eine große Leinwand projiziert, die sich genau sieben Minuten nach Schließung der Wahllokale zu füllen beginnt. Sommerau meldet zuerst Vollzug: 20 Stimmen für Günther Schartz, elf für Katarina Barley.Die Leinwand zeigt neben den Einzelergebnissen aus den Orts- und Verbandsgemeinden auch den sich ständig aktualisierenden Gesamtstand, und dieser ist recht eng. Zeitweise steht es 51 zu 49 für Günther Schartz. Landrat Richard Groß will keine Panik aufkommen lassen. "Das sind die kleinen Gemeinden", sagt er. "Die großen Brocken wie Konz und Saarburg kommen am Schluss."

Kopf-an-Kopf-Rennen statt deutlicher Führung

Es bleibt eng, inzwischen haben 44 der 183 Bezirke ihr Ergebnis gemeldet. Der Sitzungssaal füllt sich allmählich, und alle staunen: Statt eines von der ersten Minute an souverän führenden Günther Schartz dokumentiert die unbestechliche Leinwand ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Kreisverwaltungsdirektor Martin Böckel warnt vor einer "künstlichen Dramatik" und sagt ein "klares Ergebnis" voraus. Heide von Schütz, Fraktions-Chefin der Grünen im Kreistag, freut sich auf einen "spannenden Abend".

Auch die heitere Gelassenheit des noch amtierenden Landrats Richard Groß bröckelt ein wenig. "Ich habe zwar mit einem anständigen Ergebnis für Frau Barley gerechnet, aber das hier wird ja wirklich spannend", sagt er, ohne die Leinwand auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

Um 18.40 Uhr trifft Günther Schartz in der Kreisverwaltung ein. Sein erster Kommentar: "Ich habe mich innerlich auf zwei Varianten, mit denen dieser Abend enden könnte, eingestellt." Katarina Barley kommt zehn Minuten später und meint: "So haben wir uns das doch gewünscht."

Allmählich zieht Günther Schartz davon - zuerst auf 52, dann auf 54 Prozent. "Dennoch haben wir am Ende auf jeden Fall ein respektables Ergebnis", sagt der SPD-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Manfred Nink. So sieht es auch die Kandidatin: "Keiner feiert mit mir", meint sie gegen 19.05 Uhr leicht schmollend. Noch hängen alle Augen an der Leinwand. Viele scheinen die Weingläser, die sie in den Händen halten, vergessen zu haben. Ein Lacher zwischendurch: Kreis-Pressereferent Thomas Müller informiert Katarina Barley über einen Interview-Wunsch. "Der Sender ist aber nur im Fall eines Sieges interessiert."

Der Vorsprung von Günther Schartz wird größer. Landrat Groß motiviert das CDU-Publikum: "Wenn er über 55 geht, müssen wir hier mal lauter werden und ein wenig jubeln." Um 19.25 Uhr ist es so weit. Jubel, Applaus und ein vorläufiges Endergebnis: 55,39 Prozent für Günther Schartz - 44,61 Prozent für Katarina Barley. Die Wahlbeteiligung liegt bei 36,8 Prozent.

"Ich bin natürlich hochzufrieden und freue mich sehr auf die neue Aufgabe", kommentiert Schartz seinen Sieg. "Es ist jedoch bedauerlich, dass nur so wenige wählen gehen. Es wird die Aufgabe der Politik sein, hier etwas zu ändern."

Katarina Barley ist enttäuscht, zeigt aber Haltung. "Die Menschen sind offenbar empfänglich für meine Auffassung von Politik", sagt sie. "Ich hätte gerne noch ein paar Monate weiter gemacht." Wie sehen ihre Pläne für die Zukunft aus? "Wir haben noch keine Gespräche geführt. Ich bleibe aber auf jeden Fall Mitglied des Stadtrats Schweich und des SPD-Kreisvorstands."

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