Wahl des Stadtbürgermeisters: CDU schickt Gerd Becker ins Rennen

Daun · Die Dauner CDU-Basis hat sich entschieden: Mit großer Mehrheit hat sie den früheren Büroleiter der Verbandsgemeindeverwaltung Daun, Gerd Becker, als Kandidaten für die Stadtbürgermeisterwahl nominiert. Der unterlegene Martin Robrecht tritt wie angekündigt im Mai als unabhängiger Bewerber an.

 Entscheidung für Gerd Becker (Zweiter von links, links der Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion, Friedhelm Marder): Er ist der Stadtbürgermeisterkandidat des von Dieter Brill (rechts) geführten CDU-Stadtverbands Daun. Martin Robrecht (Zweiter von rechts) tritt bei der Wahl im Mai als unabhängiger Bewerber an. TV-Foto: Stephan Sartoris

Entscheidung für Gerd Becker (Zweiter von links, links der Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion, Friedhelm Marder): Er ist der Stadtbürgermeisterkandidat des von Dieter Brill (rechts) geführten CDU-Stadtverbands Daun. Martin Robrecht (Zweiter von rechts) tritt bei der Wahl im Mai als unabhängiger Bewerber an. TV-Foto: Stephan Sartoris

Daun. Es ist diesmal mehr als nur eine Mitgliederversammlung des CDU-Stadtverbands Daun, wie sie im Vorfeld einer Kommunalwahl immer stattfindet. Ein Beweis dafür ist auch die Resonanz: 54 der knapp 100 wahlberechtigten Mitglieder sind ins Forum gekommen, um darüber zu entscheiden, wen die Partei bei der Wahl des Stadtbürgermeisters am 25. Mai unterstützt.
Es ist eine grundsätzliche Entscheidung: Gibt es eine Mehrheit für Gerd Becker, der offiziell für die Partei antreten will, oder für Martin Robrecht, der angekündigt hat, als unabhängiger Kandidat ins Rennen zu gehen, ungeachtet des Votums der Mitgliederversammlung? Einen unabhängigen Bewerber zu unterstützen, wäre Neuland für die Dauner Christdemokraten. Bislang traten alle Kandidaten ausdrücklich für die CDU an. In jüngster Vergangenheit allerdings wenig erfolgreich: 1999, 2004 und 2009 gab es bei den Stadtbürgerwahlen nichts zu holen gegen Wolfgang Jenssen (SPD), der aber im Mai nicht mehr antritt.Kommunalwahl 2014


Und nun gleich zwei Bewerber mit CDU-Parteibuch, was allenthalben als "glückliche" (CDU-Kreisvorsitzender Gordon Schnieder), aber auch schwierige Konstellation gewertet wird. Es sind zwei sehr unterschiedliche Männer, die sich den Mitgliedern vorstellen.
Auf der einen Seite Gerd Becker, der pensionierte Verwaltungsmann, ein Mann der leisen Töne, auf der anderen Seite Martin Robrecht, der pensionierte Berufssoldat, der extrovertierte Typ. Aber das spielt in der anschließenden Diskussion, die ohne die Bewerber stattfindet, keine Rolle. Vielmehr geht es um die grundsätzliche Entscheidung: Beschreitet die CDU einen neuen Weg und unterstützt einen Kandidaten, der nicht für die Partei antreten will, oder will sie eine traditionelle Nominierung?
Für Heinz Mengelkoch, den bislang letzten CDU-Stadtbürgermeister (von 1993 bis 1999), ist die Antwort klar: Er plädiert eindeutig für den Parteikandidaten Gerd Becker, "er ist der Richtige".
Anders Hartwig Noth, auch er ein CDU-Urgestein (Stadtbürgermeisterkandidat 1999): Er verweist auf bittere Niederlagen für "gute Kandidaten" bei vergangenen Urwahlen, weil "alle Welt gegen die CDU" gewesen sei. "Das sollten wir aufbrechen", sagt Noth und macht seine Präferenz für einen unabhängigen Bewerber deutlich. Aber auch ein anderer Aspekt kommt auf, ohne ihn ganz explizit zu nennen: das Alter der Bewerber. So schlägt Bernhard Kläs (Stadtratsmitglied und Ortsvorsteher des Stadtteils Waldkönigen) vor, sich auf einen Kandidaten zu verständigen, der "vom Alter her" zwei Wahlperioden machen könnte: "Man sollte auf zehn Jahre denken!". Was er damit meint: Martin Robrecht ist 61, Gerd Becker 68.
Unterschiedliche Auffassungen, aber kein Streit, die Diskussion bleibt stets sachlich. Es folgt die geheime Wahl, das Ergebnis ist eindeutig: 35 Mitglieder votieren für Becker, 18 für Robrecht, ein Mitglied enthält sich.
Die Einschätzung des Siegers: "Es ist ein überraschendes und für mich sehr positives Ergebnis. Ich bin davon ausgegangen, dass es knapper ausgehen würde. Ich habe allerdings gespürt, dass es viele Befürworter für einen offiziellen CDU-Kandidaten gibt."
Martin Robrecht nimmt die Abstimmung gelassen: " Das Ergebnis überrascht mich nicht. Ich akzeptiere, dass die Mehrheit der Mitglieder einen Parteikandidaten will. Was aber auch bedeutet: Da ich ja auch antrete, haben die Bürger am 25. Mai eine echte Wahl zwischen mindestens zwei Kandidaten. Zum Glück!"Meinung

Mehr Gefühl als Kalkül
Das war ein demokratisches Lehrstück, wie die CDU mit der ungewöhnlichen und ungewohnten Situation umgegangen ist: Zwei Stadtbürgermeisterbewerber aus dem gleichen politischen "Stall" zu haben, wobei nur einer sich bereit erklärt hat, als offizieller Kandidat der Partei anzutreten. Es gab keine personelle Vorentscheidung hinter verschlossenen Türen, sondern es wurde den Mitglieder überlassen, sich für eine Marschrichtung zu entscheiden. Das klare Votum für Gerd Becker, das ein Erfolg für die Traditionalisten in der Partei ist, spiegelt die in den vergangenen Wochen sich verändernde Gefühlslage wider. Es war fast schon eine Art Sehnsucht spürbar, dass nach 15 Jahren endlich wieder das höchste Amt der Kreisstadt mit einem Christdemokraten besetzt werden soll. Gefühl vor Kalkül: Die Mitglieder hätten ja auch Martin Robrecht nominieren können, um damit zu verhindern, dass - was ja nun passieren wird - zwei Bewerber um das gleiche Wählerpotential kämpfen. s.sartoris@volksfreund.de

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