Wahllokal Wohnzimmer: Immer mehr Bürger stimmen zu Hause ab

Trier · Bei den Europa- und Kommunalwahlen wird die Zahl der Briefwähler in Rheinland-Pfalz abermals deutlich ansteigen. Mehr als jeder dritte Wähler wird nach Recherchen unserer Zeitung nicht ins Wahllokal gehen, sondern seine Stimmen per Brief abgeben.

 Zurückgesandte Briefwahlunterlagen: Nach Auskünften aus den regionalen Rathäusern wählen in diesem Jahr so viele Wähler per Brief wie bei keiner Kommunalwahl zuvor. Archiv-Foto: dpa

Zurückgesandte Briefwahlunterlagen: Nach Auskünften aus den regionalen Rathäusern wählen in diesem Jahr so viele Wähler per Brief wie bei keiner Kommunalwahl zuvor. Archiv-Foto: dpa

Wer im Eifeldorf Rittersdorf am übernächsten Sonntag ins Wahllokal geht, der sollte Zeit mitbringen. Rein theoretisch kann jeder Rittersdorfer Wähler nämlich an die 100 Stimmen verteilen - für den Kreistag, den Verbands- und den Ortsgemeinderat, zwei Bürgermeisterwahlen und das Europaparlament. In vielen anderen Orten in der Region Trier sieht es ähnlich aus, auch wenn die Wahlberechtigten nicht überall sechs Stimmzettel bekommen.

Da verwundert es nicht, dass immer mehr Wähler nicht ins Wahllokal gehen, sondern ihre Stimmen schon vorher vergeben. "Die Zahl der Briefwähler wird in diesem Jahr weiter ansteigen", sagte am Dienstag ein Sprecher des Landeswahlleiters auf Anfrage des Volksfreunds.

Damit setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort. Lag der Anteil der Briefwähler bei den Kommunalwahlen 1979 noch bei rund zehn Prozent, stieg er seitdem (mit Ausnahme 1994) kontinuierlich an - auf zuletzt knapp 29 Prozent vor fünf Jahren.

Dass in diesem Jahr mehr als jeder dritte rheinland-pfälzische Wähler seine Stimmzettel bequem daheim ausfüllt, statt im Wahllokal womöglich Schlange zu stehen, gilt für Experten als sicher. "Wir ertrinken derzeit in Anträgen", sagt etwa der Sprecher der Stadt Trier, Ral

f Frühauf. Ähnliche Auskünfte kommen auch aus den übrigen Rathäusern der Region.

So gingen etwa in der Verbandsgemeinde (VG) Kelberg schon bislang deutlich mehr Briefwahlanträge ein als vor fünf Jahren. Und noch ist eine gute Woche Zeit. Auch in der (etwas größer gewordenen) VG Schweich berichten die Verant- wortlichen von einer deutlichen Zunahme der Anträge. Ähnlich sieht es auch in Hermeskeil, Gerolstein, Irrel oder Bernkastel-Kues aus. Spannend dürfte auch die Entwicklung der Wahlbeteiligung sein. Sie ging in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten kontinuierlich zurück - von 77 Prozent (1989) auf zuletzt 55 Prozent bei den Wahlen 2009.

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