Waschungen und Gebete bei Kerzenschein

Trier · In den Gotteshäusern der Innenstadt schlagen während der Wallfahrt neun geistliche Gemeinschaften ihr Lager auf. Sie wollen Pilger über ihre Arbeit informieren und ihnen einen Raum zur Einkehr bieten. Wolfgang Leinen koordiniert das Angebot geistlicher Gemeinschaften bei der Wallfahrt. Wir haben uns mit ihm unterhalten.

 Der gebürtige Losheimer Wolfgang Leinen (TV-Foto: ) ist im Wallfahrtsbüro für das Jahr der geistlichen Vorbereitung und die Angebote der geistlichen Gemeinschaften in den Stationskirchen zuständig.

Der gebürtige Losheimer Wolfgang Leinen (TV-Foto: ) ist im Wallfahrtsbüro für das Jahr der geistlichen Vorbereitung und die Angebote der geistlichen Gemeinschaften in den Stationskirchen zuständig.

Foto: Tobias Senzig

Trier. Während der Heilig-Rock-Wallfahrt gestalten neun geistliche Gemeinschaften in Gotteshäusern rund um den Dom ein Rahmenprogramm. In den sieben sogenannten Stationskirchen können Pilger einkehren, Gottesdienste feiern und die Gruppen kennenlernen. Wolfgang Leinen vom Organisationsteam der Wallfahrt ist zuständig für die Koordination der Gemeinschaften. Im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Tobias Senzig erklärt er, was die Gruppen besonders macht und was sie während der Wallfahrt in den Kirchen veranstalten werden.

Was sind geistliche Gemeinschaften?
Wolfgang Leinen: Es gibt Menschen, die die Liebe Gottes auf besondere Weise erfahren haben und das auch gemeinschaftlich leben wollen. Auf der einen Seite gibt es Gruppen, die sich mit der inneren Einkehr beschäftigen. Auf der anderen Seite solche, die ihre Erfahrungen in die Welt tragen möchten. Das sind nicht nur Priester und Ordensleute. Auch Laien können Teil dieser Gemeinschaften sein.

Warum reicht diesen Gläubigen die normale Pfarrgemeinschaft nicht mehr aus?
Leinen: Manche Gemeinschaften wollen den Glauben noch mehr an unsere Zeit anpassen und Antworten haben. Dann wiederum gibt es Gruppen, denen die normalen Glaubensverhältnisse nicht kompromisslos genug sind. Sie wollen radikaler in die Nachfolge Jesu treten und das Evangelium verkünden.

Sind die Gemeinschaften alle katholisch?
Leinen: Nein, es gibt auch ökumenische Gemeinschaften. Die Gemeinschaft von Taizé zum Beispiel. Und bei der Gruppe Chemin Neuf leben Priester, Brüder und Schwestern in einer ökumenischen Gemeinschaft mit Ehepaaren und Familien.

Es werden auch Menschen nach Trier kommen, die der Kirche skeptisch gegenüberstehen. Sind diese auch willkommen?
Leinen: Alle Menschen gehören zum großen Zoo Gottes. Katholisch, nicht katholisch, skeptisch, zweifelnd - es gibt keinen Filter. Alle sind eingeladen, auch mit den Schwierigkeiten, die sie mitbringen.

Wie genau treffen die geistlichen Gemeinschaften auf die Pilger?
Leinen: Es gibt auf dem Weg zum Heiligen Rock sieben von den Gemeinschaften gestaltete Stationskirchen. Pilgergruppen können von dort zum Dom starten oder einen Zwischenhalt machen. Die Gemeinschaften gestalten den Kirchenraum und machen Angebote von Gottesdiensten über Workshops bis hin zu Ausstellungen. Die Pilger sind auch dazu eingeladen, gezielt zu den Stationskirchen zu gehen, die sie interessieren. Denn neben den von den geistlichen Gemeinschaften betreuten Kirchen gibt es auch noch Stationskirchen, die andere Gruppen gestalten.

Werden die Gemeinschaften diese Gelegenheit auch nutzen, um neue Mitglieder zu rekrutieren?
Leinen: Nein, ausdrücklich nicht. Es wird keine Werbestände geben. Es geht darum, die Pilger, die kommen, zu begleiten und sie in der je eigenen Spiritualität anzusprechen. Das tun sie auch beim geistlichen Empfang auf dem Domfreihof und den geistlichen Zeiten im Dom. sen
Extra

Der gebürtige Losheimer Wolfgang Leinen (TV-Foto: Tobias Senzig) ist im Wallfahrtsbüro für das Jahr der geistlichen Vorbereitung und die Angebote der geistlichen Gemeinschaften in den Stationskirchen zuständig. Der 48-Jährige ist gelernter Krankenpfleger und hat in Trier und München Theologie studiert. Seine Gedanken zur Wallfahrt: "Ich arbeite gerne für die Wallfahrt, weil da vieles zusammenkommt, was im Geiste Jesu zusammengehört." senExtra

Die Kirchen: Die Arche-Gemeinschaft besteht aus Gläubigen, die gemeinsam mit Behinderten lebten. Sie bietet in der Herz-Jesu-Kirche in Trier-Süd Fußwaschungen an. St. Agritius in Trier-Ost wird von geistlichen Gemeinschaften im Bistum Trier zur Familienkirche mit Spielangeboten für Kinder umgestaltet, die Welschnonnenkirche in der Flanderstraße von den Waldbreitbacher Franziskanerinnen zur Frauenkirche. Auf dem Hauptmarkt will die Nightfever-Gruppe freitags Passanten zu einem Gottesdienst in St. Gangolf einladen. Der Innenraum der Kirche wird von der Gemeinschaft Emmanuel und Chemin Neuf gestaltet. Die ökumenische Bewegung Chemin Neuf hat sich die Einheit der Christenheit auf die Fahnen geschrieben. Die Gruppe Emmanuel führt im Don-Bosco-Haus in Trier-West auch ein Musical auf. In der Konstantinbasilika bietet der ökumenische Gebetskreis jeden Abend einen Ort der Einkehr mit Gebeten und Gesängen aus Taizé an. St. Antonius am Viehmarkt ist den Ordensgemeinschaften im Bistum Trier vorbehalten. Jeden Tag soll sich dort eine andere Gemeinschaft präsentieren. Die Kirche St. Paulus am Paulusplatz wird von der Gemeinschaft Sant\\'Egidio gestaltet, die sich besonders für Menschenrechte engagiert. sen Weitere Informationen im Internet unter www.heilig-rock-wallfahrt.de/programm/geistliches.html

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