Wat sinn dat sieße Pänz!

Ein Wort hängt in der Luft. Immer wieder hallt es in hellen Wellen wahren Entzückens durch den mit wartenden Pilgerscharen gefüllten Raum zwischen dem Hauptmarkt und dem Eingang des Domes.

Das Wort ist omnipräsent. Das Wort ist süß. "Ingrid, was sind die süüüüüß!" "Nää, wat sieße Pänz!", antwortet Ingrid auf Trierisch. Recht hat sie. Süße Pänz! Mit roten Mützchen, gelben Mützchen, weißen Mützchen. Mit riesigen strahlenden Augen. Hüfthoch. Hand in Hand. Stehen sie da zu Hunderten in Schlangen vorm Dom und freuen sich auf den Heiligen Rock. So wie sich Kinder sonst nur auf den heiligen Nikolaus oder den heiligen, äh, hoppelnden Osterhasen freuen. Und diese Vorfreude dürfte auch daher kommen, dass die Kleinen bestens vorbereitet sind und genau Bescheid wissen. "Den Rock hat jemand gefunden", sagt ein kleines Mädchen. "Da sind keine Nähte dran", betont ein Junge. "Wenn man den klauen will, zerfällt er zu Staub", weiß ein anderer und seine Kindergärtnerin nickt lachend. Und wie gefällt es Euch hier? "Schöööön!", antworten die Kinder im Chor. Und glaubt Ihr, dass Jesus diesen Rock wirklich anhatte? Komische Frage, scheinen sie sich zu denken, ehe der fröhliche Chor erneut anhebt: "Jaaaaaa!". Nur auf die Frage, wie die Kinder sich den Heiligen Rock denn vorstellen, gibt es ganz unterschiedliche Antworten. "Braun", sagt ein Junge. "Weiß", ein Mädchen. "Der ist aus Gold", sagt ein anderes. Auch bei der Frage der Form sind sie uneins: "Der sieht aus wie ein T-Shirt." "Nä, der sieht aus wie ein Rock." "Der hat kurze Ärmel." Und während ich darüber nachdenke, ob der Rock vielleicht wirklich kurze Ärmel hat, bekomme ich schon die nächste Antwort. "Der ist zerrissen, alt und staubig", sagt ein Mädchen und entblößt strahlend Wackelzahnlücken. Süüüß! In ihrer Kolumne macht sich unsere Redakteurin so ihre Gedanken über die Wallfahrt.

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