Weltreisende aus Maardorf will in Verwaltungsspitze

Wittlich/Meerfeld · Kultur, Gesundheit und Jugendarbeit sind die politischen Schwerpunkte von Gertrud Hüppeler-Meuer. Die Bildungsreferentin aus Meerfeld tritt für die ÖDP an, um Bürgermeisterin der neuen VG Wittlich-Land zu werden.

 Gertrud Hüppeler-Meuer (ÖDP) will Bürgermeisterin der neuen VG Wittlich-Land werden. Sie ist eine von sechs Kandidaten. TV-Foto: Tobias Senzig

Gertrud Hüppeler-Meuer (ÖDP) will Bürgermeisterin der neuen VG Wittlich-Land werden. Sie ist eine von sechs Kandidaten. TV-Foto: Tobias Senzig

Manchmal machen Pappeln Politik: Gertrud Hüppeler-Meuer war geschockt, als die Bäume, die den Rand des Maars in ihrem Heimatort Meerfeld (VG Manderscheid) säumten, eines Tages einfach abgeholzt wurden. "Wenigstens die gesunden Bäume hätte ich erhalten", sagt die 59-Jährige, die nur 200 Meter vom Rand des Maarsees entfernt wohnt. Nach der Fäll-Aktion fasste sie den Entschluss: Sie kandidiert bei der Wahl zum Bürgermeister der neuen VG Wittlich-Land.

Hüppeler-Meuer tritt für die Ökologische Partei Deutschlands (ÖDP) an, deren Schwerpunkt die Umweltpolitik ist. Eine intakte Umwelt sieht sie aber nicht nur generell als erstrebenswert an, sondern auch als Grundlage für einen wichtigen Wirtschaftszweig: den Tourismus "Die Touristen kommen nicht hier her, um eine zerstörte Natur zu sehen", sagt sie.

Die Diplom-Pädagogin ist seit 30 Jahren als Dozentin und Bildungsreferentin in der Region unterwegs. Ihr Spezialgebiet: das Gesundheitsmanagement. In diesem Bereich sieht sie auch in der neuen VG Verbesserungspotenzial. "Hier muss mehr für die Bürger und Arbeitnehmer getan werden", sagt sie. Mittlerweile gäbe es schon 15-Jährige, die an Diabetes litten: "Ich will den Menschen zeigen, dass sie mit Sport und gesunder Ernährung länger gesund bleiben können."
Hüppeler-Meuer will Konzepte für Schulen entwickeln und Workshops veranstalten. "Ein gesunder Arbeitnehmer ist leistungsfähiger." sagt sie. Und um die Menschen zur Reflexion anzuhalten, brauche man keine großen Etats: "Es geht nicht darum, viel Geld auszugeben, sondern sinnvolle Dinge zu tun."

Aus diesem Grund hält die ÖDP-Frau auch nicht viel davon, die Verwaltung komplett aus Manderscheid abzuziehen und nach Wittlich zu verlegen. Die beiden Kommunen hätten sehr verschiedene Schwerpunkte. Und es sei effektiver, diese Schwerpunkte jeweils vor Ort zu behandeln , eben dort wo sich die Leute mit dem Umfeld auskennen. "Ich glaube nicht, dass es unter dem Strich billiger wird, nur ein Rathaus zu haben", sagt sie.
Ursprünglich kommt Hüppeler-Meuer aus Glessen, einem Dorf zwischen Bergheim und Köln. Aber sie hat schon die ganze Welt gesehen. Gemeinsam mit ihrem Mann Heinz tourte sie durch die Sahara, Indien und Südost-Asien, kletterte im Himalaja auf 6000er und ließ sich in China in traditionellen Heilmethoden unterweisen. "Die Welt interessiert uns", sagt Hüppeler-Meuer: "Und Reisen bildet."

1982 kaufte das Ehepaar das 200 Jahre alte Pfarrhaus in Meerfeld. Vier Jahre lang sanierten sie das 200 Jahre alte Gebäude. "Ich liebe alte Häuser", sagt Hüppeler-Meuer. Die alten Häuser in der Region seien ein wichtiges Stück Kulturgut, dass man erhalten müsse.

Die Meerfelderin legt Wert auf Bürgerbeteiligung und ist auch stolz auf ihr eigenes Engagement. "Ich lege mich an und streite für meine Rechte. Das halte ich in einer Demokratie auch für sehr wichtig. Sonst haben wir nämlich keine mehr." Wenn es irgendwo gebrannt habe, habe sie deshalb gemeinsam mit Anderen eine Bürgerinitiative gegründet, sagt sie "Man muss dort etwas tun, wo man lebt."Extra

Die neue VG soll am 1. Juli aus einer Zwangsfusion der VG Wittlich-Land und Manderscheid entstehen. Die Kommune hat dann insgesamt 45 Ortsgemeinden und 29 000 Einwohner (21 300 aus Wittlich-Land, 7500 aus der VG Manderscheid). Die Zusammenlegung wurde im Dezember 2013 vom Landtag beschlossen. Beide Kommunen haben dagegen Klage eingereicht. Eine Entscheidung des Landesverfassungsgerichts steht noch aus. 2012 standen die beiden VG kurz vor einer freiwilligen Fusion. Der Manderscheider VG-Rat legte jedoch in letzter Minute sein Veto ein. So entging der neuen Kommune auch die "Hochzeitsprämie", die das Land für freiwillige Fusionen ausgelobt hatte. senExtra

In der VG Manderscheid wurde 2009 Amtsinhaber Wolfgang Schmitz (CDU) ohne Gegenkandidat wieder gewählt. Christoph Holkenbrink (ebenfalls CDU) lenkt seit 22 Jahren als Bürgermeister die Geschicke der VG Wittlich-Land. Holkenbrink tritt aus Altersgründen nicht mehr an. senExtra

Jugendarbeit: "An den Schulen müsste die Jugendpflege obligatorisch werden. Hier wird momentan an der falschen Stelle gespart. Und das hat in Zukunft Konsequenzen, die wir uns nicht leisten können. Stichwort Jugendkriminalität: Ich fordere, dass für die VG ein Jugendpfleger eingestellt wird, der an den Schulen, wo er gebraucht wird, tätig wird." Schnelles Internet: "Hier muss sich dringend etwas bewegen - das merke ich auch selbst in meinem Heimatort Meerfeld. Seit sechs Jahren kämpfe ich hier für einen schnellen Internetzugang - bisher ohne Erfolg. Die Menschen sind ohne Internet benachteiligt. Das gilt ganz besonders, wenn man das Netz beruflich nutzen will." Kultur: "Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein. Ich fordere, dass der Kultur-Etat mehr Berücksichtigung findet. Die Bücherei in Wittlich ist sehr gut - und hier sollte man auch nicht anfangen, zu sparen. Es sollte auch Geld für Veranstaltungen vorgesehen werden. Die Bürger sollten unterstützt werden, wenn sie Events oder Workshops organisieren wollen." sen

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