Zeder macht späte Karriere

Trier · 116 Tage vor Beginn der Heilig-Rock-Wallfahrt haben die Bistums-Verantwortlichen gestern in der Domschreinerei den Schrein präsentiert, in dem die Reliquie ausgestellt wird. Er stammt aus dem Holz einer Zeder, die bis 2010 am Domkreuzgang stand.

 Fünf Jahrzehnte lang stand die Zeder am Domkreuzgang. 2010 wurde sie gefällt. Diese Aufnahme entstand 2004. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Fünf Jahrzehnte lang stand die Zeder am Domkreuzgang. 2010 wurde sie gefällt. Diese Aufnahme entstand 2004. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Trier. Wie die Zeder in den Innenhof des Domkreuzgangs gekommen war, weiß niemand. Auch nicht, wie lange sie dort stand. Auf Fotos aus den 1960er Jahren ist sie erstmals zu sehen. 2010 wurde sie, zu einem stattlichen Baum herangewachsen, gefällt, "weil ihre Wurzeln dem mittelalterlichen Kreuzgang-Gemäuer stark zusetzten. Wir haben uns schweren Herzens von der Zeder getrennt", sagt Dompropst Werner Rössel.
Es war kein Abschied für immer. Der Baum kommt nach seinem Ableben richtig groß heraus. Aus seinem Holz, das in einem Metzer Sägewerk geschnitten und getrocknet wurde, wird derzeit der Präsentationsschrein für den Heiligen Rock hergestellt. Am Montagnachmittag gewährten die Wallfahrtsverantwortlichen einen Blick in die Domschreinerei, wo die filigra nen Arbeiten nach den Plänen von Holzbildhauer Jan Leven (51) aus Bereborn/Vulkaneifel kurz vor dem Abschluss stehen. "Wir werden bis zum vereinbarten Termin am 6. Januar fertig sein", kündigt Domschreiner Hans-Jürgen Kleinert (57) an. Zum "Projekt Präsentationsschrein" gehören noch eine sogenannte innere Vitrine für die bedeutendste Reliquie des Bistums und eine rund 300 Kilogramm schwere Abdeckplatte aus Glas. An dieser insgesamt mehr als 400 Kilogramm schweren Konstruktion, die mitten im Dom aufgestellt wird, werden während der Wallfahrt vom 13. April bis 13. Mai mehrere Hunderttausende Pilger vorbeiziehen. Das Anfassen des Schreins ist ausdrücklich erlaubt und war Kriterium der Ausschreibung des Gestaltungswettbewerbs, den Leven mit den Stimmen aller acht Juroren gewonnen hat (der TV berichtete). Ihr Urteil: Die organische und weniger von einer architektonischen Form geprägte Gestaltung des Schreins erlaube "wie selbstverständlich ein Entlanggleiten der Hände sowie das beidseitige Vorbeiführen des Pilgerstroms".
50 Jahresringe

 Der Heilig-Rock-Schrein ist vorgestellt worden

Der Heilig-Rock-Schrein ist vorgestellt worden

Foto: Roland Morgen


Alles in allem rund 25 000 Euro (einschließlich Wettbewerb) kostet das Teilzeit-Behältnis für den Heiligen Rock, der außerhalb der in jahrzehntelangen Abständen stattfindenden Wallfahrten in der Heiltumskammer des Doms unter Verschluss gehalten wird.
Nach der 2012er Jubiläums-Ausstellung (500 Jahre nach der ersten öffentlichen Zeigung) soll der Zedernschrein nicht einfach ausgemustert werden. "Dafür ist er viel zu wertvoll. Wir finden eine neue Verwendung für ihn", kündigt Dom-Hausherr Rössel an. Der Schrein der bislang letzten Wallfahrt (1996) steht heute im Museum am Dom. Sein Nachfolger könnte einen dauerhaften Platz in einem der Türme der Kathedrale erhalten. Das Bearbeiten des Holzes brachte übrigens Klarheit zum Alter der Zeder: Sie weist 50 Jahresringe auf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort