Zwischen Politik und Service: der AStA

Trier · Wenn ich erwähne, dass ich neben meinem Studium im AStA tätig bin, heißt es oft: „Aber du hast doch gar keine langen Haare.“ Der Allgemeine Studierendenausschuss, wie die Studierendenvertretung an der Universität ausgeschrieben heißt, ist mit einigen Vorurteilen behaftet.

Gedacht wird an Bummel-studis, Mitte 30, politische Querköpfe, die Karl-Marx-Lesekreise veranstalten und in die Gegenwart ein wenig 68er-Feeling transportieren wollen.

Ob das nun so ist oder nicht, davon müssen Sie sich vermutlich selbst überzeugen.

Mein Name ist Vincenzo Sarnelli, 22 Jahre alt, und ich bin „Koordinierendes Mitglied (KoMi) des AStA.

Hinter diesem Posten mit dem sperrigen Namen verbirgt sich in erster Linie „Mädchen für alles, plus Verantwortung“. So liegt meine Hauptaufgabe in der Koordination der Referatsmitglieder.

Alle zusammen versuchen wir tagtäglich, Studierenden bei Problemen zu helfen, sie zu informieren und ihren Forderungen Gehör zu verschaffen.

Eine Anlaufstelle für Studierende

Der AStA ist oft die erste Anlaufstelle für viele Studierende. Wir bieten ihnen etwa eine AusländerInnenrechts-Beratung, eine BAFöG-Beratung, eine Mietrechts-Beratung, eine Studienkonten-Beratung wie auch einen Umzugswagen-Verleih und einen Sozialfonds für unverschuldet in Not geratene Studierende an.

Die wichtigste Aufgabe des AStA ist die Vertretung der studentischen Interessen. Dazu vernetzen wir uns mit wichtigen Gremien, sowohl direkt an der Universität als auch in der Stadt, auf Landes- und Bundesebene. Klar, man ist dabei nicht immer einer Meinung, aber im Großen und Ganzen glaube ich, dass man mit uns vernünftig reden kann.

Ein Problem haben wir nur dann, wenn man uns aus fadenscheinigen Gründen nicht ernst nimmt: So ist es des Öfteren geschehen bei der Einführung der Bachelor/Master-Studiengänge an den Universitäten. Dann ist es unsere Aufgabe, den Problemen der Studierenden auch auf andere Weise Gehör zu verschaffen. Dies kann durch Gespräche geschehen oder, wenn keine andere Möglichkeit gegeben ist, gar durch Protest. Darüber hinaus veranstaltet der AStA Vorträge, Diskussionen und Workshops zu verschiedenen Themenbereichen, welche von den unterschiedlichen Referaten organisiert werden.

Ehrenamt mit viel Idealismus

Alles in allem versuchen wir, den Studierenden den Alltag zu erleichtern. Ob uns das immer gelingt, ist eine andere Frage, für die wir vor dem Studierendenparlament Rechenschaft ablegen müssen. Sicher ist jedenfalls, dass diese ehrenamtliche Tätigkeit viel Zeit in Anspruch nimmt.

Gerade jetzt, seit die neuen Studiengänge das Studium sehr verschult haben, muss man versuchen, beides in Einklang zu bringen. Das ist nicht immer leicht und oft damit verbunden, dass man weniger Zeit für Freunde, Freund oder Freundin und andere Dinge hat. Dazu gehört schon ein gehöriger Schuss Idealismus, um, wenn nötig, auch mal bis 24 Uhr im Büro zu sitzen und Veranstaltungen vorzubereiten.

Sicher wird es immer Gründe geben, uns zu kritisieren: Für die einen zu „links“, für die anderen zu „rechts“. Für den einen zu wenig „serviceorientiert“, für den anderen zu wenig „politisch“. Man kann es nie allen recht machen.

Der AStA versucht, das Beste aus dem zu machen, was ihm zur Verfügung steht: neun Euro eines jeden Studierenden pro Semester. Das bedeutet eine große Verantwortung, und dieser gerecht zu werden ist die Hauptaufgabe des Allgemeinen Studierendenausschusses.

Vincenzo Sarnelli

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort