Weihnachtsgrüße aus Trier
Nun muss ich dazu sagen, ich bin ein Winterkind, geboren in einem bitterkalten, schneereichen, lang anhaltenden Winter der frühen 60er Jahre, der am Tag meiner Geburt kraftvoll und mit aller Macht begann. Heute bin ich überzeugt, dass dieses Ereignis mein Leben geprägt hat: Ich liebe den Winter mit all seiner Kälte, seinem Schnee, und die Arktis. Die Eisberge, Gletscher, Kälte, die absolute Stille, grenzenlose Weite, das unvergleichliche Blau zwischen all dem Weiß, das faszinierende Polarlicht (Aurora Borealis), die Flora und Fauna und besonders die Polarbären (Ursus Maritimus) ziehen mich magisch in ihren Bann. Zahlreiche Reisen habe ich bereits mit diversen Postschiffen und Forschungsschiffen in polare Regionen unternommen und ich hoffe, es werden in meinem Leben noch einige mehr. Jetzt bin ich fast vom Thema abgeschweift, gerate ich doch beim Thema Arktis gleich ins Schwärmen und Träumen.
Jedenfalls nahm ich den kleinen weißen Bären mit nach Hause und stellte ihn in meinem Zimmer auf die Fensterbank. Er war meine Trophäe für Mut.
Anfang Dezember nahm mein Vater mich mit in den Wald, um Moos für unsere Weihnachtskrippe zu sammeln. Auch der Baum wurde vom Vater und mir unter höchsten Qualitätsansprüchen ausgesucht, sollte er doch der Mutter zu Hause keinen Anlass zur Klage geben.
Ich war total aufgeregt und voller Vorfreude auf Weihnachten. Es war eine verzauberte, geheimnisvolle Zeit. Tage vor Weihnachten duftete es im ganzen Haus nach Weihnachtsplätzchen, der Holzofen bollerte in der Küche und heizte fast das ganze Haus mit seiner Wärme, draußen war es klirrend kalt, der Schnee glitzerte. Wir Kinder bauten Schneemänner und fuhren Schlitten, alles war so still in der Natur und in der Stube war es mit heißem Kakao und Kerzenschein wohlig warm und gemütlich.
Die Eltern erzählten Geschichten von früher, denen ich mit viel Spannung lauschte. Jeden Morgen wurde ein Türchen am Adventskalender geöffnet und eilig eine kleine Leckerei verzehrt. Heiligabend rückte näher. Beim Aufbau der Krippe half ich meinem Vater natürlich. Für das Platzieren der Schafe auf der grünen Mooswiese war ich zuständig. Als ich mir die größeren Schafe und die kleinen Lämmchen so anschaute, überkam mich der Gedanke, mein Eisbär passe doch hervorragend in die Gruppe von Schafen, denen er schon etwas ähnlich sah. Sollte er doch auch ein schönes Weihnachtsfest haben, er, der König der Arktis, das Symbol für Mut, Kraft und Stärke. So kam es, dass ein Eisbär einen schönen Platz neben einem Mutterschaf mit Lamm, mit freiem Blick auf das Jesuskind in der Krippe bekam. Der Baum wurde geschmückt mit echten Wachskerzen, Wunderkerzen, silbernen, filigranen Glaskugeln mit diversen Dekoren und natürlich mit viel Silberlametta, welches in mühevoller Arbeit akkurat aufgehangen und nach Weihnachten ebenso sorgfältig wieder abgehangen und verwahrt wurde.
Endlich war es soweit. Das Warten hatte ein Ende. Das Glöckchen klingelte und ich durfte ins Weihnachtszimmer eintreten. Welch ein Anblick. Der Baum erstrahlte, um ihn herum hatte das Christkind einige, schön verpackte Geschenke platziert und dann - unsere Weihnachtskrippe. Friedlich standen sie nun alle da. Ochs und Esel, Schafe und Hund, mitten unter ihnen mein Eisbär, Maria und Josef mit dem Kind in der Futterkrippe auf Stroh, die Hirten betend davor, der Engel schwebend über Allem und der leuchtende Weihnachtsstern. Welch ein schönes Bild, welch eine wundervolle Weihnacht. Später kamen noch die drei Könige hinzu, zusammen mit dem König der Arktis hatten wir bestimmt als einzige Familie vier Könige an der Krippe.
Mit fortgeschrittenem Alter hat sich auch die Anzahl meiner Eisbärensammlung erhöht. Wie ihr euch bestimmt vorstellen könnt, stehen sie alle friedlich vereint in meiner winterlichen Weihnachtsdekoration zusammen. Zwar nicht mehr an der Krippe, die wird schon lange nicht mehr aufgebaut, aber immer in der Vorweihnachtszeit kommen sie alle auf wundersame Weise zum Vorschein und führen mich in Gedanken zurück in glückliche Kindheitstage.
Rita Janitzki, Konz