Der Fachkräftebedarf ist zu einem der beherrschenden Themen unserer Zeit geworden. Allein im Handwerk werden mehr als 250 000 Fachkräfte gesucht. Wichtige und ambitionierte Vorhaben im Bereich Klima, Energie, Verkehr und Wohnungsbau erhöhen den Bedarf weiter – sie sind nur mit tausenden weiteren Fachkräften zu stemmen.


Die Karrierechancen in den relevanten Berufen sind besser denn je. Und doch ergreifen nur wenige Jugendliche eine entsprechende Ausbildung. Selbst dann, wenn sie sich eigentlich für die Tätigkeiten interessieren. Vielmehr drohen praktisch veranlagte Jugendliche in unserem Bildungs- und Gesellschaftssystem zu zukünftigen Studienabbrechern zu werden. Und das schadet am Ende allen, den jungen Menschen, unserer Wirtschaft und der Gesellschaft.
Bedarf zum Umdenken sieht der Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther. Er kritisiert das Schulsystem, das seiner Einschätzung nach die handwerkliche Begabung junger Menschen durch ständiges Stillsitzen unterbindet. Auf der anderen Seite appelliert er an Eltern, Kinder bei ihrer freien Entfaltung zu unterstützen: „Wir sollten Eltern ermutigen, hinzuschauen, was denn aus den Kindern herauskommen will, anstatt dass sie ständig versuchen, was in die Kinder hineinzustopfen.“
Jemand, der handwerkliche Begabungen bei seinen Kindern schätzt und fördern möchte, ist Olympiasieger Matthias Steiner. Er selbst war als gelernter Anlagenmechaniker tätig, ehe er sich ganz seiner sportlichen Karriere widmete. „Ich bin wirklich im tiefsten Herzen ein Handwerker – bis heute. Und wenn meine Kinder gerne ein Handwerk lernen wollen, möchte ich das mit ganzer Kraft unterstützen“, erläutert Steiner. „Ich bin mir ganz sicher, dass das ein noch größeres Thema wird und wir viele gute Leute brauchen.“ Um die politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der nächsten Jahre zu meistern, braucht es mehr Auszubildende in den Handwerksberufen – und dafür ein gesellschaftliches Umdenken mit mehr Wertschätzung des Handwerks.


Eine neue Kampagne des Handwerks setzt für dieses Ziel aufmerksamkeitsstarke Zeichen. Mit dem Appell „Werde fürs Klima aktiv – hauptberuflich.“ wird jetzt für eine Ausbildung in klimarelevanten Handwerksberufen geworben.
Denn: Die großen Ziele der Klimawende sind nicht zu schaffen ohne Handwerker, die sie vor Ort umsetzen. Von erneuerbaren Energien, modernen Mobilitätstechniken sowie Solar- und Windanlagen bis hin zu Wärmedämmung, Smart Home, energieeffizienten Sanierungen und der Installation und Wartung von Wärmepumpen: Das Handwerk sorgt ganz praktisch dafür, dass unser Leben klimafreundlicher und nachhaltiger wird.
Handwerker sind Klimaschützer von Beruf: In rund 30 Gewerken arbeiten heute 450 000 Handwerksbetriebe mit fast 2,5 Millionen Beschäftigten am Klimaschutz, so der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), der bereits seit zwölf Jahren mit einer groß angelegten Imagekampagne für ein zeitgemäßes Bild des Handwerks eintritt.