Theatermagazin No.1 Gott

  

SCHAUSPIEL VON FERDINAND VON SCHIRACH In seinem neuen Theaterstück stellt sich Autor Ferdinand von Schirach erneut einer gesellschaftlichen Grundsatzdebatte unserer Zeit. Einem Thema, das in Deutschland regelmäßig zu kontroversen Diskussionen führt; zuletzt angeheizt durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Februar 2020. Zwischen Ethik-Sachverständigen, Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und nicht zuletzt hochrangigen Mitgliedern der Kirche herrscht Uneinigkeit: Sollte ärztliches Fachpersonal einem sterbewilligen Menschen ein todbringendes Medikament verabreichen?       

  

PREMIERE 12.09.2020 - EUROPÄISCHE KUNSTAKADEMIE 19:30 Uhr

Richard Gärtner möchte sterben. Nach dem Tod seiner Frau sieht er keinen Sinn mehr in seinem Leben, doch ein Suizid kommt für ihn nicht in Frage. Er sagt: „Ich will als ordentlicher Mensch sterben. So, wie ich gelebt habe.“ Seine Rechtsanwältin Frau Biegler und sein Hausarzt Dr. Brandt unterstützen ihn während der Anhörung vor dem Deutschen Ethikrat, dem neben der Vorsitzenden auch noch die Rechtssachverständige Prof. Litten, der medizinische Sachverständige Dr. Sperling, das unabhängige Mitglied Dr. Keller sowie Bischof Thiel, der theologische Sachverständige, angehören. Sie alle bringen ihre Argumente vor, diskutieren und streiten auf dem Podium, schließlich geben sie eine Empfehlung ab. Am Ende aber ist es das Publikum, das wie schon bei von Schirachs Erfolgsstück Terror seine moralischen und ethischen Wertvorstellungen im Hinblick auf die im Grundgesetz garantierte Würde des Menschen und die eigene moralische Verantwortung überprüfen muss. Wie die Abstimmung ausgehen wird, entscheidet sich also jeden Abend neu. Die Ergebnisse können in der Folge immer aktuell unter www.gott.theater abgerufen werden.

Für Regisseur Andreas von Studnitz ist Gott die dritte Inszenierung am Theater Trier. Nach Nathan der Weise und Marlene beschäftigen das Ensemble und er sich nun also mit einem hochaktuellen Thema, das deutschlandweit diskutiert werden wird. Das Theater Trier ist dabei mit seiner Inszenierung das dritte Theater – nach der zeitgleichen Uraufführung am Düsseldorfer Schauspielhaus und dem Berliner Ensemble – das dieses Stück zeigen darf. Weitere Inszenierungen, unter anderem an Theatern in Hamburg, Stuttgart und Münster werden in den darauffolgenden Monaten Premiere feiern. Dazu produziert die ARD einen auf dem Stück beruhenden Fernsehfilm, der im November 2020 ausgestrahlt wird.

Inszenierung: Andreas von Studnitz
Dramaturgie: Philipp Matthias Müller
Mit: Luiza Braz Batista, Martin Geisen, Paul Hess, Michael Hiller, Klaus-Michael Nix,
Stephanie Theiß, Barbara Ullmann, Marsha Zimmermann
Live-Video: Mathias Kremer, Andreas Nebeling

DIE NÄCHSTEN TERMINE
So 13.09.2020 18:00 Uhr *
Sa 19.09.2020 19:30 Uhr *
Mi 30.09.2020 19:30 Uhr *
Fr 02.10.2020 19:30 Uhr
* Im Anschluss an diese Vorstellungen bieten wir ein Publikumsgespräch an.
    

HINTERGRUND


Paragraf 217 des Strafgesetzbuches in der Fassung vom Dezember 2015 verbot die „geschäftsmäßige Förderung“ von Suizid. Diese Gesetzesänderung führte zu einer undurchsichtigen Rechtslage, die Ärztinnen und Ärzte, die mehr als einmal Suizidassistenz leisten, verunsicherte, gar kriminalisierte. Das Bundesverfassungsgericht urteilte jedoch im Februar 2020:

„Das allgemeine Persönlichkeitsrecht umfasst ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Dieses Recht schließt die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen und hierbei auf die freiwillige Hilfe Dritter zurückzugreifen.“ Der Weg für die Legalisierung ärztlich assistierten Suizids scheint frei. Doch ist die Debatte damit beendet? Und wie würden Sie sich entscheiden?


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