Themenwoche 2: Sich selbst Kennenlernen und fürsorglich begegnen

Evolutionsbedingt sind wir Menschen zwar unsere eigenen Antreiber – wir verlangen immer mehr von uns selbst und schätzen uns gegenüber unseren Mitmenschen in bestimmten Aspekten besser ein. Doch auf der anderen Seite sind wir unsere größten Kritiker. Die aufmunternden Worte "Nobody is perfect" legen wir allzu oft nur den Mitmenschen ans Herz. Dabei müssten wir uns selbst in vielen Situationen vor Augen halten, dass niemand immer attraktiv, klug, witzig, interessant und erfolgreich sein kann. Daher geht es in dieser Woche von Lebe Balance darum, sich beim Denken und Fühlen zu beobachten und fürsorglicher mit seinem eigenen Ich umzugehen.

Wir Menschen sind von Geburt an zielstrebig und ehrgeizig. Die Ansprüche, die wir an andere stellen, haben wir in einem noch höheren Ausmaß an uns selbst. Umso größer ist die Enttäuschung, wenn wir dem nicht gerecht werden und wir unsere Schwächen ins Zentrum rücken. Das führt nicht selten dazu, dass wir uns viel schlechter behandeln als diejenigen, die wir lieben.

DAS DILEMMA ZWISCHEN SELBSTÜBERSCHÄTZUNG UND SELBSTKRITIK

In allen Menschen ist auch das Bedürfnis angelegt, einzigartig und herausragend zu sein. Wer wäre nicht gerne attraktiv, klug, witzig, interessant und erfolgreich? Wie sich die Menschen selbst wahrnehmen, um diesen Idealen zu entsprechen, ist häufig überzogen. Oft hat man eine rosarote Brille auf oder hat zumindest höhere Ansprüche an sich selbst als an andere. Das belegen auch die Theorien von Evolutionspsychologen: Der Urmensch konnte dann überleben, wenn er in seine Gruppe eine herausragende Position einnehmen konnte. So kam er eher an Nahrungsmittel, attraktive Partner und konnte sich auf Grund seiner Selbstüberschätzung durchsetzen und vermehren. Doch: In der heutigen Welt kann sich diese Eigenschaft zum Gegenteil wenden. Der Ansporn wird immens und die eigenen Ziele und Ansprüche sind in der Realität schlichtweg nicht immer erreichbar. Man wird kritisch mit sich selbst. Und selbst wenn diese Selbstkritik evolutionspsychologisch sogar als Schutzmechanismus vor der Reaktion anderer zu betrachten ist, kann sie ins Unermessliche steigen und Menschen in die Depression treiben.
Es gibt einen englischen Fachbegriff für die Gewohnheit, sich selbst für wertlos zu halten. Obwohl fast jeder Selbstkritik kennt, ist das Wort für Muttersprachler sogar kaum auszusprechen: Floccinaucinihilipilification.

SELBSTKRITIK ALS STRATEGIE - DER „FÜRSORGLICHE BEOBACHTER“

Ist man von sich selbst überzeugt, wirkt man eitel. Stellt man sich immer wieder in den Schatten, wirkt man selbstmitleidig. Kennen Sie diese Gradwanderung auch? Wissen Sie auch oftmals nicht, wie Sie mit Ihren Stärken und Schwächen umgehen sollen? Dann ist es an der Zeit, seinen Fürsorglichen Beobachter zu aktivieren!Der Fürsorgliche Beobachter ist niemand, der alles unter den Tisch kehrt, was falsch gelaufen ist oder sich unangenehm anfühlt. Er ist vielmehr ein Wahrnehmer von dem, was nicht gelungen ist und Motivator dafür, es zukünftig besser hinzubekommen.Der Fürsorgliche Beobachter kann Ihr Leben nachhaltig verändern. Er schließt den Graben zwischen Selbstlob und Selbstkritik und trägt damit ganz wesentlich zu einer inneren Stärke und zu Stabilität bei. Außerdem kann er helfen, einen neuen Umgang mit Ihren Mitmenschen zu entwickeln. Und zwar mit denen, die unsympathisch sind, nerven oder Dinge getan, die nicht zu verzeihen sind: Reflektieren Sie, welche Emotionen Sie mit der Person verbinden. Beobachten Sie und lassen Sie diese gehen. Denn unangenehme Menschen kann man nicht immer aus dem Weg gehen, dem inneren Kämpfen mit den negativen Gefühlen schon.

SICH MIT SICH VERSTEHEN

Wir haben also gelernt, dass es gesund ist, fürsorglicher mit sich umzugehen. Dabei ist es oft außerordentlich hilfreich, sich selbst beim Denken und Fühlen zu beobachten und nicht alles für bare Münze zu nehmen, was einem so durch den Kopf geht. Das bringt deutliche Befreiung, denn viele Gedanken und Gefühle entstehen ganz automatisch und sagen nur wenig über die Realität aus. Eine realistische Sicht auf sich selbst hilft dabei, sich selbst mit mehr Respekt zu begegnen. Sie wird in dem Lebe Balance-Seminar geübt und hilft, im Alltag wohlwollender mit sich selbst umzugehen.

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