THEMENWOCHE 6: ABSTAND GEWINNEN UND SCHWIERIGE DINGE ANNEHMEN

Das Leben konfrontiert uns sehr oft mit schwierigen Dingen und damit zwangsläufig mit den dazugehörigen unangenehmen Gedanken und Gefühlen. Nicht immer können wir diese ändern. Dann haben wir die Wahl: Die Situation als Zumutung betrachten? Immer wieder dagegen ankämpfen? Oder aber eine annehmende Haltung einnehmen und das akzeptieren, was nicht zu ändern ist. Nicht passiv, sondern aktiv mit Hilfe des fürsorglichen Beobachters.

THEMENWOCHE 6: ABSTAND GEWINNEN UND SCHWIERIGE DINGE ANNEHMEN
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In den letzten Wochen haben wir gelernt, wie wir herausfinden, was uns wichtig ist, an welchen Werten wir uns tatsächlich orientieren möchten und wie wir Dinge ändern, die änderbar sind. Allerdings ist es nicht immer in unserer Macht, Gegebenheiten und Situationen zu beeinflussen. Denn das Leben ist oft sehr einfallsreich, was Unglück anbelangt. Eine Überschwemmung im Keller just eine Woche nachdem die Versicherung gekündigt wurde? Solches liegt außerhalb unseres Vermögens. Ärgern ist normal, aber langfristig hilft das nicht wirklich. Denn letztendlich - und das dürfte nicht überraschen - ist das meiste, über das wir uns regelmäßig ärgern, eigentlich gar nicht zu ändern.

DIE KUNST DER AKZEPTANZ
Doch warum ärgern wir uns immer wieder über diese Dinge und Situationen - wenn sie ohnehin unausweichlich sind. Warum bringen wir Energie dafür auf, uns dagegen zu wehren und rufen uns das Negative ins Gedächtnis? Wahrscheinlich ist es, dass wir Menschen uns in solchen Momenten vor dem Gefühl schützen wollen, dass da nichts mehr zu machen ist: Ohnmacht oder Niedergeschlagenheit taucht dann auf. Aber eben nur kurz. So, wie wenn man ins kalte Wasser taucht. Anschließend ist es ziemlich erfrischend, wenn man lernt, zu akzeptieren, was nicht zu ändern ist. Man bekommt Klarheit und Energie für die Dinge, die wirklich zu gestalten sind.
"Man muss ertragen lernen, was man nicht vermeiden kann."
Michel de Montaigne In dieser Woche wollen wir uns der Gelassenheit widmen und das Auftauchen von Schwierigkeiten als gute Gelegenheit sehen, ein Stück Demut vor der Welt zu empfinden und dabei unsere annehmende Haltung verbessern. Schließlich ist es meist das eigene Ich, das einem bei Gegebenheiten, über die man keine Kontrolle hat, im Weg steht. Genauer gesagt, das eigene Ich mit seinen Gedanken und Gefühlen.

UNLIEBSAME GEDANKEN UND GEFÜHLE BEGRÜßEN
Der fürsorgliche Beobachter hilft dabei, sich selbst und seine Gefühle zu erkennen und zu begrüßen, und so anzunehmen, wie sie sind. Dafür müssen wir nun eine noch engere Freundschaft mit ihm schließen, damit er uns beim Denken und Fühlen zusehen kann - uns sozusagen über die Schulter blickt. Zunächst einmal gilt es, zu erkennen, dass unser Gehirn permanent Gefühle und Gedanken produziert. Bedeutsame, die wir unbedingt in Handlungen umsetzen sollten, und belanglose als Reaktion auf Reize und Infos. Außerdem entstehen viele Gedanken nur, weil wir sie irgendwann einmal so gelernt haben. Aber weil eben so viel von früher dabei mit einfließt, sagen sie über die Gegenwart relativ wenig aus. Wir müssen lernen: Gedanken haben oft keine Bedeutung.
Es gehört zum Menschsein dazu, auf die Umwelt mit Gedanken und Gefühlen zu reagieren. Erlaubt man dem fürsorglichen Beobachter, die Gedanken zu begrüßen und anzunehmen, ist das ein mutiger Schritt in eine neue Richtung und eine grundsätzliche Entscheidung, die das eigene Leben verändern kann und dabei hilft, mehr Freiraum und Balance zu schaffen. Das tut man nicht nebenbei. Annehmen ist eine Fähigkeit, die man durch ständiges Üben, Wiederholen, Scheitern und wieder-neu-Versuchen lernt. Alle anderen Reaktionen auf Gedanken und Gefühle, die aus unkontrollierbaren Situationen hervorgehen, kosten nur Kraft und Energie.

ÄUßERE UMSTÄNDE
Die Situation ist wie sie ist, sonst wäre sie anders. Doch immer haben wir die Wahl, wie wir damit umgehen. Ob wir uns täglich daran aufreiben oder einen neuen Umgang ausprobieren. Effektiver ist es, nicht lösbare Umstände aktiv anzunehmen und den inneren Frieden damit zu schließen. Das widerspricht den Gewohnheiten und fällt besonders schwer. Im AOK-Lebe Balance-Kurs lernen Sie Methoden, wie Sie diese Haltung trainieren können. Schließlich kann man eine annehmende Haltung nicht einfach bei der Post bestellen und man kann den Schalter auch nicht einfach umlegen. Zu viele Jahre haben Sie damit verbracht, sich gegen unangenehme Gedanken und Gefühle zu wehren. Und Sie werden kleine Schritte machen, bis Sie die Gedanken einfach nur achtsam wahrnehmen und wohlwollend annehmen, ohne sie zu beurteilen.

Lebensverbesserungsaufgabe
Die meisten Menschen erleben täglich mehrmals unwillkommene Gedanken oder Gefühle. Schieben Sie diese nun einmal pro Tag nicht schnell beiseite, sondern nehmen Sie sie bewusst wahr, ohne auf sie zu reagieren. Versuchen Sie, diese Gedanken und Gefühle mit einem tiefen Atemzug einzuatmen, ohne Raum zu geben und dabei leise zu denken: "Ja, so ist das." Nehmen Sie sich jeden Abend kurz Zeit und sammeln Sie diese Situationen mit ihren Gefühlen und Gedanken in einer Tabelle. Vielleicht möchten Sie sich auch Noten zu ihren Erinnerungen machen. Verschaffen Sie sich einen Überblick. Das hilft dem fürsorglichen Beobachter beim Begrüßen und Annehmen der Gedanken.

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