Tischtennis-Titelkämpfe ohne Boll und Ovtcharov offen

Bielefeld (dpa) · Neue Meister braucht das Land. Bei den Tischtennis-Titelkämpfen in Bielefeld fehlt die alte Garde. Das eröffnet dem Nachwuchs unerwartete Chancen und bietet Platz für Überraschungen.

So eine Vielzahl an Absagen hat es vor deutschen Tischtennis-Meisterschaften selten gegeben. Die Titelverteidiger Timo Boll und Petrissa Solja fehlen in Bielefeld ebenso wie die Olympia-Kandidaten Dimitrij Ovtcharov, Bastian Steger sowie Han Ying und Shan Xiaona bei den Damen.

Die einen sind krank (Boll, Steger), die anderen spielen parallel bei den Kuwait Open um wichtige Weltranglistenpunkte.

„Der Weltverband hat den Termin der Kuwait Open auf dasselbe Datum gelegt. Im olympischen Jahr müssen wir uns dem auferlegten Joch beugen“, erläuterte DTTB-Sportdirektor Richard Prause die Kollision. Ihm ist nach dem WM-Absturz der Herren-Auswahl auf Platz 13 eine möglichst gute Setzung beim Olympia-Turnier in Rio sehr wichtig. Dafür ist ohne die deutschen Spitzenspieler der Ausgang in der Bielefelder Seidenstickerhalle völlig offen.

„Wir können uns auf spannende Titelkämpfe freuen“, versuchte Prause die Veranstalter zu trösten. Seit der DM 2009 in Bielefeld haben der zehnmalige Rekordchampion Boll, Europameister Ovtcharov und Steger fünf von sieben Einzeltiteln gewonnen. Diesmal könnte ein neuer Name in der Siegerliste auftauchen. Der Sportdirektor wird aus dem fernen Kuwait vor allem das Abschneiden der WM-Teilnehmer Ruwen Filus (Fulda) und Steffen Mengel (Bergneustadt) sowie den Auftritt der Nachwuchshoffnung Dennis Klein (Saarbrücken) genau registrieren.

Das 18 Jahre alte Talent gewann im Vorjahr das europäische Jugend-Ranglistenturnier und schaffte es bei der Jugend-WM bis in das Viertelfinale. Er könnte ein Kandidat sein, der in Zukunft die Lücke hinter den etablierten Stars etwas schließt. „Ich möchte künftig noch härter trainieren, dann kann ich vielleicht auch im Herrenbereich gute Ergebnisse bringen“, erklärte Klein bei der Ehrung zum Jugendspieler des Jahres.

Im Damen-Einzel hofft Sabine Winter (Kolbermoor) auf ihren ersten Einzeltitel. Die WM-Teilnehmerin, die in Kuala Lumpur gute Form bewies, rückte nach der Absage von Irene Ivancan (Istanbul) auf Platz eins der Setzliste. Winters größte Rivalin dürfte ihre Clubkollegin und Ex-Meisterin Kristin Silbereisen sein.

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