tmn0015-09.11.2007-Ernährung

Weiße Ledersofas, lässige Musik und dazwischen ein paar schicke Dosen mit Tee: Mit der traditionellen Teestube hat die "Samova Tea Lounge" in Hamburg nichts mehr am Hut. Statt Earl Grey und Vanille-Tee werden hier Sorten wie "Business Trip", "Orange Safari" oder "Total Reset" zwischen den neuesten Designer-Möbeln verkauft.

Tee wird derzeit in vielen Metropolen rund um den Globus zum Lifestyle-Getränk. "In Teesalons in New York oder London müssen sie im Moment Wochen vorher einen Tisch reservieren", erzählt Monika Beutgen, Geschäftsführerin des Deutschen Teeverbandes in Hamburg. Vorgemacht haben es Prominente wie Robbie Williams. Statt mit Bier oder Cocktails soll er plötzlich mit einer Tasse Tee abends an der Bar gesichtet worden sein. Gefragt sind weniger die klassischen Schwarzteesorten als neue Früchte- und Kräutermischungen. "Bei Früchtetee denken die meisten Menschen an Jugendherbergen, bei Kräutertee ans Krankenhaus", sagt Esin Rager von Samova. Doch langsam änderten sich die Einstellungen. "Das fing mit dem Roibusch-Tee an. Da gab es eine Zeit lang einen richtigen Boom", erinnert sich Thomas Holz von Tee Gschwender in Meckenheim. Derzeit tauchten Roibusch und Konsorten ab. "Dafür gibt es jetzt einen Trend zu Früchte- und vor allem Kräutertees." Viel schwarzen Tee, ein paar Grüntees und einige Früchtetees hatte Florian Hoffmann im Angebot, als er im Herbst 2005 seinen Teesalon "Teelirium" in Frankfurt/Main eröffnete. Inzwischen verkauft er sehr viel Grün- und vor allem Kräutertees. "Gesundheit mit Genuss" fasst er das zusammen, was viele seiner Gäste im Teesalon suchen. Favorit sei dabei Minze, auch gemischt mit anderen Kräutern wie Zitronengras. Die großen, eher traditionellen Teehäuser haben etwas gebraucht, um auf den neuen Zug aufzuspringen, sind inzwischen aber ebenfalls dabei. Die Ostfriesische Tee Gesellschaft (OTG) in Seevetal setzt bei ihrer Marke Milford auf indischen Chai-Tee. "In Indien ist der mit Milch angereicherte Gewürztee ein Traditionsgetränk", erklärt Rolf Klein, Geschäftsführer Marketing bei der OTG. In den westlichen Metropolen habe sich Chai mittlerweile zu einem Lifestyle-Getränk entwickelt. Auch beim Unternehmen Samova, das als einer der Trendsetter auf dem Markt gilt, versucht man immer ganz nah dran zu sein am neuen Teetrinker und seinen etwas anderen Bedürfnissen. "Wir verkaufen Tee wie Popmusik oder Mode", sagt Esin Rager.Kamille oder Hagebutte haben es bei soviel Stilbewusstsein allerdings schwer. Gefragt sind unkonventionelle Mischungen mit ebensolchen Namen. Neben Klassikern wie Kamille und Hagebutte stehen deswegen mittlerweile bei Milford unter anderem "Jive" und "Alpenjodler" im Regal: Mischungen aus Minze und Grüntee oder aus Kräutern, Äpfeln und Zitronengras. Bei Tee Gschwender wurde ein speziell für den Abend gedachter Tee "Murmeltier" getauft. Für die ganz kleinen Kunden gibt es den "Tee mit der Maus". Auf die Spitze getrieben wird diese Entwicklung bei Samova: "Wenn uns gerade Istanbul als Trendmetropole interessiert, recherchieren wir zu dem Thema und entwickeln dann zu dieser Geschichte einen Tee", erklärt Esin Rager. In diesem Fall heißt das Ergebnis "Istanbul Nights", eine Darjeeling-Ceylon-Mischung mit orientalischen Gewürzen. Sandra Cantzler, dpa

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