Triers Uni-Präsident: Landeshaushalt gefährdet Potenzial der Hochschulen

Trier · Während Trierer Studenten ihre für morgen geplante Demonstration gegen schlechte Lernbedingungen vorbereiten, kritisiert auch der Präsident der Uni Trier die Landesregierung hart. Seine Aussage: Die Mainzer Sparpläne verringern die Leistungsfähigkeit der Hochschule.

970 Millionen Euro pro Jahr stellt das Land Rheinland-Pfalz seinen Hochschulen im Doppelhaushalt 2012 und 2013 zur Verfügung - 3,6 Prozent mehr als 2011. "Diese Erhöhung spürt die Universität Trier absolut nicht", sagt Präsident Michael Jäckel. Im Gegenteil: Der Professor der Soziologie spricht von tiefen Einschnitten im Budget und sieht das Potenzial seiner Uni gefährdet. "2012 müssen wir ein Minus von 1,5 Millionen, 2013 sogar von 3,5 Millionen Euro verkraften." Außerdem stimmt Jäckel den demonstrierenden Studenten zu: "Das Sparpaket wird auf dem Rücken der Studierenden geschnürt."

Der Wegfall von Mitteln reiße Lücken in den Personaletat, die nach Ansicht der Hochschulleitung nur durch Wiederbesetzungssperren zu schließen sind. Jäckel: "Betroffen sind hauptsächtlich junge Wissenschaftler mit befristeten Verträgen."

Die geplante Erhöhung der Semesterwochenstunden, die Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter leisten, könnte diese Situation zwar verbessern, erklärt Jäckel. Gerade für Trier bedeutet diese Erhöhung ein Plus von 160 Wochenstunden pro Semester. Doch diese Rechnung sei ein Trugschluss. "Die Erhöhung der Lehrstunden führt automatisch dazu, dass künftig noch mehr Studenten aufgenommen werden müssen", betont der Uni-Präsident.
Das Missverhältnis zwischen zu vielen Studenten und zu wenigen Lehrkräften bleibe damit bestehen. Außerdem habe die Aufstockung der von den Lehrkräften zu leistenden Stunden zur Folge, dass die insgesamt erforderlichen Semesterwochenstunden rechnerisch mit weniger Personal erreicht werden können. "Bei einer gleichbleibenden Planstellenzahl öffnet sich auf diese Weise ein weiteres Loch im Personalhaushalt", sagt Jäckel.

Die Abschaffung der mit den Bachelor- und Masterstudiengängen eingeführten Studienkonten koste die Uni Trier ab 2013 weitere 600.000 Euro pro Jahr. "Eine Abschaffung ohne Not", findet der Präsident der Uni Trier. Die Studienkonten waren Gebühren für Langzeitstudenten. Diese wurden mit 650 Euro pro Semester zur Kasse gebeten, wenn sie die Regelstudienzeit um mehr als das 1,75-fache überschritten haben. Die Landesregierung wollte damit Anreize setzen, dass Studenten nicht ewig studieren oder jahrelang zum Schein eingeschrieben sind, um vom Studentenstatus zu profitieren.

Die rot-grüne Landesregierung hat die Studienkonten abgeschafft. "Dabei waren sie so großzügig konzipiert, dass ein Erststudium ohne Probleme absolviert werden konnte", findet Professor Michael Jäckel.

Das Bildungsstreikbündnis Trier ruft am Donnerstag zur Demonstration gegen überfüllte Hörsäle und Schulklassen auf. Die Aktion beginnt um 12 Uhr auf dem Viehmarkt und soll über den Hauptmarkt und die Balduinstraße zur Porta Nigra führen.

Triers zweite Hochschule leidet ebenfalls unter den Mainzer Sparplänen. Detlef Jahn, der Kanzler der Fachhochschule Trier, erläutert auf Anfrage des TV die Lage. "Die Personalkosten im Kernhaushalt decken die 2012 und 2013 anfallenden Tarifsteigerungen nicht ab", sagt Jahr. "Wir müssen diese Lücken aus eigenen Mitteln auffangen."

Sonderprogramme wie der Hochschulpakt werden laut Jahn nicht ihrem eigentlichen Zweck zugeführt, sondern müssen zum Haushaltsausgleich herangezogen werden. Die Streichung der Studienkonten treffe die Fachhochschule ebenfalls hart. Allein dadurch gegen den acht Universitäten und vier fachhochschulen des Landes Rheinland-Pfalz ab 2013 jährlich vier Millionen Euro verloren.Die Gebühren für Langzeitstudenten wurden komplett in die Lehre gesteckt.

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