TV-Geistesblitze Deutsche Sprache: Es werde Licht!

Am 2. Februar feiern wir "Mariä Lichtmess", das religiöse Fest der "Darstellung des Herrn". Der neugeborene Jesus wurde von Maria und Josef zum Tempel in Jerusalem gebracht und Gott übergeben ("dargestellt"). In der kirchlichen Liturgie dieses Fests (Kerzensegnungen, Lichterprozessionen) spielt Licht eine wichtige symbolische Rolle. Entsprechendes kann man aber auch im Alltag erleben, denn deutlich spürbar scheint dieser Tage die Sonne wieder länger. Die Sprache spiegelt diese zentrale Stellung des Lichtes wider. Schon in der Bibel finden sich zahlreiche Belege für die Redensart "jemandem geht ein Licht auf". Dabei steht das Licht immer für ein positives, lebensspendendes Element, oft für die Erleuchtung des menschlichen Geistes. Diese Redensart in der Bedeutung "jemand versteht plötzlich etwas" ist auch in deutschen Dialekten belegt. Dort wird "Licht" oft ironisierend durch konkrete Lichtspender, zum Beispiel "Stalllaterne" oder "Kronleuchter", ersetzt. Die biblische Wendung erhält dadurch einen alltäglichen Realitätsbezug. Die Geläufigkeit des Lichtbildes in der Gegenwart zeigt zudem der relativ junge Ausdruck "Licht am Ende des Tunnels sehen", womit man ausdrückt, in schwieriger Lage Anzeichen für eine Besserung zu entdecken. Ein Mensch kann durch seine Handlungen auch selbst Lichtspender sein. Darauf bezieht sich der nun wieder biblisch (Mt 5,15) belegte Ausdruck "sein Licht unter den Scheffel stellen". Er bedeutet "aus Bescheidenheit seine Leistungen, Verdienste oder Talente verbergen". "Scheffel" ist eine zu Martin Luthers Zeit gebräuchliche Bezeichnung für ein gefäß- oder schaufelartiges Getreidemaß. Stellt man ein Licht unter solch einen Scheffel, so kann es nicht weit leuchten. Genauso können die Leistungen einer Person nicht wahrgenommen werden, wenn man sie versteckt. Das Wort "Scheffel" findet heute kaum mehr Verwendung. In Folge von Luthers Bibelübersetzung blieb es jedoch in dieser Redensart erhalten. Noch wichtiger für das menschliche Leben ist die Bedeutung von Licht in der Formel "jemandes Lebenslicht ausblasen". Dabei handelt es sich um einen beschönigenden Ausdruck für "jemanden töten". Seit alten Zeiten glaubt man das Leben des Menschen an ein Licht gebunden; zwischen beiden bestehe eine ganz besondere, geheimnisvoll wirkende Beziehung. Stirbt der Mensch, erlischt auch sein Lebenslicht; kommt er zur Welt, erstrahlt es hell.Johannes Gottwald, Universität Trier, Historisch-Kulturwissenschaftliches Forschungszentrum Mainz-Trier; (Foto: emma75, Photocase.de)

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