"Unser Ziel ist der Frieden"

Seit 2004 ist Ilan Mor Gesandter der israelischen Botschaft in Deutschland. Beim Besuch in Trier sprach der 53-Jährige mit dem TV über sein Heimatland.

Trier. (hw) Seit 60 Jahren kämpft Israel um seine Stellung in der Welt. Der israelische Gesandte Ilan Mor sprach über dieses Thema mit dem TV.

Wie bewerten Sie den Ausgang der US-Wahl? Viele glauben, dass man sich in Israel eher einen Präsidenten McCain gewünscht hätte.

Ilan Mor: Das amerikanisch-israelische Verhältnis ist nicht an Parteien gebunden. Dies wird auch unter dem neuen Präsidenten so bleiben. Es gab noch nie einen US-Präsidenten, der nur einseitig pro-israelisch war. Wir gehen davon aus, dass sich auch unter Obama an unseren Beziehungen nicht viel ändern wird.

Das Verhältnis zu den arabischen Nachbarn ist sehr gespannt. Doch ist ein Frieden überhaupt ohne Syrien für Israel möglich?

Ilan Mor: Seit 60 Jahren ist es unser erklärtes Ziel, in Frieden zu leben. Als im November 1977 der ägyptische Präsident Muhammad Anwar al-Sadat Israel besuchte und ich das im Fernsehen verfolgte, habe ich vor Freude geweint. Der Frieden und die Anerkennung mit Ägypten ist für uns sehr wichtig. Deshalb heißt es bei uns: "Frieden ist nicht ohne Ägypten möglich, und Krieg gibt es nicht ohne Syrien." Als Diplomat weiß ich deshalb, dass wir mit Syrien über den Frieden verhandeln müssen. Doch das wird sehr viel Zeit benötigen, denn die Animositäten sind sehr groß.

Aus westlicher Sicht ist es nur schwer zu verstehen, warum die Spirale der Gewalt nicht aufgebrochen wird. Raketen aus Palästina fliegen nach Israel, daraufhin werden die Grenzen abgeriegelt.

Ilan Mor: Die Formulierung "Spirale der Gewalt" kann ich so nicht akzeptieren. Das mag ja wie ein Spiel aussehen, aber es ist eine notwendige kausale Aktion. Wir reagieren nur auf den Terror. Das würde jede andere Demokratie auch so tun. Aber nicht nur hier liegen die großen Gefahren für Israel. Nicht weniger wichtig für uns ist die Entwicklung im Iran, in Syrien und der politische Islam, zum Beispiel die Al Kaida- Terroristen. Ich glaube als Diplomat, dass wir durchaus durch Verhandlungen Frieden schaffen können. Doch die westliche Welt muss Teheran auch Grenzen zeigen: dass sie nicht bereit ist, sich mit der Entwicklung und Herstellung unkonventioneller Waffen, insbesondere einer nuklearen Bombe durch die Machthaber im Iran abzufinden. Der Iran muss von der westlichen Welt isoliert werden. Es darf zum Beispiel nicht sein, dass iranische Studenten in Europa sogar mit Stipendien Kernphysik studieren und dann in ihr Land zurückkehren.



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