Untersuchungsausschuss spürt der Vergangenheit nach

Der Untersuchungsausschuss zur Nürburgring-Affäre, der Fehler und Versäumnisse beim Bau des mehr als 300 Millionen Euro teuren Freizeitzentrums in der Eifel klären soll, hat am Dienstag die ersten Zeugen vernommen.

Mainz. (fcg) Bei den ersten öffentlichen Sitzungen steht die Aufarbeitung der Vergangenheit im Vordergrund. Beantragt hat das die SPD. Ihre Strategie: Aufzeigen, dass es bereits seit Ende der 80er Jahre von allen Parteien getragene Bestrebungen gegeben hat, im Norden des Landes strukturpolitisch etwas zu entwickeln und dabei den Nürburgring als Marke zu nutzen. So treten am Dienstag ehemalige Staatssekretäre wie Franz Peter Basten (CDU), Karl-Heinz Klär (SPD) oder Ernst Eggers (FDP) auf.

Der Trierer Rechtsanwalt Basten, von 1988 bis 1991 Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, berichtet von einem Konzept für ein "Motorland". Dazu habe es eine Machbarkeitsstudie von McKinsey gegeben. Resultat: Das mit 530 Millionen Mark kalkulierte Konzept hätte sich nur mit einem von Sponsoren erbrachten Startkapital von 100 Millionen Mark rechnen lassen. "Es gab aber keine Sponsoren."

Laut Karl-Heinz Klär, von 1991 bis 1994 Chef der Staatskanzlei und Vertreter im Aufsichtsrat der weitgehend landeseigenen Nürburgring GmbH, gab es nach dem Regierungswechsel 1991 und der Machtübernahme der SPD zwei zentrale Aufgaben: Einerseits die Formel 1 zurück an den Ring zu holen und andererseits auszuloten, wie sich die Rennstrecke für ein ganzjähriges Geschäft nutzen lasse. Aufgrund der sportlichen Erfolge von Formel-1-Pilot Michael Schumacher habe die erste Aufgabe Priorität gehabt. Die Weiterentwicklung des Rings sei nie abgeschlossen worden, "das war eine permanente Denkaufgabe". Immerhin gebe es "im Norden sonst nichts".

Warnungen vor der Einstellung von Geschäftsführer Kafitz



Die CDU-Vertreter in dem elfköpfigen Gremium sind mehr an Informationen über den seit 1994 amtierenden Ring-Hauptgeschäftsführer Walter Kafitz interessiert. Klär verdeutlicht, dessen Einstellung sei seiner "Charakterstärke" zu verdanken. Der Aufsichtsrat habe sich damals für Kafitz und gegen drei andere Bewerber entschieden, weil er "neutral" gewesen sei. Auf Nachfrage muss Klär einräumen, dass keine Personalberater bei der Stellenbesetzung eingeschaltet wurden. Später bestätigt Ernst Eggers, ehemaliger Chef des Nürburgring-Aufsichtsrates, auf Nachfrage des CDU-Abgeordneten Michael Billen, es habe Warnungen von Ring-Experten vor der Einstellung von Kafitz gegeben. Auch seien ihm Versuche der politischen Einflussnahme zu Ohren gekommen. Er selbst sei nicht beeinflusst worden. Die Union lastet dem Hauptgeschäftsführer maßgeblich Fehler beim Bau des Freizeit- und Geschäftszentrums an und fordert vehement dessen Ablösung.

Betriebswirtschaftlich sei die Formel 1 nicht zu rechtfertigen gewesen, verdeutlicht Ernst Eggers. Wer daran festhalten wolle, benötige nennenswerte zusätzliche Einnahmen. Es habe auch ein Gutachten des Europäischen Tourismus-Instituts (ETI) in Trier gegeben, demzufolge das touristische Potenzial steigerbar sei, bestätigt Eggers auf Nachfrage des Ausschuss-Vorsitzenden Carsten Pörksen (SPD).

Die Sozialdemokraten werten dies als Beweis dafür, dass alle Landesregierungen die Notwendigkeit gesehen hätten, den Nürburgring weiterzuentwickeln. Obmann Clemens Hoch folgert, es brauche ein Projekt in der Größenordnung wie "Nürburgring 2009", um ganzjährigen Tourismus nachhaltig zu mobilisieren.

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