Von einem, der auszog

Unsere Nachbarin ist eigentlich eine ganz patente Frau. Sie hat einen Sohn, im selben Alter wie meiner. Und in der Regel kommt sie gut mit den beiden aus. Nur einmal, einmal hat sie sich als völlig ignorant erwiesen.

Da hat sie wirklich nix kapiert. Sagt ihr Sohn. Da hat sie wirklich die Ohren auf Durchzug gestellt. Sagt mein Sohn. Naja, und da wollte ihr Sohn ihr eben die Konsequenzen klar machen. Sagt meine Nachbarin. Tatort: die City von Trier. Unsere Nachbarin geht mit den beiden Jungs einkaufen. Schier endlos ist sie damit beschäftigt, in die Auslagen zu spähen, in Geschäfte zu gehen oder Sachen einzukaufen. Die Jungs langweilen sich, und sie wollen für ihre Geduld eine Belohnung haben. Außerdem haben sie Hunger. Die Fastfood-Kette am Hauptmarkt lockt. Da wollen sie hin. Unsere Nachbarin will kein Unmensch sein und verspricht Hamburger mit Pommes. Doch allmählich wird es dunkel und mit der Dunkelheit kommt die Kälte. Sie will nun schnell nach Hause und vertröstet die beiden Knaben auf einen anderen Tag. Die maulen und protestieren. "Du hast es aber versprochen. Das ist unfair", schimpft ihr Sohn.

Mit reichlich schlechtem Gewissen hastet sie nach Hause. Doch statt klein beizugeben, meutern die beiden weiter. Verziehen sich dazu aber ins Kinderzimmer. Bald poltert und rumort es. Als der Mann unserer Nachbarin, also der Vater ihres Sohnes, nachsieht, steht sein Sohn mit einem gepackten Bündel vor ihm. Inhalt: Fußball-Sammelheft, Gameboy und Zahnbürste. Alles Wichtige eben. Verdutzt fragt er, was denn los sei und wundert sich noch mehr über die Antwort: "Ich ziehe aus. Hier kriegt man ja nichts zu essen, und ich habe Riesen-Hunger. Ich gehe zu Koskos." Nun ist der arme Mann völlig verwirrt. "Warum hast du Hunger, und wer zum Teufel ist Koskos?" Da meldet sich eine Stimme aus der Kinderzimmer-Ecke: "Ich", sagt mein Sohn und ergänzt solidarisch: "Ich hab' übrigens auch schrecklichen Hunger". Woraufhin der ahnungslose Vater seiner Frau Vorwürfe macht…

Und die Moral von der Geschicht'? Eltern sollten den Primärbedürfnissen ihrer Kinder sofort nachgeben, sie nie vertrösten und vor allem die Spitznamen ihrer Freunde kennen. Verona Kerl

FAMILIEN-BANDE

Von einem, der auszog

Unsere Nachbarin ist eigentlich eine ganz patente Frau. Sie hat einen Sohn, im selben Alter wie meiner. Und in der Regel kommt sie gut mit den beiden aus. Nur einmal, einmal hat sie sich als völlig ignorant erwiesen. Da hat sie wirklich nix kapiert. Sagt ihr Sohn. Da hat sie wirklich die Ohren auf Durchzug gestellt. Sagt mein Sohn. Naja, und da wollte ihr Sohn ihr eben die Konsequenzen klar machen. Sagt meine Nachbarin. Tatort: die City von Trier. Unsere Nachbarin geht mit den beiden Jungs einkaufen. Schier endlos ist sie damit beschäftigt, in die Auslagen zu spähen, in Geschäfte zu gehen oder Sachen einzukaufen. Die Jungs langweilen sich, und sie wollen für ihre Geduld eine Belohnung haben. Außerdem haben sie Hunger. Die Fastfood-Kette am Hauptmarkt lockt. Da wollen sie hin. Unsere Nachbarin will kein Unmensch sein und verspricht Hamburger mit Pommes. Doch allmählich wird es dunkel und mit der Dunkelheit kommt die Kälte. Sie will nun schnell nach Hause und vertröstet die beiden Knaben auf einen anderen Tag. Die maulen und protestieren. "Du hast es aber versprochen. Das ist unfair", schimpft ihr Sohn. Mit reichlich schlechtem Gewissen hastet sie nach Hause. Doch statt klein beizugeben, meutern die beiden weiter. Verziehen sich dazu aber ins Kinderzimmer. Bald poltert und rumort es. Als der Mann unserer Nachbarin, also der Vater ihres Sohnes, nachsieht, steht sein Sohn mit einem gepackten Bündel vor ihm. Inhalt: Fußball-Sammelheft, Gameboy und Zahnbürste. Alles Wichtige eben. Verdutzt fragt er, was denn los sei und wundert sich noch mehr über die Antwort: "Ich ziehe aus. Hier kriegt man ja nichts zu essen, und ich habe Riesen-Hunger. Ich gehe zu Koskos." Nun ist der arme Mann völlig verwirrt. "Warum hast du Hunger, und wer zum Teufel ist Koskos?" Da meldet sich eine Stimme aus der Kinderzimmer-Ecke: "Ich", sagt mein Sohn und ergänzt solidarisch: "Ich hab' übrigens auch schrecklichen Hunger". Woraufhin der ahnungslose Vater seiner Frau Vorwürfe macht… Und die Moral von der Geschicht'? Eltern sollten den Primärbedürfnissen ihrer Kinder sofort nachgeben, sie nie vertrösten und vor allem die Spitznamen ihrer Freunde kennen. Verona Kerl

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