Von Kindern lernen

Was ich durch meine Kinder gelernt habe: 1. In jeder Mutter oder jedem Vater steckt ein Napoleon: Eltern von Neugeborenen können tatsächlich über Monate hinweg mit nur drei Stunden Schlaf auskommen.2.

Ein Dreijähriger kann schriller schreien als Oskar Matzerath, ohne dass Glas zerspringt.

3. Der Kopf eines Zweijährigen ist so widerstandsfähig, dass er einem Erwachsenen damit ein Veilchen verpassen kann, ohne selbst die Spur einer Beule davonzutragen.

4. Eine Rutsche, die ein Kleinkind gemächlich hinuntergleitet, kann für einen Erwachsenen zum Katapult werden.

5. Der kleinste Daumenlutscher ist in der Lage, jedes Hindernis zu entfernen, das ihn von seinem Suchtstengel trennen soll. Keine Chance für den ausgeklügeltsten Handverband.

6. Die Polizei kann tatsächlich anonyme Anrufe zurückverfolgen und erkundigt sich mit einem Rückruf auch freundlich nach dem Wohlergehen.

7. Man kann noch so viel Nutella essen, man wird trotzdem nicht braun.

8. Verbinde unerreichbar erscheinende Ziele mit Spielen und es kann Unmögliches geschehen: Mit der Erzählung einer Mitmachgeschichte, bei der jedes Mal beim Wort "Apfel" ein Bissen fällig ist, kann man selbst den abhängigsten Nutellajunkie zum Verzehr eines Apfels bewegen.

9. Vor dem Waschen noch mal alle Hosentaschen prüfen. Es könnten sich Regenwürmer darin befinden.

10. "Für die Katz' gekocht": Der Ausspruch, etwas "für die Katz" - also vergeblich - zu tun, muss sprachhistorisch von Müttern stammen. Denn am Ende der Nahrungskette ist als Folge der ablehnenden Haltung der Kinder die Katze der Nutznießer aufwendig zubereiteter Mittagessen.

11. Auch wenn man den ganzen Tag mit den Händen auf Fußbodenfühlung ist und sich dann die mikrobiologisch übervölkerten Finger in den Mund steckt, stirbt man nicht daran.

12. Der Mensch ist in der Lage, ein Ausmaß an Sturheit an den Tag zu legen, das sonst Eseln oder Ziegenböcken nachgesagt wird. Denn er ist fähig, über mehrere Jahre hinweg morgens wie abends die gleiche Verweigerungshaltung gegenüber dem Zähneputzen an den Tag zu legen, ohne der Diskussion müde zu werden. Dagegen hilft auch die Erfahrung nicht, das Gefecht täglich zu verlieren.

13. Ein Whirlpool kann mehr als entspannende Wasserbewegungen erzeugen. Füllt man ihn nur zur Hälfte, kann er auch durch die über dem Wasserspiegel liegenden Düsen lange Fontänen ausspucken, die innerhalb weniger Minuten ein zwölf Quadratmeter großes Badezimmer zwei Zentimeter hoch unter Wasser setzen können. Das ist nicht entspannend.

14. Ein Blick in die Gesichter der Kinder oder die Berührung ihrer Händchen wirkt wie ein Radiergummi, der im Zornesspeicher des Gehirns Tabula rasa macht. Schneller als ein Ball eine Scheibe durchschlägt.

Sybille Schönhofen

FAMILIEN-BANDE

Von Kindern lernen

Was ich durch meine Kinder gelernt habe: 1. In jeder Mutter oder jedem Vater steckt ein Napoleon: Eltern von Neugeborenen können tatsächlich über Monate hinweg mit nur drei Stunden Schlaf auskommen. 2. Ein Dreijähriger kann schriller schreien als Oskar Matzerath, ohne dass Glas zerspringt. 3. Der Kopf eines Zweijährigen ist so widerstandsfähig, dass er einem Erwachsenen damit ein Veilchen verpassen kann, ohne selbst die Spur einer Beule davonzutragen. 4. Eine Rutsche, die ein Kleinkind gemächlich hinuntergleitet, kann für einen Erwachsenen zum Katapult werden. 5. Der kleinste Daumenlutscher ist in der Lage, jedes Hindernis zu entfernen, das ihn von seinem Suchtstengel trennen soll. Keine Chance für den ausgeklügeltsten Handverband. 6. Die Polizei kann tatsächlich anonyme Anrufe zurückverfolgen und erkundigt sich mit einem Rückruf auch freundlich nach dem Wohlergehen. 7. Man kann noch so viel Nutella essen, man wird trotzdem nicht braun. 8. Verbinde unerreichbar erscheinende Ziele mit Spielen und es kann Unmögliches geschehen: Mit der Erzählung einer Mitmachgeschichte, bei der jedes Mal beim Wort "Apfel" ein Bissen fällig ist, kann man selbst den abhängigsten Nutellajunkie zum Verzehr eines Apfels bewegen. 9. Vor dem Waschen noch mal alle Hosentaschen prüfen. Es könnten sich Regenwürmer darin befinden. 10. "Für die Katz' gekocht": Der Ausspruch, etwas "für die Katz" - also vergeblich - zu tun, muss sprachhistorisch von Müttern stammen. Denn am Ende der Nahrungskette ist als Folge der ablehnenden Haltung der Kinder die Katze der Nutznießer aufwendig zubereiteter Mittagessen. 11. Auch wenn man den ganzen Tag mit den Händen auf Fußbodenfühlung ist und sich dann die mikrobiologisch übervölkerten Finger in den Mund steckt, stirbt man nicht daran. 12. Der Mensch ist in der Lage, ein Ausmaß an Sturheit an den Tag zu legen, das sonst Eseln oder Ziegenböcken nachgesagt wird. Denn er ist fähig, über mehrere Jahre hinweg morgens wie abends die gleiche Verweigerungshaltung gegenüber dem Zähneputzen an den Tag zu legen, ohne der Diskussion müde zu werden. Dagegen hilft auch die Erfahrung nicht, das Gefecht täglich zu verlieren. 13. Ein Whirlpool kann mehr als entspannende Wasserbewegungen erzeugen. Füllt man ihn nur zur Hälfte, kann er auch durch die über dem Wasserspiegel liegenden Düsen lange Fontänen ausspucken, die innerhalb weniger Minuten ein zwölf Quadratmeter großes Badezimmer zwei Zentimeter hoch unter Wasser setzen können. Das ist nicht entspannend. 14. Ein Blick in die Gesichter der Kinder oder die Berührung ihrer Händchen wirkt wie ein Radiergummi, der im Zornesspeicher des Gehirns Tabula rasa macht. Schneller als ein Ball eine Scheibe durchschlägt. Sybille Schönhofen

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