Von Puccini bis Pinocchio

TRIER. Sinfoniekonzerte, Solistenauftritte, Ballett und Schauspiel - für jeden Theater-Geschmack hatte das Theater Trier eine Aufführung vor dem Dom organisiert. Außerdem wurden Kostüme versteigert und die kommenden Saison-Stücke angekündigt.

 Bunte Lockvögel: Der Fuchs (Silke Spies links) und Pinoccio (Thora Kleinert) rühren für das Theaterfest die Werbetrommel.Foto: Oliver Ruf

Bunte Lockvögel: Der Fuchs (Silke Spies links) und Pinoccio (Thora Kleinert) rühren für das Theaterfest die Werbetrommel.Foto: Oliver Ruf

Eine pelzige Füchsin stolziert über den Hauptmarkt von Trier, neben ihr ein hölzernes Bürschchen. Silke Spies trägt zum feuerroten Pelzmantel ein struppiges Fell. Thora Kleinert, mit Hosenträgern über der Schulter und Sommersprossen auf den Bäckchen, präsentiert eine verdächtig lange Nase. Die beiden sind Figuren aus dem Theaterstück "Pinocchio".Auf dem Trierer Marktplatz, am Beginn der Sternstraße, verteilen sie Handzettel. Darauf wird Reklame gemacht für ein buntes Treiben auf dem Domfreihof wenige Schritte entfernt.Dort ist noch die große Freilichtbühne aufgebaut, auf der die Open-Air-Aufführungen des "Jedermann" liefen. Jetzt wird sie zum Schauplatz des ersten Theaterfestes, mit dem das Trierer Theater seinen 200. Geburtstag feiert.Das Wetter hält, denn Stadtpatron Petrus (Reinhard Bock) eröffnet die Veranstaltung höchstpersönlich. Selbst Kaiser Napoleon kommt in einer Pferdekutsche vorgefahren und heißt die Besucher willkommen. Klaus-Michael Nix spielt ihre Majestät mit herrlich französischem Akzent. Schließlich formiert sich das städtische Sinfonieorchester unter Leitung von Andreas Henning und lässt Werke von Brahms bis Puccini tönen.Die Sitzreihen vor der Bühne sind bereits zu Beginn besetzt. Im Laufe des Nachmittags ändert sich dies nicht mehr. Viele zeigen sich so begeistert von der Präsentation des Drei-Sparten-Hauses, dass sie auf jeden Fall in eine der nächsten Vorstellungen kommen möchten. "Bislang war ich noch nie im Theater Trier", verrät Sibylle Messmer, die in der Moselstadt seit drei Semestern studiert. "Das werde ich ändern. Wahrscheinlich schaue ich mir schon nächste Woche eine Aufführung an." Beim Theaterfest erfährt sie, dass das Theater für Kurz-Entschlossene ein Last-Minute-Ticket bereit hält, das Rest-Karten zu kleinen Preisen anbietet.Die Veranstalter stellen aktuelle Produktionen vor - Schauspieler Tim Olrik Stöneberg zeigt zum Beispiel Ausschnitte aus dem Kinderstück "Sindbad der Seefahrer". Seit diesem Auftritt belagern Kinder auch die Stufen, die zur Bühne führen. Sie halten Luftballons in den Händen. Die Gesichter haben sich manche von einer Maskenbildnerin schminken lassen.Wallende Römerkleider unterm Hammer

Die ein oder andere Verkleidung erstehen ihre Eltern, als Heribert Schmitt Kostüme versteigert - Zeitungs-Anzüge aber auch wallende Römer-Kleider oder eine Eulen-Maske. Bei einem Quiz gibt es Freikarten zu gewinnen.Große Augen machen die Menschen vor dem Dom, als das Ballettensemble herbei stürmt und Szenen aus "Notre Dame de Paris" tanzt. Stürmischer Applaus folgt nach jeder Bühnennummer. "Ich hätte nicht gedacht, dass es solche Stücke in Trier gibt", staunt Florian Startner aus Wittlich.Oberspielleiter Klaus-Dieter Köhler kündigt das Solistenprogramm an. Evelyn Czesla singt leidenschaftlich, Peter Koppelmann und Xavier Moreno schmettern ihre geschulten Stimmen über den Platz. Intendant Heinz Lukas-Kindermann erscheint und präsentiert den "Theater-Hit dieser Saison": die Schlagerrevue "Die 80er - Verdammt lang her".Als "Roland Kaiser"-Parodie schnulzt Peter Singer "Santa Maria" und stört augenzwinkernd Eva Steines, die mit roten Backen im Kleidchen "ein bisschen Frieden" fordert. Beim musikalischen Finale holen die Theaterdarsteller Gäste auf die Bühne. "Wir danken unseren Zuschauern für ihre Unterstützung", lobt im Anschluss Lukas-Kindermann. "Wir zählen darauf auch in den nächsten 200 Jahren."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort