Von Trier aus in die ganze Welt

TRIER. Wenn man Trier eine (bescheidene) Internationalität bescheinigen kann, so hat der Verein für "Interkulturelle Begegnungen" daran einen vielleicht nicht einmal kleinen Anteil: Seit einigen Jahren kümmert sich das Trierer Komitee um den Austausch von Schülern aus aller Welt.

Frankreich oder Italien hätte sich Lisa Rausch aussuchen können oder sich für Polen entscheiden. Doch die Schülerin am Max-Planck-Gymnasium Trier meint ironisch: "So nah würden mich womöglich meine Eltern besuchen kommen." Es sind noch sechs Monate bis zum Abflug. Und doch wird die 16-jährige Schweicherin schon ganz nervös, wenn sie nur daran denkt, im Sommer als Austauschschülerin für ein Jahr in die USA zu reisen.Am Anfang standen freiwillige Sanitäter

"Mein Traumziel", schwärmt Rausch, die bereits mitten in den Vorbereitungen steckt. Vor allem den Alltag soll sie kennen lernen und die Schule besuchen, um nicht nur die amerikanische Sprache zu lernen, sondern auch eine fremde Kultur. Möglich wurde der Aufenthalt mithilfe der "AFS Interkulturelle Begegnungen". Hinter der Abkürzung AFS verbirgt sich der Name "American field service" und eine international tätige ehrenamtliche Organisation, die allein in Deutschland 6000 Mitglieder hat. AFS war ursprünglich ein Zusammenschluss von Freiwilligen zu einem Ambulanzdienst, der in den beiden Weltkriegen Sanitätstransporte durchführte. Daraus reifte die Idee, Kriege könnten am Besten dadurch verhindert werden, wenn junge Menschen die Möglichkeit erhielten, andere Länder und Kulturen kennen zu lernen. Der seit mehr als 50 Jahren tätige Verein hat also eine bewegte Geschichte. Etwas weniger groß fiele ein Rückblick in die Geschichte der Trierer Abteilung aus. Der Grund, warum es mit einer eigenen Niederlassung in Trier verhältnismäßig spät losging, sei der Umstand, dass die Region Trier über viele Jahre von Saarbrücken aus betreut worden sei, erklärt Marie-Luise Pott, seit etwas mehr als einem Jahr erste Vorsitzende der Trier-Abteilung. Die Sektion in Trier formierte sich, als 1992 Interessierte aus der Region das Heft selbst in die Hand nahmen, um sich zu verselbstständigen. Jutta Weyand aus Trier und Jörg Kop aus Trierweiler waren die führenden Köpfe. "Die Wege waren einfach zu weit ins Saarland", sagt Gastfamilien-Vertreterin und Vorsitzende des AFS-Fördervereins Gisela Hertel aus Konz.Deutschland eines der beliebtesten Ziele

Amerika und Kanada seien schlechthin "die Renner" auf der Wunschliste der jungen Leute aus Deutschland, das seinerseits zu den beliebtesten Zielen gehört. So waren bereits junge Japaner, Neuseeländer und Brasilianer in Trier. Deutschland sei ein reiches Land und in Deutschland sei es sehr sauber, habe ein Mädchen aus Hongkong ihre Entscheidung begründet, erzählt Hertel. Ihre beiden Lieblingsländer konnte Lisa Rausch aus einer Liste auswählen. Auf gar keinen Fall habe sie nach Russland gewollt. Gegen die Ostländer bestünden noch sehr viele Vorurteile, weiß AFS-Vorsitzende Pott. Die Austauschschüler können in Trier an einem umfangreichen Unterhaltungsangebot teilnehmen mit Ausflügen, Wanderungen, Theater- sowie Konzert-Besuchen und anderem mehr - und natürlich an die Uni gehen. Pott: "Wir wollen möglichst viele ‚Sprechanlässe‘ schaffen. Jedenfalls sollen unsere Austauschschüler etwas von Trier mitbekommen." Gleichwohl gestalte sich die Suche nach geeigneten Gastfamilien mitunter sehr schwierig. So werden für den anstehenden Gastaufenthalt ab dem 11. Februar noch einige Familien gesucht, die einen Austauschschüler für knapp ein Jahr aufnehmen wollen. Selbstverständlich werden auch die Gastfamilien von AFS betreut. Am Anfang des Aufenthalts falle sehr viel Arbeit an, sagt Pott, die aber mit zunehmendem Aufenthalt meist immer weniger werde. Wichtige Voraussetzung für die Gastfamilie sei, Spaß zu haben im Umgang mit Jugendlichen. Pott: "Dann bekommt man auch was zurück."

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