Hüte sind zwar sowohl für Männer als auch für Frauen im Alltag ein wenig aus der Mode gekommen, aber ganz wegzudenken sind sie nicht und nicht nur daher ist es ganz richtig, sich auch über den richtigen Umgang mit ihnen ein paar Gedanken zu machen. Das war noch vor 50 Jahren ganz anders, da war das Tragen eines zur Kleidung passenden Hutes die Einhaltung einer Kleidervorschrift. Nur wer signalisieren wollte, vollkommen außerhalb jeder gesellschaftlicher Norm zu leben, lief ohne Hut herum. Daher wusste auch jedermann, dass Männerhüte vor allem getragen werden, um abgenommen zu werden. In Thomas Manns "Zauberberg" heißt es so schön, dass "man einen Hut aufhaben soll (…), damit man ihn abnehmen kann, bei Gelegenheiten, wo es sich schickt."

Aber die Sitte, dass der Männerhut in bestimmten Situationen abgenommen wird, lässt sich nur mit einem Blick in die Vergangenheit erklären: Es gehörte zum Ehrenkodex der Ritter, den Helm abzunehmen, wenn sie ihre friedliche Absicht bekunden oder sich ergeben wollten. Heute ist das Männerhut-Ziehen freilich längst nicht mehr der Ausdruck von Ergebenheit, sondern lediglich eine schöne Geste des Respekts. Männer sollten also ihre Kopfbedeckung - auch Mützen - immer abnehmen, sobald sie einen Raum betreten.

Im Freien ist das Abnehmen des Männerhutes - jedoch nicht der Mütze oder Baskenmütze - dann erforderlich, wenn Männer mit einer anderen Person sprechen; vor allem jedoch beim Zusammentreffen mit Frauen. Zum Grüßen im Vorbeigehen reicht es, den Hut lediglich zu "lüften"; es genügt aber nicht, nur kurz mit dem Finger an die Hutkrempe zu tippen. Das wäre zu wenig. Für den Augenkontakt ist es wichtig, dass der Hut von der Seite der zu grüßenden Person weg gelüpft wird. Darüber hinaus ist auch heute noch darauf zu achten, dass die Innenseite des Hutes keinesfalls den Blicken anderer zugewendet wird. Moderne Männer, die sich stil- und respektvoll verhalten wollen, nehmen also ihren Hut ab, sobald sie einen Raum betreten. Dabei ist es vollkommen egal, ob es sich dabei um ein Verkehrsmittel, ein Restaurant, ein Geschäft, ein öffentliches Gebäude, ein Theater oder gar eine fremde Wohnung handelt. Salka Schwarz: Renaissance der Höflichkeit, Dom Publishers, 38 Euro.