Was sich liebt, das neckt sich

Danke, Pedro, oder wie auch immer du heißen magst. Du bist jedenfalls um die 50, gerade zu Gast bei Freunden und trägst gerne Paraguay-Trikots spazieren. Und einer deiner 80 Millionen neuen Freunde bewundert dich für deinen Mut, na ja, Übermut: ich. Du erinnerst dich vielleicht. Samstagmittag in Frankfurt, in der S9 Richtung Stadion. Unser gemeinsames Experiment, halb England in eine einzige S-Bahn zu quetschen, war schon Erfolgversprechend gestartet. Dein Ellbogen parkte an meinen Rippen; der nette, kahle Nord-Engländer vor uns mit der riesigen "Yorkshire"-Tätowierung auf dem freien (wenn auch nicht schweißfreien) Oberkörper war ganz brav. Beim Stopp am Hauptbahnhof wurde es dir aber zu bunt: Weil noch ein paar Hundert neue Freunde in unser Abteil wollten - also zu den drei Südamerikanern, dem einen Deutschen und den (geschätzt) 867 Engländern. Unvergesslich, deine Rufe quer durchs Abteil, in fast perfektem Englisch: "Werft die Engländer aus der S-Bahn!", und noch mal, flehentlich: "Werft die Engländer raus!" Und was passierte? Nichts. Nur ein paar böse Blicke, ein halbherziges "Fuck off, you bastard". Was sich liebt, neckt sich, wie man bei uns sagt.

Gute Freunde kann eben niemand trennen - außer vielleicht eine S-Bahn-Tür.

Das WM-Tagebuch führen unsere Reporter Andreas Feichtner und Mirko Blahak. Für den TV sind sie täglich bei den WM-Spielen in ganz Deutschland vor Ort.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort