Saarbrücken Wedel: Sender will Vorwürfe aufarbeiten

Saarbrücken · Saarländischer Rundfunk fragt: Wie konnten die mutmaßlichen sexuellen Übergriffe passieren?

(dpa) Der Saarländische Rundfunk (SR) will die eigene Reaktion auf 1981 erhobene Vorwürfe wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe von Regisseur Dieter Wedel umfassend aufarbeiten. Die Spitze des Senders habe eine „Task Force“ unter Federführung von Justiziar Bernd Radeck gebildet, teilte der SR am Donnerstag mit. Das Gremium habe die Akten von damals bereits einmal gesichtet.

Es geht um Dreharbeiten für die Fernsehserie „Bretter, die die Welt bedeuten“, die von der damaligen SR-Tochterfirma Telefilm Saar (TFS) produziert wurde. „Schon jetzt steht fest, dass sich die TFS und der SR 1981 nicht richtig verhalten haben“, teilte der Sender  mit.

Die damals für die Serie engagierte Schauspielerin Esther Gemsch hatte in der Wochenzeitung Die Zeit einen mutmaßlichen Vergewaltigungsversuch geschildert, bei dem Wedel sie 1980 gewürgt haben soll. Sie habe dabei Verletzungen erlitten, weshalb sie ihre Rolle nicht habe weiterspielen können. Ihre Vorwürfe waren auch in einem internen Bericht des SR festgehalten worden. Dem Zeit-Bericht zufolge hatte der damalige Anwalt von Wedel die Vorwürfe zurückgewiesen. Die Dreharbeiten gingen danach mit Schauspielerin Ute Christensen weiter, die nach eigener Aussage von Wedel sexuell belästigt, schikaniert und gedemütigt worden sei.

Wedel hatte nach seinem Rücktritt als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele am Montag von einer „diffamierenden Diskussion“ um seine Person gesprochen. Er verabscheue jede Form von Gewalt gegen Männer und Frauen. Wedels Anwalt Michael Philippi sagte der ARD-„Tagesschau“ zur Berichterstattung der Zeit, einige Zeugen seien nicht mehr am Leben, außerdem könne Wedel wegen seiner Gesundheitsprobleme derzeit nicht Stellung beziehen. „Das halte ich ethisch nicht für verantwortbar, und ich halte es zudem auch rechtlich für unzulässig.“

Der SR teilte mit, man wisse leider nicht, warum damals niemand auf die Vorwürfe reagiert habe. Der Sender hat nach eigener Aussage Kontakt zu den beiden mutmaßlichen Opfern und zu weiteren Zeitzeugen aufgenommen. Es solle „alles offengelegt werden“. Dabei gehe es nicht darum, „auf voyeuristische Art mögliche Vergehen von Dieter Wedel anzuprangern, die womöglich strafrechtlich verjährt sind“. Man wolle vielmehr „die Systeme, Mechanismen und Verhaltensweisen ausleuchten“, die damals solche Delikte ermöglicht haben könnten.

Das ZDF hat unterdessen mitgeteilt, man habe keine Hinweise darauf gehabt, dass Vorwürfe gegen den Regisseur Dieter Wedel wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe schon früher ­senderintern bekannt waren. Man habe die geschilderten Vorfälle, die mit ZDF-Produktionen in Zusammenhang gebracht werden, überprüft.

(dpa)
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