Wild und Pilze schädigen das Nadelholz

Es gibt zu viel Wild im Forstrevier Dhronecken. Hirsche und Rehe, ja sogar Hasen fressen Rinde und kleine Bäume. Wildschweine verwüsten landwirtschaftliche Kulturen. Ein Arbeitskreis soll nun Lösungen erarbeiten.

Dhronecken/Malborn. Zwei Prozent Schälschäden: Das hört sich zunächst harmlos an. "Das ist unsere Toleranzgrenze bei der Zahl der Bäume, die durch Rotwild geschädigt werden", erklärt der Leiter des Forstreviers Dhronecken, Hans-Jürgen Wagner.

2008 wurden in seinem Revier 24 000 Bäume begutachtet. Das Ergebnis: Fast jeder 20. Baum weist Schäden auf, im Malborner Forst ist es sogar fast jeder sechste. Diese Werte beziehen sich auf die letzte Begutachtung, die alle drei Jahre durchgeführt wird.

Der Baum hilft sich bei der Wunde, die ihm das Rotwild zufügt, mit Harz. Doch ein anderer Feind hat dann schon längst zugeschlagen: Ein Pilz namens "Heterobasidion annosum".

Großer Schaden für Waldbesitzer



Die abgebissene Rinde ist die Einladung für seine Sporen, die im Baum die Rotfäule verursachen. Diese ist vergleichbar mit einer Infektion, die sich ein Mensch durch eine Wunde zuziehen kann.

Der Schaden für den Waldbesitzer ist enorm. Die Berechnung der Schadenssumme ist jedoch ein Kapitel für sich. "Wildschäden sind eine rechtliche Besonderheit", sagt Wagner und nennt ein Beispiel: "Wenn ein Baum im Alter von 30 Jahren geschält wurde, wird der Schaden zum Zeitpunkt der Ernte bemessen, also wenn er 100 Jahre alt ist." So steht es im Jagdgesetz, dessen Grundlagen aus vorpreußischer Zeit stammen.

"Doch niemand kann den Wert eines Baumes in 70 Jahren bestimmen", sagt Wagner kopfschüttelnd. Deshalb sei Streit zwischen Jagdpächter und Waldbesitzer programmiert.

Bäume, die über lange Jahre den Attacken des Rotwildes entgangen sind, werden mit einem Verbissschutz ausgestattet, um wenigstens einen Teil des Bestands zu retten. "Eine Lösung ist das nicht, denn für jeden Baum kostet allein das Material drei Euro", berichtet Wagner.

Im Staatswald hat Wagner bewiesen, dass Schälschäden durch intensive und koordinierte Bejagung des Rotwildes auf 1,8 Prozent gedrückt werden können.

Hier ist der Forstamtsleiter gleichzeitig Jagdherr. Das Morbacher Revier ist aber nicht so zusammenhängend wie der Staatswald. Baumbestände wechseln hier häufig mit landwirtschaftlich genutzten Flächen, die eher von Wildschweinen heimgesucht werden. Auch auf frisch bepflanzten Flächen gibt es Probleme. Dort tun sich Rehwild und sogar Hasen gütlich und mindern somit die Wachstumschancen der Baumsprösslinge.

Neuer Arbeitskreis soll Lösungen finden



"In Kürze wird ein neuer Arbeitskreis zusammentreten, der sich mit der Problematik befasst", kündigt der Sprecher der Gemeinde Morbach, Theo Gätz, an.

Mitglieder des Forstausschusses der Gemeinde, Landwirte, Jäger und der Forst wollen in dem neuen Gremium gemeinsam nach einer Strategie suchen. Extra Der Zuständigkeitsbereich des Forstamtes Dhronecken erstreckt sich zwischen Mosel und dem Flughafen Hahn. Die Fläche mit 150 Quadratkilometern Wald ist in neun Forstreviere unterteilt. Die Hälfte davon ist Staatswald. Der Rest gehört der Einheitsgemeinde Morbach und 24 Ortsgemeinden. Die 100 Mitarbeiter des Forstamtes bewirtschaften den Staatswald, wirken bei der Bewirtschaftung des Gemeindewaldes mit und beraten Privatwaldbesitzer. (doth)

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