"Wir brauchen mehr Risikobereitschaft"

TRIER. Wirtschaftlich unabhängig und auch noch sein eigener Chef sein – wer möchte das nicht? Doch für viele Existenzgründer ist der umkämpfte Mittelstand ein hartes Pflaster. Etwas Starthilfe kann da nicht schaden: Im Technologie-Zentrum Trier (TZT) auf dem Petrisberg lernen Hochschulabsolventen unternehmerisches Handwerkszeug und werden in den ersten Monaten und Jahren ihrer Selbstständigkeit unterstützt.

Der orangefarbene Neubau fällt schon von weitem auf. Schließlich ist orange ja nicht nur eine Signalfarbe, sondern steht auch für etwas Positives und für Erfolg - und das ist durchaus beabsichtigt: "Wir wollen eine Aufbruchstimmung vermitteln, die andere motiviert und mitreißt", sagt Heinz Schwind, der Geschäftsführer des TZT. Dabei wende man sich vor allem an junge Hochschulabsolventen und Doktoranden.Neues Bewusstsein schaffen

"In den Köpfen aufstrebender Akademiker ist die Vorstellung der Selbstständigkeit oftmals nicht verankert", erläutert Schwind, "und gerade im technologischen Bereich gibt es ein großes Potenzial an Existenzgründern." Ziel des vom Land Rheinland-Pfalz und der Stadt Trier getragenen TZT sei es, im technologischen Bereich das Bewusstsein der Menschen für mehr Eigenverantwortung zu fördern. "Wir brauchen mehr Risikobereitschaft", sagt Schwind. Doch wie soll die Förderung der Jungunternehmer aussehen? Am 27. März hat die Universität Trier einen neuen Kooperationsvertrag mit dem TZT geschlossen. Der seit 1992 bestehende bisherige Kooperationsvertrag wurde ergänzt und erweitert: "Die Zusammenarbeit dient insbesondere dem weiteren Ausbau der Kultur der Selbstständigkeit an der Universität Trier und der Förderung von innovativen Existenzgründungen durch Hochschulangehörige", verlautet eine Pressemeldung vom TZT. "Wir gehen gezielt auf Akademiker zu und bemühen uns um einen Bewusstseinswandel", sagt Schwind. Zur Förderung neuer Existenzgründer bietet das Technologiezentrum zunächst Beratungsgespräche und Workshops an. Dabei sind, so Schwind, etwa 50 Prozent der Ideen aussichtsreich. Ist eine Geschäftsidee Erfolg versprechend, wird im zweiten Schritt ein Unternehmenskonzept erstellt. "Bis zu sechs Monate können die so genannten ‚Inkubatoren' in den Räumen des TZT am Unternehmenskonzept feilen", sagt der Geschäftsführer. Wenn der Businessplan steht und die Finanzierung gesichert ist, bietet das TZT günstige Räume für die unternehmerische Tätigkeit an. Insgesamt gibt es fünf Technologiezentren in Rheinland-Pfalz. "Wir zielen auf den Dienstleistungsbereich im technologischen Gewerbe", erläutert Schwind, "seit das TZT im Jahr 2004 auf den Petrisberg gezogen ist, haben wir 17 Unternehmen gegründet und 33 Arbeitsplätze geschaffen." Eine der erfolgreichsten Firmen aus der TZT-Schmiede ist die "Laborox GmbH": "Wir bieten EDV-Beratern ein eigenes Rechenzentrum", erklärt Laborox-Geschäftsführer Christian Ross. Der Wirtschaftsinformatiker von der Uni Trier ist schon seit 2001 dabei und betreut momentan zirka 150 Kunden. Ein paar Türen weiter ist das Studio von "MediaworkX", einer Medienagentur mit drei jungen Mitarbeitern: "Wir produzieren Filme und Werbespots für Firmen in der Region Trier", erklärt René Dumont. Er ist verantwortlich für "Creation & Design". "Wir haben schon einen Film über den Frankenturm für die Trier-Gesellschaft und einen Werbespot für die Trierer Stadtwerke produziert", sagt er. "Gerade im Bereich von Forschung und Entwicklung lagern große Unternehmen ihre Kapazitäten zunehmend aus", erklärt Schwind, "darin sehen wir gute Chancen für den Erfolg dieses Konzeptes." Bisher jedenfalls scheint das TZT auf einem guten Weg, auch in konjunkturell schwächeren Zeiten die "Risikobereitschaft" von Jungunternehmern zu fördern - auch wenn ein Arbeitsplatz im Angestelltenverhältnis womöglich mehr Sicherheit vermittelt: "Dass die Führung eines eigenen Unternehmens eine anspruchsvollere und befriedigendere Aufgabe sein kann, wird oft vergessen", sagt Schwind, "und mit einem zuverlässigen Partner kann man schließlich auch die Risiken minimieren."

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