"Zentraler Datenbestand"

Man muss nichts auf dem Kerbholz haben, um sich als Protagonist inmitten einer Diskussion über einen Überwachungsstaat in Deutschland zu fühlen.Ich bin weder ein Schläfer, noch eine Amok-Gefahr und dennoch in zahlreichen Computerdateien gespeichert.

Unheimlich. Unser Umzug zum Beispiel: Es verblüffte mich, als es der Dame im Einwohnermeldeamt ausreichte, den Namen meines Mannes zu erfragen. Ein Klick und sie wusste auch alles über mich und unsere Kinder. Ich wunderte mich laut. "Sie gehören zum zentralen Datenbestand ihres Mannes", lautete die Erklärung.

Vor wenigen Tagen berührte mich die Datenspeicherpraxis dann so empfindlich, wie ein aus einem Meter herabfallender 22-Zoll-Computer-Bildschirm einen nackten kleinen Zeh. Das Zentrum für Kindervorsorge fragte schriftlich nach, ob wir den Termin für die U 9 unseres Sohnes vergessen hätten. Wie auch längst vor der Einführung der Eltern-Überwachung hatten wir natürlich rechtzeitig den Kinderarzt aufgesucht. Wir haben es nur dem Zentrum nicht mitgeteilt.

Ich rief dort an. Verblüffend: Die Dame am Telefon musste nur ihren Rechner fragen, und schon wusste sie neben den Daten unseres Kindes auch Namen, Anschrift und Faxnummer des Kinderarztes. Dabei hatte ich nur meinen Nachnamen erwähnt. Ich will nicht wissen, wer neben den staatlichen und kommunalen Datenbanken noch über mich und meine Familie Bescheid weiß. Würden Versandhäuser, Bankinstitute, Telefonkonzerne, Versicherungskonzerne, Payback-Firmen und wer weiß was ein Dossier über mich verfassen, würden ihnen persönliche Details zur Verfügung stehen, die nicht mal Sigmund Freud interessiert hätten. Aber den bräuchte ich dann.

Sybille Schönhofen

familien-bande

"Zentraler Datenbestand"

Man muss nichts auf dem Kerbholz haben, um sich als Protagonist inmitten einer Diskussion über einen Überwachungsstaat in Deutschland zu fühlen. Ich bin weder ein Schläfer, noch eine Amok-Gefahr und dennoch in zahlreichen Computerdateien gespeichert. Unheimlich. Unser Umzug zum Beispiel: Es verblüffte mich, als es der Dame im Einwohnermeldeamt ausreichte, den Namen meines Mannes zu erfragen. Ein Klick und sie wusste auch alles über mich und unsere Kinder. Ich wunderte mich laut. "Sie gehören zum zentralen Datenbestand ihres Mannes", lautete die Erklärung. Vor wenigen Tagen berührte mich die Datenspeicherpraxis dann so empfindlich, wie ein aus einem Meter herabfallender 22-Zoll-Computer-Bildschirm einen nackten kleinen Zeh. Das Zentrum für Kindervorsorge fragte schriftlich nach, ob wir den Termin für die U 9 unseres Sohnes vergessen hätten. Wie auch längst vor der Einführung der Eltern-Überwachung hatten wir natürlich rechtzeitig den Kinderarzt aufgesucht. Wir haben es nur dem Zentrum nicht mitgeteilt. Ich rief dort an. Verblüffend: Die Dame am Telefon musste nur ihren Rechner fragen, und schon wusste sie neben den Daten unseres Kindes auch Namen, Anschrift und Faxnummer des Kinderarztes. Dabei hatte ich nur meinen Nachnamen erwähnt. Ich will nicht wissen, wer neben den staatlichen und kommunalen Datenbanken noch über mich und meine Familie Bescheid weiß. Würden Versandhäuser, Bankinstitute, Telefonkonzerne, Versicherungskonzerne, Payback-Firmen und wer weiß was ein Dossier über mich verfassen, würden ihnen persönliche Details zur Verfügung stehen, die nicht mal Sigmund Freud interessiert hätten. Aber den bräuchte ich dann. Sybille Schönhofen

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