Zu kompliziert, zu teuer, zu unsicher: Probleme mit neuem Personalausweis

Trier · Seit neun Monaten gibt es den digitalen Personalausweis. In der Region Trier wurden bislang etwa 40.000 Stück ausgestellt. Doch wegen komplizierter Technik, zusätzlicher Kosten und Sicherheitsbedenken wenden die meisten Menschen die Zusatzfunktion fürs Internet gar nicht an.

 „Scheckkarte“ für die Identität: der alte und neue (oben) Personalausweis im Vergleich. Foto: dpa

„Scheckkarte“ für die Identität: der alte und neue (oben) Personalausweis im Vergleich. Foto: dpa

Wer einen neuen Personalausweis braucht, bekommt seit dem 1. November ein Dokument im Scheckkartenformat. Bürger ab 16 Jahren können dabei eine Zusatzfunktion wählen: Die elektronische Signatur ist eine Art Unterschrift im Internet.

Die meisten Menschen in der Region verzichten jedoch bisher darauf. So hat die Stadt Trier etwa 7800 Ausweise der neuen Generation ausgestellt, davon etwa 80 Prozent ohne den Zusatznutzen. Auch die mögliche Speicherung von Fingerabdrücken auf der Karte lehnt die Mehrheit ab. Ähnlich sieht es in den übrigen Kommunen der Region aus.

Dabei sollte der neue Ausweis zum Beispiel das Einkaufen im Internet sicherer und einfacher machen. Viele Behördengänge sollten überflüssig werden. Stichproben des Trierischen Volksfreunds ergaben jedoch, das nicht einmal größere Städte wie Trier oder Bitburg die Möglichkeit bieten, Verwaltungsangelegenheiten online mit Hilfe des Ausweises zu erledigen.

Auch Unternehmen nutzen die elektronische Signatur kaum für ihr Geschäft. Sowohl bei der Industrie- und Handelskammer als auch beim Einzelhandelsverband der Region Trier sind keinerlei Beispiele für den Einsatz der digitalen Unterschrift bei regionalen Firmen bekannt.

"Ein Grund für den eher zurückhaltenden Umgang dürften die Hinweise auf Sicherheitslücken sein", sagt Michael Jäckel, Professor für Soziologie an der Universität Trier. So hat der Computerexperte Jan Schejbal erst vor wenigen Tagen entdeckt, dass Betrüger die Ausweisdaten online ausspähen und missbrauchen könnten.

Hinzu kommt ein hoher Aufwand: Nach der Freischaltung durch die Behörde benötigt der Nutzer eine spezielle Software für seinen Computer, ein Kartenlesegerät und ein kostenpflichtiges Zertifikat. All das wirkt offenbar noch abschreckend. Aus Sicht von Jäckel wird sich das irgendwann ändern: "Der elektronische Ausweis befindet sich auf einem langen Weg zur Normalität."

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