Zum Geburtstag ein Familientreffen

FREUDENBURG. Musikclubs sind in der Regel eine Zeiterscheinung. Ein paar Jahre haben sie Konjunktur, dann verschwinden sie wieder. Der Ducsaal in Freudenburg trotzt dagegen allen Trends und Moden. Die Musik ist zeitlos, älter werden allenfalls die Musiker - und Besitzer Manfred Weber.

Wer die zwei Leidenschaften des Manfred Weber auf einen Schlag kennen lernen will, der stellt sich am besten in den Eingang der Herrentoilette des Ducsaals. Dann kann er mit den Ohren der Live-Musik von der winzigen Bühne im Musik-Keller lauschen und gleichzeitig optisch die Terracottafarben-gestylte Decke des stillen Örtchens mit den stift-artigen Designer-Leuchten, den Helmut-Newton-Fotos an den Wänden und der zwischen Urinal und Waschbecken angesiedelten modernen Yin&Yang-Plastik genießen. Moderne Kunst zwischen Urinal und Waschbecken

Das Ambiente lässt es ahnen: Vom Brot-Beruf her ist Weber Innenarchitekt und "Objekt-Einrichter". Die gastronomische Kompetenz hat er im elterlichen Betrieb "Zum König Johann" quasi mit der Muttermilch eingesogen. Und die Musik ist seine Leidenschaft seit mehr oder weniger wilden Jugendtagen. Und weil im Schatten der Freuden-Burg zusammenwuchs, was zusammengehörte, entstand im Keller des "König Johann" Anfang der 80er Jahre das Mekka der Rock- und Bluesfans in der Region zwischen Luxemburg, Saarbrücken und Trier. Manfred Weber konnte bieten, was sonst keiner bot: schickes Ambiente, qualitätsgeprüfte Musik, anständige Preise - und vor allem Kontinuität. Da wog sogar die ausgesprochen ungünstige geografische Lage nicht mehr ganz so schwer. Parallel waren Gastspiele im Ducsaal aber auch stets eine Attraktion für die Künstler: Vom Hausherrn persönlich angesagt, gepflegt und umhätschelt, das hauseigene Hotelbett in fußläufiger Entfernung zur Bühne, stets mehrere Handbreit Bier im Glas und ein Veranstalter, der sein Handwerk verstand und "seinen" Bands über Jahre treu blieb. Da kam denn auch mancher wieder, dessen handelsübliche Gage bei weitem das überschritt, was die maximal 300 Besucher im Ducsaal in die Kasse bringen konnten. Über die Honorare wurde stets Stillschweigen vereinbart - Indiskretionen hätten andernorts womöglich die Preise vermasselt. Die Legende besagt, dass der Hausherr bei Combos, die ihm besonders am Herzen lagen, auch schon mal die Getränke-Umsätze einbrachte, um Einnahmen und Ausgaben einigermaßen in der Waage zu halten. Aber auch da waltet Verschwiegenheit. Wie Manfred Weber seit 22 Jahren den finanziellen Drahtseilakt des Konzertveranstalters ohne Netz und doppelten Boden überstanden hat, weiß nur er allein. Und vielleicht Peter Hahn, der seit zwei Jahren sein Partner bei der Organisation ist. Fest steht, dass der Chef alle paar Jahre in ein großes Wehklagen über die allgemeine Entwicklung ausbricht, seinen baldigen Ausstieg ankündigt - und dann weitermacht, zum Wohl der örtlichen Musikfans. Gäben die namhaftesten der 500 Bands, die im Laufe der Jahre zu Gast waren, ein Benefiz-Konzert für den Ducsaal, das Thema "Finanzen" wäre wohl ein für allemal erledigt. Woodstock-Legende Richie Havens hat hier gespielt, Donovan und Chris Farlowe, David Lindley und Hazel O'Connor, Bill Ramsey und Frank Nimsgern, Fury in the slaughterhouse, Fairport Convention, Ralph McTell, Supercharge. Auch "Pur" beehrte in Frühzeiten das Etablissement, aber das erwähnt Manfred Weber eher selten. Er fühlt sich halt für die Qualität seines Angebots persönlich verantwortlich. Chance auch für die einheimische Szene

Was keineswegs bedeutet, dass die einheimische Szene keine Chance hätte. Bands aus der Region feierten auf der Ducsaal-Bühne Debüts, Revivals oder Abschiede. Weber werkelte jahrelang mit am Trierer Benefiz-Open-Air, machte die Burg Freudenburg zur Rock-Stätte, war als Impresario gefragt. Kein Wunder, dass die Feier zu seinem Fünfzigsten am letzten Samstag zu einem Familientreffen der Musik-Szene geriet. Erich Fahl und Werner "Tilly" Klahr, schon in der Steinzeit mit "Deep Water" im Ducsaal zu Gast, führten samt ihren Kollegen von der "Unplugged Gang" ein illustres Feld an, das mal in dieser, mal in jener Formation für gediegene musikalische Unterhaltung sorgte. Wie sich das im Ducsaal eben gehört. "One of the best places I've ever been", schwärmt ein Fan namens George im Online-Gästebuch ( www.ducsaal.com). Der Mann muss es wissen: Er kommt aus Liverpool.

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