Zweimal Gold, einmal Silber: Paralympics-Altstars jubeln

Rio de Janeiro (dpa) · Nach der Medaillenjagd im Radsport sind bei den Paralympics in Rio de Janeiro jetzt wieder die Leichtathleten dran: Zweimal Gold und einmal Silber lautete die deutsche Ausbeute zu Beginn des vorletzten Tages.

Die Altstars des deutschen Behindertensports haben es in Rio de Janeiro noch einmal allen gezeigt. Weltrekordhalter Heinrich Popow gewann bei seinen letzten Paralympics zum ersten Mal Gold im Weitsprung.

Die 35 Jahre alte Birgit Kober siegte mit paralympischem Rekord im Kugelstoßen. Vor allem aber ging eine stolze und erfolgreiche Karriere mit der insgesamt 14. paralympischen Medaille zu Ende: Die querschnittsgelähmte Marianne Buggenhagen wurde mit 63 Jahren noch einmal Zweite im Diskuswerfen. „Diese Medaille hat einen ganz besonderen Stellenwert, weil es meine letzte ist“, sagte sie.

Auch Popow sagte nach seinem Triumph: „Ich bin stolz auf diesen Sieg. Jetzt kann ich die paralympische Bühne mit erhobenem Haupt verlassen.“ Seiner Meinung nach hatten die Deutschen bei Paralympics „noch nie so ein tolles Team wie diesmal. So viele junge Leute, so viele Talente. Ich will hier all meine Erfahrungen weitergeben.“

Nachdem Sebastian Dietz bereits Gold im Kugelstoßen geholt hatte und die Rollstuhl-Basketballerinnen sowie das Tischtennis-Team der Männer trotz ihrer Final-Niederlagen Silber umgehängt bekamen, kann die deutsche Mannschaft bei der Abschlussfeier am Sonntag sehr zufrieden ins Maracana-Stadion einziehen. Nach 475 von 521 Entscheidungen war sie mit 17 Gold-, 22 Silber- und 13 Bronzemedaillen Sechster der Nationenwertung. China (98/75/49) und Großbritannien (60/34/38) sind dort weit enteilt.

Zur Fahnenträgerinen bei der Abschlussfeier bestimmte der Deutsche Behindertensportverband am Samstag die Rollstuhl-Basketballerin Annika Zeyern. „Das ist eine große Ehre und ein i-Tüpfelchen meiner Karriere“, sagte die 31-Jährige.

Popow sprang im Olympiastadion von Rio bereits im ersten Versuch paralympischen Rekord von 6,70 Meter. „Heute war ich wieder der abgewichste Heinrich“, meinte er dazu. Seinen eigenen Weltrekord verpasste der 33-Jährige nur um sieben Zentimeter. Silber ging an den Japaner Atsushi Yamamoto (6,62). Der erst kurzfristig für die Paralympics nachnominierte Leon Schäfer wurde mit persönlichem Rekord von 6,06 Metern Sechster.

Für Popow war es der erste Paralympics-Sieg im Weitsprung, nachdem er 2012 in London bereits Gold über 100 Meter geholt hatte. Im Sprint wurde der Oberschenkel amputierte Leichtathlet in Rio nur Vierter. „Heute habe ich wieder zu mir gefunden. Das ist jetzt wieder der glückliche Heinrich - nicht wie nach den 100 Metern“, sagte er.

Kober hatte 2012 bereits Gold im Kugelstoßen und beim Speerwerfen geholt - damals allerdings noch im Rollstuhl. Mittlerweile kann die die Welt- und Europameisterin zumindest kurze Strecken wieder gehen. Im Stehen verbesserte sie den paralympischen Rekord ihrer Startklasse gleich mehrfach auf 11,41 Meter. „Das ist fantastisch“, sagte sie. „Das sind meine ersten Paralympics im Stehen. Wenn du die noch mit einer Goldmedaille krönen kannst, fehlen dir die Worte.“

Buggenhagen durfte zu Beginn ihres letzten Paralympics-Wettkampfes sogar noch auf eine weitere Goldmedaille hoffen. Doch ihre starken 24,56 Meter zum Auftakt wurden von der Chinesin Feixia Dong (25,03) schnell wieder gekontert. Das langjährige Aushängeschild des deutschen Behindertensports wird seine Karriere in diesem Jahr nach sieben Paralympics-Teilnahmen, neun Paralympics-Siegen und 13 WM-Titeln beenden. „Ich bin keine 20 mehr“, sagte Buggenhagen.

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