Zwischen Pausenbrot und Pickelsalbe

Trier · Chris Tall, Gewinner des RTL Comedy Grand Prix, ist der Shooting-Star der deutschen Comedy-Szene. Mit seinem Programm „Selfie von Mutti! Wenn Eltern cool sein wollen …“ kommt er Mitte Januar in die Arena Trier. Im Interview spricht er über seine Anfänge und die Grenzen des Humors.

Wie bist du auf die Idee gekommen, als Comedian aufzutreten?
Chris Tall: Ich habe schon immer Comedy gemocht und mir die Auftritte von Komikern live oder im Fernsehen angesehen. Dann ist mir einmal ein sehr junger Comedian aufgefallen und da habe ich mir gedacht: Hey, das möchte ich auch mal ausprobieren! Also bin ich auf offene Bühnen gegangen - das ist eigentlich der ganz normale Werdegang, da kann jeder auftreten. Sobald man halbwegs gutes Material hat, kann man sich damit bewerben.

Mit Deinen Gags über Minderheiten im Stand-Up bei TV Total hast du große Aufmerksamkeit erregt. Hattest du damit gerechnet?
Chris Tall: Nein, ich habe nicht erwartet, dass mein Stand-up so eine virale Aufmerksamkeit erregen könnte. Zumal ich ja nicht der Erste bin, der dieses Thema behandelt. Die Diskussionen dazu sind positiv zu bewerten und das ist das Schöne daran: Ich habe viele Fans dazugewonnen, die das, was ich mache, cool finden.

Welche Reaktionen gab es auf den Stand-Up #darferdas?
Chris Tall: Viele schreiben mich an. Von den in Anführungsstrichen Betroffenen sind es am häufigsten Rollstuhlfahrer. Manche schlagen mir sogar Witze vor. Einer ist jetzt in der Show drin: Traue nie einem Rollstuhlfahrer mit dreckigen Schuhen. Das ist genau das, was ich meine: sich selber nicht zu ernst nehmen. Wenn ich gegen einen Rollstuhlfahrer Scrabble spiele, dann ist der nicht behindert, dann sind wir genau gleich. Beziehungsweise bin eher ich im Nachteil, weil ich in der Schule nicht aufgepasst habe. Ich will einfach nur, dass Leute aus einer vermeintlichen Randgruppe normal behandelt werden.

Sollte Humor überhaupt Grenzen kennen?
Chris Tall: Die Tragödien von Paris oder Brüssel entziehen sich für mein Empfinden jeder humoristischen Bewertung. Mir fallen keine Witze ein, die gut genug sind, um sie zu machen, also sollte ich es sein lassen. Meine Grenze ist woanders, doch das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich bin vorsichtig mit politischen Themen, weil ich mich auf dem Gebiet ehrlich gesagt nicht so gut auskenne. Doch sollte man über alles Witze machen dürfen, wenn man etwas zu sagen hat und niemanden persönlich verletzt.

Dein Programm heißt "Selfie von Mutti! Wenn Eltern cool sein wollen ..." - wie cool sind Chris Talls Eltern wirklich?
Chis Tall: Als ich ein Teenie war, dachte ich immer, Eltern können nicht cool sein. Mittlerweile weiß ich: sie können cool sein - dem Alter entsprechend sage ich mal. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meiner ganzen Familie und dennoch gibt es natürlich immer wieder Situationen, in denen sie sich oder mich oder uns alle blamieren. Oder ich sie! (lacht) Eben diese Situationen sind für die Zuschauer verdammt witzig, deswegen bringe ich sie auf die Bühne.

Zum Programm gibt es ein Buch. Ist der "Erfahrungsbericht" wirklich so passiert?
Chris Tall: Alle Geschichten über meine Familie sind tatsächlich passiert. Dann gibt's noch die verschiedenen Eltern-Typen, die stammen natürlich nicht alle aus meiner Sippe, aber bieten viel Lustiges. Grundsätzlich kommt im Buch aber viel Privates vor.

Wie haben Deine Eltern auf das Buch reagiert?
Chris Tall: Meine Mutter meinte erst: Ja, wird ja jetzt nicht alles stimmen. Nach der ersten Seite sagte sie: Okay, das stimmt, und, nachdem sie das komplette Buch durchgelesen hatte: Ich hasse dich. (lacht)

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