Schrittweise in die erste Liga

Theater-Intendant Gerhard Weber (Foto) gehört nicht zu den Lauten im Lande. Doch nun hat er gegenüber dem TV Klartext darüber geredet, wie er sich die Zukunft der Antikenfestspiele vorstellt. Sein Ziel: Er will das Festival etappenweise auf internationaler Ebene etablieren.

Trier. Was der Intendant anstrebt, ist ein konkreter Zeitplan, der die Schritte zum Ziel formuliert: "Wenn wir auf die nationale und internationale Ebene wollen, dann wird das nicht auf einen Ruck gehen". Dass OB Jensen über die Frage der Trägerschaft tabulos diskutieren will, hält Weber für richtig. Allerdings: "Die künstlerische Leitung und die Abwicklung der Produktion sollte beim Theater bleiben, egal, welche Träger-Lösung man findet". Das über Jahre erworbene Knowhow der Theater-Mitarbeiter bei der Bespielung der antiken Stätten sei "unbezahlbar". Freilich plädiert der Festspiel-Chef nachhaltig für eine Verbesserung der Infrastruktur, vor allem beim Amphitheater, das er als "zentrale Spielstätte" einstuft. Veränderungen seien dringend "im Backstage-Bereich" nötig, wo die Bedingungen für die Künstler nach Einschätzung aller Beteiligten indiskutabel sind. Auch eine "Dauerlösung für die Zuschauer-Tribüne" strebt Weber an. Gegrübelt wird noch darüber, wie man im Bühnenbild der jeweiligen Produktion eine Überdachung des Orchesters bewerkstelligen kann. Er sei "sehr optimistisch", sagt Weber und verweist auf die "gute Partnerschaft" mit dem Land und dessen Abteilung Burgen, Schlösser, Altertümer.Das klare Bekenntnis zum Amphitheater schließt zusätzliche Spielstätten in Einzelfällen nicht aus. Der Theatermacher bringt sogar die Porta Nigra wieder ins Gespräch. Die sei nun mal "das berühmteste Symbol für Trier" und verspreche als Kulisse "Bilder, die wir wunderbar nach außen transportieren können".Inhaltlich will Weber am Schwerpunkt der antiken Themen festhalten, ohne sie zum Dogma zu machen. Was ihm langfristig vorschwebt, ist, herausragende Produktionen anderer Häuser zu antiken Stoffen nach Trier zu holen, "da gibt es in Deutschland ganz viele". Auch Kooperationen mit Festivals wie der "Ruhr-Triennale" oder "Theater der Welt" strebt er an. Wenn das Profil auf diese Weise gesichert ist, kann er sich vorstellen, bei der Oper schon mal von den reinen antiken Lehre abzuweichen.Um das Produkt Festspiele überregional am Markt zu etablieren, hält der Intendant eine "Marketing-Stelle" für unerlässlich. So soll die ganzjährige kontinuierliche Bewerbung der Festspiele gesichert werden. Eine Kooperation in Sachen Außenwerbung mit "Brot und Spiele" und den Moselfestwochen sei dabei durchaus denkbar. Aber dieser Vorschlag hat - wie fast alle - mit Geld zu tun. "Ohne finanzielle Hilfe von Stadt, Land, Region und Wirtschaft ist das alles nicht machbar", räumt Gerhard Weber ein. Ein Alleingang habe keinen Sinn, die Festspiele könnten sich nur weiter entwickeln, "wenn ganz Trier und die Region mitzieht". FESTSPIELE 2008: Im kommenden Jahr gibt es einige interessante Veränderungen und Zusatz-Angebote. Haupt-Attraktion soll die Verdi-Oper "Nabucco" im Amphitheater sein, ausgestattet vom Aktionskünstler HA Schult. Als zweite Produktion kommt die "Odyssee" dazu, als spartenübergreifendes Schauspiel in Zusammenarbeit mit den Theatern der Großregion. Erstmals soll es zwei Aufführungen von Live-Kino geben, mit dem Stummfilm Ben Hur. Begleiten wird das Sinfonische Orchester der Stadt Trier, das in der kommenden Saison alle Produktionen musikalisch bestreitet. "Nabucco" soll auch der Abschied von GMD István Dénes sein. Für das Antikensymposium ist eine Zusammenarbeit mit dem "Literarischen Foyer" des SWR geplant.

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