Schnellschüsse verbieten sich - Unfallentwicklung darf nicht zum Diskriminieren von Senioren führen

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Nicht nur in der Region, sondern in ganz Rheinland-Pfalz gibt es mehr Verkehrsunfälle, an denen Senioren beteiligt sind. Die Steigerungsraten fallen signifikant aus.

Das alarmiert Politik und Polizei.
Die Entwicklung ist weder neu noch überraschend. Der demografische Wandel mit immer mehr älteren Menschen, die immer älter werden, macht sich natürlich auch auf den Straßen bemerkbar. Die entscheidende Frage ist, welche Schlussfolgerungen man daraus zieht.
Der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Roger Lewentz tut gut daran, mit seinen Kollegen in den anderen Bundesländern die Situation weiter aufmerksam über einen längeren Zeitraum zu beobachten. Politischer Aktionismus und Schnellschüsse verbieten sich hier. Niemand darf aufgrund seines Alters diskriminiert werden.
Auch Menschen jenseits der 65 oder 75 haben ein Recht auf Mobilität. Viele sind sogar besonders darauf angewiesen, um Kontakte zu pflegen, Reisen zu unternehmen oder ganz einfach nur unabhängig zu sein. Und schließlich haben sie regulär ihren Führerschein erworben, der sie ohne Zeitlimit zum Führen von Fahrzeugen berechtigt.
Hinzu kommt, dass Senioren oft zurückhaltend fahren und nach wie vor nicht die größte Risikogruppe im Straßenverkehr darstellen. Das belegt die Statistik ebenfalls. Während landesweit im vergangenen Jahr 20 732 Unfälle mit Senioren registriert wurden, waren es 28 523 unter Beteiligung junger Fahrer - 18 bis 24 Jahre alt.
Gleichwohl gibt die Entwicklung Anlass zu großer Sorge. Offenbar fruchten die zahlreichen Appelle der Behörden, die eigenen, im Alter nachlassenden Fähigkeiten richtig einzuschätzen und das Auto im Zweifelsfall lieber stehenzulassen, nicht wirklich.
Und wenn die Selbstkontrolle versagt, muss der Staat kontrollieren. Er tut es ja täglich auch dadurch, dass er vielerorts das Einhalten der Geschwindigkeit überwacht.
Das Hör-, das Seh- und das Reaktionsvermögen sind Grundvoraussetzungen, um ein Fahrzeug sicher zu führen. Es liegt also für die Verkehrsminister nahe, über regelmäßige, verpflichtende Kontrollen und Tests nachzudenken. Allerdings dann bitte nicht nur für Senioren, sondern für alle Verkehrsteilnehmer.
Schließlich können auch Mittvierziger und sogar junge Leute nicht ausschließen, dass sie die falsche oder gar keine Brille auf der Nase sitzen haben, obwohl sie dringend eine bräuchten.
f.giarra@volksfreund.de

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