Ein neuer Flussarm für Euren

Trier · 2,3 Millionen Euro kostet ein neues Biotop am Moselufer nahe des Trierer Jachthafens. Mit einem symbolischen Spatenstich haben das Wasser- und Schifffahrtsamt sowie die Stadt Trier die Bauarbeiten an dem künstlichen Flussarm begonnen.

Trier. Noch wächst dichtes Gestrüpp auf dem Gelände nordwestlich des Jachthafens Monaise in Trier-Euren. Auf der anderen Seite des Areals liegt der Bauhof des Wasser- und Schifffahrtsamts (WSA). Der Moselradweg verläuft an der Stelle nahe am Ufer. Der Blick auf das überwucherte Gelände lädt nicht gerade zum Verweilen ein - doch das soll sich bald ändern. In einem Jahr wird das Gebiet komplett umgestaltet sein. Denn das WSA legt dort in Zusammenarbeit mit der Stadt Trier einen künstlichen Nebenarm der Mosel an. Am Donnerstag haben die Verantwortlichen mit einem symbolischen Spatenstich den Beginn der Bauarbeiten eingeleitet.
Das 2,3 Millionen Euro teure Biotop ist ein ökologischer Ausgleich für die Umwelteingriffe, die zurzeit wegen des Baus der zweiten Schleusenkammer in Trier nötig sind (siehe Extra). Beim Spatenstich meint Charlotte Kurz, stellvertretende Leiterin des WSA Trier: "Normalerweise erfolgen solche Ausgleichsmaßnahmen zeitverzögert, hier machen wir es parallel."
Im Detail ist geplant, zuerst einen 1,5 Kilometer langen Abschnitt des Moselradwegs näher an das Eurener Gewerbegebiet zu verlegen. Sobald der neue Radweg fertig ist, trägt eine Baufirma 135 000 Kubikmeter Erde von dem zwölf Hektar großen Gelände ab. Fast 2000 LKW-Ladungen Erdaushub müssen zur Deponie in Biebelhausen gebracht werden. Danach legen die Arbeiter den neuen Flussarm an.
Genau genommen werde es eine "naturnahe Auenvegetation", heißt es in einer Broschüre des WSA. Die Anpflanzung großflächiger Schilfbestände, Weidengebüsche und Auenwälder ist geplant. Es soll ein Rückzugsort für Fische zum Laichen werden. Jungtiere können dort geschützt vor Strömung und Wellen aufwachsen. Nach Abschluss der Arbeiten des WSA brauche die Natur noch einige Zeit, bis sie ihre Arbeit getan habe, sagt WSA-Chef Albert Schöpflin beim Spatenstich.
Von der Mosel wird er mit einer Kiesbank abgetrennt. Für Radfahrer und Fußgänger legt das WSA eine Aussichtsplattform am neuen Moselradweg an. So können sie die Tiere in dem Biotop beobachten.
Das Fazit der Trierer Bauderzernentin Simone Kaes-Torchiani: "Hier wird etwas geschaffen, wovon alle etwas haben: die Wirtschaft, Erholungssuchende und die Natur." Kaes-Torchiani war beim Spatenstich vor Ort, weil die Stadt Trier das Land für das Biotop kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Die Stadt und das WSA haben zudem jeweils mit einer Finanzspritze von 200 000 Euro eine Grabung des Rheinischen Landesmuseums ermöglicht.
Die Museumsarchäologen haben dort drei Jahre lang untersucht, wie das Moselufer in dem Bereich besiedelt war. Dabei haben sie Siedlungsreste aus der Bronze- und Eisenzeit von etwa 1000 vor Christus und einen römischen Friedhof (30 v. Chr.) gefunden. Größtes Artefakt war ein bestens erhaltener Sarkophag (der TV berichtete).
Extra

Der Bund investiert 70 Millionen Euro in den Bau einer zweiten Schleusenkammer in Trier - darin sind Ausgleichsmaßnahmen wie in Euren enthalten. Trier ist dabei einer von zehn Schleusenstandorten, die an der Mosel mit einer zweiten Kammer erweitert werden. Durch den Ausbau will der Bund die Mosel als Verkehrsweg zukunftsfähig machen. Insgesamt steckt der Bund 400 Millionen Euro in die Modernisierung der Mosel als Binnenschifffahrtsstrecke. Zurzeit werden etwa 15 Millionen Tonnen Güter auf der Mosel transportiert. Bis 2025 sollen es 25 Millionen Tonnen sein. cmk

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