Falschparker haben auf dem Land oft leichtes Spiel

Schweich/Waldrach/Trierweiler · Verwarnungen fürs Falschparken kennen viele Kreisbewohner oft nur von Besuchen in Trier. Denn in vielen Verbandsgemeinden wird nur sporadisch kontrolliert. Nur in Saarburg müssen sich Parker besonders in Acht nehmen.

Schweich/Waldrach/Trierweiler. Knapp zwei Dutzend Bedienstete der Stadt kümmern sich in Trier um Falschparker. Viele Autofahrer aus dem Landkreis haben schon einmal eine Verwarnung mit Zahlungsaufforderung von einem der Damen und Herren an der Windschutzscheibe ihres Wagens gefunden. In diesem Jahr werden wohl mehr als 83 000 Knöllchen verteilt.
Auch jenseits der Stadtgrenze laufen Fahrer Gefahr, gebührenpflichtig verwarnt zu werden. Dabei gibt es jedoch regional starke Unterschiede.

Einsamer Spitzenreiter ist die Verbandsgemeinde (VG) Saarburg. Dort sind nach Auskunft der Pressestelle vier Mitarbeiter unterwegs, um Verstöße zu ahnden. Unter anderem lassen die Saarburger dieses Geschäft von zwei Minijobbern erledigen. Pressesprecherin Susanne Rendenbach sagt, dass 2013 insgesamt rund 9400 Bußgeldbescheide ausgestellt worden sind. Das bedeutete Einnahmen von rund 115 000 Euro. Laut Rendenbach bleibt davon unterm Strich nichts übrig. Denn auf der Ausgabenseite stehen rund 135 000 Euro für Personal und Sachosten. "Ein Gewinn ist mit den Knöllchen nicht zu machen", sagt Rendenbach.

Weniger Kontrollen gibt es in der benachbarten VG Kell am See. Laut Verwaltung werde ein Mitarbeiter sporadisch auf Zuruf dafür eingesetzt. Ergebnis: 57 Verwarnungen (rund 1240 Euro) sind dort in diesem Jahr ausgesprochen worden, 2013 waren es 30.

In der größten Verbandsgemeinde im Landkreis sind normalerweise zwei Halbtagskräfte im Kampf gegen Falschparker im Einsatz. Laut VG-Verwaltung Konz werden sie bei Großveranstaltungen von einem Vollzugsbeamten unterstützt. 5000 Verwarnungen sind in diesem Jahr ausgesprochen worden. Autofahrer mussten dafür circa 84 000 Euro berappen. 2013 waren es etwa 6250 Verwarnungen (rund 94 000 Euro).
Ein Einsatzschwerpunkt ist das Konzer Stadtzentrum. Wie in anderen Verbandsgemeinden auch haben die Mitarbeiter zudem besonders ein Auge auf das Umfeld von Schulen und Kindertagesstätten.

Hermeskeil und der Rest der gleichnamigen VG sind das Einsatzgebiet einer Vollzeitkraft. Laut Verwaltung gab es 2013 rund 1200 Knöllchen. Rund 13 000 Euro wurden dafür fällig.

Zwei Mitarbeiter sind für die VG Schweich unterwegs, um unter anderem Falschparker aufzuspüren. Pressesprecher Wolfgang Deutsch berichtet von einem stark gestiegenen Aufkommen bei den schriftlichen Verwarnungen. 2013 seien es rund 2000 gewesen, in diesem Jahr mehr als 3000. Unter anderem wird kontrolliert, ob Feuerwehrzu- und -ausfahrten blockiert werden.

Die benachbarte VG Trier-Land hat keine Stadt, die der besonderen Aufmerksamkeit bedarf, sondern nur Dörfer. Pressesprecherin Johanna Fox sagt, dass ein Mitarbeiter des kommunalen Vollzugsdiensts mit einem Anteil von fünf bis zehn Prozent seiner Arbeitszeit mit der Parkraumüberwachung beschäftigt ist.
Neben Kontrollen in Trierweiler rund um Kita, Grundschule und Seniorenheim werde auf Anzeige und nach Bedarf reagiert. Rund 2000 Euro Einnahmen aus circa 115 Verwarnungen erwartet die VG für 2014. 2013 waren es 85 Verwarnungen (rund 1800 Euro).

Ganz anders sieht die Sache in der Verbandsgemeinde Ruwer aus. Dort geht die Zahl der Verwarnungen zurück. Von 96 im Jahr 2013 auf bisher 19 im Jahr 2014. Die Einnahmen sanken dadurch von 2000 auf 400 Euro. Das hat jedoch vermutlich wenig damit zu tun, dass an der Ruwer, im vorderen Hochwald und im Pluwiger Ländchen besonders korrekte Verkehrsteilnehmer unterwegs sind. Es liegt wohl eher an der Langzeiterkrankung eines Behördenmitarbeiters.

Nicht nur bei der Parkraumüberwachung gibt es übrigens zwischen Stadt und Land einen gravierenden Unterschied. Trier übernimmt ab 2016 auch die Kontrolle des fließenden Verkehrs (der TV berichtete). Laut Konzept der Stadtverwaltung sollen durchschnittlich sogar 100 Raser pro Tag geblitzt werden. Die Verbandsgemeinden im Landkreis wollen die Geschwindigkeitsüberwachung nicht übernehmen. Dafür bleibt weiter die Polizei zuständig.Meinung

Parken wie im Wilden Westen
Verbandsgemeinden sollen sich um den ruhenden Verkehr kümmern. Sollen. Für die meisten Verwaltungen ist allerdings der Name Programm: Sie lassen die Aufgabe weitgehend ruhen! In den Städten werden Kontrollen noch halbwegs ernsthaft betrieben. Aber auch nur, weil sich dort die meisten Parkplätze befinden und sich der Personalaufwand am ehesten rechnet. In den Dörfern wird jedoch so gut wie nicht kontrolliert. Das Ergebnis: wildes Parken, wohin man schaut. Schilder werden ignoriert, Autos auf dem Bürgersteig sind die Regel. Und wer beachtet eigentlich noch das Parkverbot unmittelbar an und gegenüber von Einmündungen? Kaum jemand. Es herrscht Park-Anarchie in Reinkultur. Jeder macht, was er will, denn Konsequenzen gibt es ja keine. Die Situation wird auch deshalb vielerorts immer prekärer, weil zwei Stellplätze pro Wohneinheit mittlerweile zu wenig sind. Auch in den Dörfern brauchen wir mehr öffentliche Parkplätze - und mehr Kontrollen. a.follmann@volksfreund.de

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